Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0016

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
15

Vermischtes — Anzeigen

16

Zeichnungen niederländischer Meister aus der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts vermacht. Die Sammlung zählt einige
hundert Stücke und enthält Werke von Israels, Jakob und
Willem Maris, Bosboom, Mauve, Neuhuis, Weißenbruch
und anderen. Da an die Schenkung, die mit dem Ableben
des Stifters und seiner Frau in den Besitz des niederlän-
dischen Staates übergeht, die Bedingung geknüpft ist, daß
die ganze Sammlung als ein ungeteiltes Ganzes vereinigt
bleiben muß, das Reichsmuseum aber keinen Raum mehr
zur Verfügung hat, so wird man wahrscheinlich auf dem
noch freien Gelände hinter dem Reichsmuseum ein be-
sonderes zweistöckiges Gebäude errichten, zu welchem
Zweck 80000 Gulden von der niederländischen Regierung
zur Verfügung gestellt werden sollen.

Durch Verfügung des jüngst verstorbenen Vorsitzenden
des Bremer Kunstvereins, Dr. H. H. Meier soll die Bremer
Kunsthalle eine bedeutende Bereicherung erfahren. Ur-
sprünglich sollten die reichen Sammlungen Meiers erst
nach dem Tode der Frau der Kunsthalle überwiesen werden;
doch hat die Witwe den Entschluß kundgegeben, schon
in nächster Zeit ihre Schätze der Kunsthalle anzuvertrauen.
Es handelt sich um etwa 60—70000 Blatt wertvoller
Radierungen und Holzschnitte. Außerdem sollen nach
dem Ableben der Gattin die Zinsen eines bestimmten
Kapitals der Kunsthalle zugute kommen. — Dr. Gustav Pauli
hat in einer kleinen Broschüre die Verdienste des Ver-
storbenen gewürdigt. Er schreibt unter anderem: Seit etwa
dreißig Jahren hat der Verstorbene erfolgreich seine Kunst-
sammlungen betrieben und dabei von vornherein sein
Augenmerk auf eine Ergänzung der Sammlungen des
Kunstvereins gerichtet. Alle Länder Europas, die für
graphische Kunst in Betracht kommen, hat er berücksichtigt,
und von den Meistern, die in diesem Teil der Kunst-
geschichte eine Rolle gespielt haben, fehlt in seinen Mappen
kein einziger. Natürlich sind nicht alle gleichmäßig ver-
treten. Mit besonders dankbarer Anerkennung muß her-
vorgehoben werden, daß eine Reihe der ersten Graphiker
des 19. Jahrhunderts in der Meierschen Sammlung hervor-
ragend vertreten ist. Geradezu einzig stehen die Kollek-
tionen der Werke Menzels, Klingers, Stauffers und Ludwig
Richters da. Unter ihnen finden sich nicht wenig Unika.
Von den Franzosen sind ausgezeichnet vertreten Gavarni,
Raffet, Charlet, Lunois, Meryon und Toulouse-Lautrec, von
den Engländern beispielsweise Cameron, Legros und
Shannon.

Der verstorbene Rentner Ludwig Joseph Pfungst
hat außer einem bedeutenden Kapital auch seine Gemälde-
sammlung der Stadt Frankfurt vermacht. Die Pfungstsche
Galerie hat überwiegend modernen Charakter. Der größte
Teil der Bilder stammt aus München. Uhde, Stuck, Sam-
berger, Habermann, Albert von Keller sind mit hervor-
ragenden Arbeiten vertreten. Ferner sind Bilder von Slevogt,

Herterich, Leibi, Haider, Landenberger, Dill, Pietsch und
zahlreiche andere bedeutende Stücke in dieser Sammlung
enthalten, die demnächst einen Teil der städtischen Galerie
in Frankfurt bilden sollen.

Zur Errichtung eines tschechischen kunsthistori-
schen Museums in Prag schenkte Ferdinand Lehner der
Stadt seine Gemäldesammlung und eine Summe von
100000 Kronen.

Dem Kaiser-Friedrich-Museum Berlin hat Prof. Sarre
seine schöne Sammlung für längere Zeit anvertraut. Wir
werden auf diese sehr geschmackvoll arrangierte Ausstellung
noch zurückkommen, die den Reichtum der islamischen
Kunst dem deutschen Publikum nahe bringen soll.

Das Berliner Kunstgewerbemuseum hat durch die
Sammlung alter Druckwerke aus dem Besitz des verstor-
benen Architekten Hans Orisebach eine außerordentliche
Bereicherung erfahren. Die wertvolle Sammlung enthält
1854 Bände aus den verschiedenen Epochen und Werk-
stätten des Buchdrucks des 15. bis 18. Jahrhunderts, dar
unter etwa 250 Inkunabeln des 15. Jahrhunderts, hervor-
ragende Drucke der Früh-, Hoch- und Spätrenaissance,
sowie vortreffliche Beispiele der französischen Buchkunst
des 18. Jahrhunderts. Die Sammlung hat ihren Platz in
der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums gefunden und
wird von jetzt an allgemein zugänglich sein. Ihr Wert
wird auf etwa 130000 Mark geschätzt; sie findet ihres-
gleichen nur noch in der bibliographischen Sammlung des
Buchgewerbemuseums zu Leipzig; ihre Erwerbung wurde
nur durch eine namhafte und außerordentliche Beteiligung
des Staatshaushaltes und durch zahlreiche Beiträge Privater
möglich gemacht.

VERMISCHTES

Der Magistrat von München hat zur Errichtung eines
Nationalmuseums für klassische Meisterwerke, Naturwissen-
schaft und Technik 1 Million Mark bewilligt.

Anfang nächsten Jahres erscheint im Verlage von E.
Haberland, Leipzig-R., unter dem Titel »Dreßlers Kunst-
jahrbuch « ein Nachschlagewerk für bildende wie angewandte
Kunst, dessen Herausgeber der Malerarchitekt Willy O.
Dreßler ist. Es enthält in übersichtlicher Anordnung unter
anderem ausführliche Verzeichnisse sämtlicher Künstler,
Akademien, Kunst- und Kunstgewerbeschulen, Museen,
Galerien, Privatsammlungen, Stiftungen, Stipendien, Kunst-
genossenschaften, Künstler-und Künstlerinnenvereine, Kunst-
zeitschriften und Kunstsalons usw. von Deutschland, Öster-
reich und der Deutschen Schweiz. Zum Zwecke einer zu-
verlässigen Bearbeitung des Inhalts werden in diesen Tagen
an sämtliche Interessenten Fragebogen ergehen und werden
diejenigen, die einen solchen nicht erhalten sollten, gebeten,
sich an die Schriftleitung von Dreßlers Kunstjahrbuch, Berlin
W. 30, Landshuter Straße 2, zu wenden.

4 werden für die Rezension von kunstgeschichtlichen und technischen
%J@SUCH Werken Mumifizierte Fachleute.

Zuschriften sub F. C. N. 366 an Rudolf Mosse, Frankfurt a. M.

Inhalt: Münchener Brief. Von Franz Dülberg. — Der Erhaltungszustand des ravennatischen Mosaiks im Kaiser-Friedrich-Museutn. Von O.Wulff.

— Der Kunstkongreß in Venedig. — O. Sacconi f; F. Hohfelder f; Ch. Ephrussi t- — Medaillenverleihung; Ehrung Professor A. Ober-
länders; O. Wrba, Professor; Professor Oraff tritt in den Ruhestand; H. Licht, Geh. Baurat. — Hausankauf in Nürnberg — Denkmäler
in Minden, Clamecy, Worms und Franzensbad. - Funde bei Krokies; Wandgemälde in Nürnberg aufgedeckt; Fund eines Friedhoffeldes in
Weimar. — Ausstellungen in Hamburg, Posen, M.-Gladbach, Berlin, Krefeld, Bremen und Leipzig. — Schenkungen an das Reichsmuseum
zu Amsterdam, die Bremer Kunsthalle und die Stadt Frankfurt; Tschechisches kunsthistorisches Museum für Prag; Sammlung von Prof.
Sarre; Erwerbung des Berliner Kunstgewerbemuseums. — Nationalmuseum für München; Dreßlers Kunsijahrbuch. — Anzeigen.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h. Leipzig
 
Annotationen