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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0176

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335

Vereine — Vermischtes

336

Die Witwe Carries hat bei der jüngst stattgehabten
Versteigerung der Kunstschätze ihres verstorbenen Gatten
zwei Statuetten des Mio-O (12. Jahrhundert) zurückgekauft,
um sie dem Louvre zu schenken.

Rom. Projekte für die vatikanische Bildersammlung.
In der florentinischen Zeitschrift »// Marzocco* publizierte
vor Tagen Herr Piero Misciatelli einen interessanten Artikel
über die Projekte, die der Papst vorhaben soll, in bezug
auf Änderungen in der Aufstellung der vatikanischen Pina-
kothek. Man spricht da von einer vollkommen neuen Ein-
richtung der Galerie, von großen hellen Sälen mit allen
modernen Einrichtungen für Lüftung und Heizung. Nun
ist es sicher, daß man für die Bildersammlung etwas tun
wird, aber so gründlich werden die Änderungen doch nicht
sein. Es handelt sich nur um einen provisorischen Umzug,
um die Bilder aus den heutigen Räumen, wo sie leicht
einer Feuersbrunst zum Opfer fallen könnten, zu entfernen.
Im Laufe eines Jahrhunderts ist die vatikanische Pinakothek
schon viermal umgezogen. Der Platz, den man für die
provisorische Aufstellung gewählt hat, ist in dem Gebäude
zwischen der Via delle Fondamenta und dem Cortile di
Belvedere, unter dem Teil der Bibliothek, wo das Christ-
liche Museum und die Sammlung Cicognara sich befinden.

Fed. H.

VEREINE

In Stuttgart hat sich ein Verein wiirttembergischer
Kunstfreunde gebildet, dessen erstes Mitglied der König
ist. Dieser Verband läßt ein großes Ateliergebäude nach
Entwurf von B. Pankok für die nach Stuttgart zu berufen-
den Künstler errichten und garantiert jedem derselben eine
bestimmte Jahreseinnahme, vermittelt ihnen Aufträge und
veranstaltet Ausstellungen für sie. Die Vorschläge für die
Berufungen gehen von der Künstlerkommission des Vereins
aus. Unter den zunächst nach Stuttgart berufenen Malern
wird Fritz Erler genannt, und neuerdings hat auch J. V.
Cissarz, ein Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie, den
Ruf nach Stuttgart angenommen.

In Thorn hat sich ein Verein für bildende Kunst und
Kunstgewerbe gebildet, der in erster Linie eine praktische
Förderung und Unterstützung sämtlicher Kunstzweige
anstrebt.

VERMISCHTES

Ein bezeichnetes Werk des Jacopo da Casentino.

Nachdem man in den letzten Jahren die Grundlosigkeit
der Zuschreibung der zahlreichen von Crowe und Caval-
caselle, Toesca, Carlo Gamba zusammengestellten Werke
von Jacopo da Casentino nachgewiesen, sie alle als dem
15. Jahrhundert angehörig erwiesen, und dadurch den
Künstler für uns zum bloßen Namen gemacht hatte, wird
es die Freunde des Trecento um so mehr interessieren zu
erfahren, daß sich noch ein mit dem vollen Namen echt
bezeichnetes Altärchen erhalten hat. Guido Caguala in
Mailand ist der Besitzer desselben und stellt uns die bal-
dige Veröffentlichung in der »Rassegna d'Arte« in Aus-
sicht. Wilhelm Suida.

Das Programm für die Reinbrandtfeier in Leyden ver-
zeichnet außer der Enthüllung des Denkmals für den

14. Juli noch die Eröffnung zweier Ausstellungen, von
denen die eine aus Gemälden von Rembrandt und von
Leydenschen Meistern aus dem 17. Jahrhundert bestehen,
die zweite ausschließlich Zeichnungen und Radierungen
und eine Reihe Rembrandtscher Kopien nach italienischen
Meistern enthalten wird.

Aus dem Geschäftsbericht der Renten- und Pensions-
anstalt für deutsche bildende Künstler für das Jahr
1905 sei erwähnt, daß das Vermögen der Anstalt von
461 658 Mark auf 506622 Mark gestiegen ist.

In Worpswede hat sich ein Kunstgewerbehaus,
G. m. b. H., wahrscheinlich unter der Leitung Heinrich
Vogelers, aufgetan.

Kiel. Der Provinziallandtag von Schleswig-Holstein
hat 200000 Mark zur Schaffung eines Neubaues für das
Thaulowmuseum bewilligt. — Der Bau des neuen Rat-
hauses wurde dem Karlsruher Professor Hermann Billing
übertragen. Es stehen 2 V» Millionen Mark dafür zur Ver-
fügung.

Die Wiener Sezession hat beschlossen, jährlich eine
Mappe mit graphischen Arbeiten ihrer Mitglieder heraus-
zugeben. Die Auflage derselben umfaßt im Ganzen nur
100 numerierte, von den Künstlern signierte Exemplare
und kommt nicht in den Handel, sondern ist nur direckt
durch Subskription um den Preis von 100 Kronen jährlich
zu beziehen. Jede Jahresmappe kann einzeln subskribiert
werden. Die 1. Lieferung mit Arbeiten von Andri, Jettmar,
Schmutzer, Stöhr und Stolba ist kürzlich erschienen.

X München. Die ordentliche Mitgliederversammlung
der Sezession am 2. April beschloß die Aufnahme außer-
ordentlicher Mitglieder, deren Beiträge ausschließlich im
Interesse der Sezessionsgalerie verwendet werden sollen.
Ein demnächst zu erlassender Aufruf soll weitere Kreise
des Publikums für diese Galerie, die gegenwärtig 35 Num-
mern zählt, interessieren.

Ein Prachtwerk über altorientalische Teppiche.
Im Anschluß an das vom Österreichischen Handelsmuseum
1892—1896 herausgegebene Werk »Orientalische Teppiche«
veröffentlicht das k. k. österreichische Museum für Kunst
und Industrie in Wien ein Tafelwerk, das die bedeutendsten
der seit 1896 aufgefundenen altorientalischen Teppiche
auf 25 farbigen Tafeln wiedergeben soll. Herausgeber ist
Hofrat A. v. Scala, während Geheimrat W. Bode-Berlin
die Einleitung geschrieben hat. Die Reproduktionen der
kostbaren Teppiche werden in der Hof- und Staatsdruckerei
in Wien in kombiniertem Verfahren jede Tafel in 16 — 18
Farben hergestellt.

Perugia. Die Villa Petronilla, welche der Besitzer,
der namhafte Maler Graf Lemmo Rossi Scotti mit histo-
rischen Fresken geschmückt, und in welcher er Schätze von
moderner italienischer Kunst angesammelt hatte, ist von
einer Feuersbrunst zerstört worden. f. h.

Brüssel. Der große Sammler und Mäcen Raoul Wa-
rocque, Abgeordneter und Grubenbesitzer von Mariemont,
hat sich zum Ankaufe einer Kopie des Rodinschen Werkes
»Die Bürger von Calais« entschlossen. Wie so viele her-
vorragende Skulpturen, wird auch diese schöne Gruppe
den Park des Schlosses von Mariemont zieren, und zwar
wird sie ihren Platz hinter dem Eingang zum Park finden,
der direkt dem Bahnhofe gegenüber gelegen ist. a. r.

Inhalt: Wiener Brief. Von Ludwig Hevesi. — Wolfgang Kailab t- — Eugene Carriere t* — Friedrich Gönne t; Albert Flamm f; F. Behrendt!;

Emil Soldi t; Celestin-Anatole Calmels t; Alexander Bihari t; Dr. Ludwig Nieper f, Alfred Thieme t; Robert Henze t- — Wettbewerb um
einen Entwurf für das Deutsche Museum in München. — Rom, Villa Albani; Karmeliterkloster zu Helsingör; Ein nationales Denkmal in
Oefahr. — Funde in Saint-Ubes, Karlsruhe und Worms; Ein neues Bildnis Albrecht Dürers. — Ausstellungen in Oraz, Darmstadt, London,
Frankfurt a. M., Dresden, Zürich, Posen, Rom und Leipzig. — Bremen, Kunsthalle; München, Neue Pinakothek; Berlin, Kaiser-Friedrich-
Museum; Pariser Sammlungen. — Stuttgart, Verein württembergisrher Kunstfreunde; Thorn, Verein für bildende Kunst und Kunstgewerbe.
— Vermischtes.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., q. m. b. h., Leipzig
 
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