Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0213

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
40Q

Ausstellungen

von den primitiven Meistern ab über die Blütezeit bis in
unsere Tage ermöglicht.

Eine Robert Henze-Ausstellung ist in dem Atelier
des verstorbenen Bildhauers in Dresden-Plauen eröffnet
worden. Sie enthält eine Reihe größerer und beträcht-
licher Werke des Künstlers, sowie kleineren Statuetten,
Reliefs in Marmor und Bronze und reizende Plaketten.

X München. Der Kunstsalon Wimmer benutzt eben-
so wie andere Münchener Salons seine im Licht wie in
der architektonischen Anordnung hervorragenden Räumlich-
keiten zur Vorführung wechselnder Kollektionen. Bei der
grotesken Armut an Ausstellungsgelegenheiten, die in Mün-
chen immer noch grassiert, darf man dieses Unternehmen
mit Freude begrüßen. Den Anfang machten Hennann
Rüdisühli und Prof. Georg Papperitz. Rüdisühli, der be-
kannte, in München tätige Schweizer Maler, führt eine
größere Serie seiner stark von Böcklin beeinflußten Land-
schaften vor. Sie werden durchgehend von einem heroi-
schen Pathos des Aufbaues und der Farbe charakterisiert.
Manche Stücke, besonders die rein phantastischen Land-
schaften, sind von dem Vorwurfe idealistischer Phraseologie
nicht ganz freizusprechen. Papperttz ist als eleganter, kon-
ventioneller Schilderer mondäner Weiblichkeit bereits be-
kannt und festgelegt. Seine Kollektion gibt zu besonderen
Bemerkungen keinen Anlaß.

Schwerin i. M. Im Qroßherzoglichen Museum ist
eine Michelangelo - Ausstellung veranstaltet worden. In
etwa 300 Nachbildungen wird hier die Kunst des Meisters
von den ersten Anfängen bis zum Ende veranschaulicht.
Nur die Architekturwerke Michelangelos konnten wegen
des fehlenden Abbildungsmaterials nicht vollständig zur
Anschauung gebracht werden. Vollständig dagegen sind
die Jugendwerke beisammen. Die Fragmente des Julius-
denkmals sind zusammengestellt, ebenso gelangten auch
die Denkmäler der Medicikapelle mit zahlreichen Details
zur Ausstellung. Am reichsten ist in der Ausstellung die
Sixtinische Kapelle vertreten. In Kohlen- und Farbendruck,
in Photogravüren und Lithographien ist hier ein nahezu
vollständiges Abbildungsmaterial zusammengestellt. Vor
allem werden einem größeren Publikum zum erstenmal die
köstlichen Kohlendrucke vorgeführt, welche Domenico An-
derson in der Sixtina aufgenommen hat und welche wohl
alles übertreffen, was wir bis heute an Aufnahmen von
Freskogemälden besitzen. e. St.

X Kunstsalon Brakl, München. Großes Aufsehen
erregt die einige 60 Nummern umfassende Kollektion des
bekannten Schollenmitgliedes Leo Putz, meines Wissens die
erste größere Sammlung, die der Künstler zur Ausstellung
bringt. Man begegnet hier dem aus der Sezession von
1898 in guter Erinnerung gebliebenen Triptychon »Der
gestiefelte Kater«, ferner dem von lachendem Welthumor
erfüllten »Bacchanal«, das im vorigen Jahre wegen »sitt-
licher« Bedenken aus dem Glaspalast entfernt wurde.
Die Hauptnote im Schaffen des Künstlers ist eine lebens-
freudige Sinnlichkeit, die sich vor allem in der saftigen,
frischen Farbe ausspricht. Sein Können und sein starkes
Temperament machen sich besonders in der Schilderung
des nackten Körpers bemerkbar, in der Putz wohl von
keinem deutschen Maler der Gegenwart übertreffen wird.
Trotz seines innigen Verhältnisses zur unmittelbaren Wirk-
lichkeit tritt im koloristischen Aufbau seiner Gemälde ein
klares stilistisches Streben hervor, das herrliche Ton-
wirkungen liefert, ohne der Natur irgendwie Gewalt an-
zutun.

Das Kaiser - Wilhelm - Museum zu Krefeld ver-
anstaltet in der Zeit vom 28. Mai bis 1. Juli eine Ver-
kaufsausstellung deutscher Künstler, die dem als Übel-
stand im Kunsthandel schmerzlich empfundenen Überfordern

von Seiten der Künstler und dem Unterbieten von Seiten
des Publikums entgegentreten und einen praktischen Ver-
such einleiten will, gute Kunstwerke zu festen und billigen
Preisen zu verkaufen.

In Köln wurde am 5. Mai unter Beisein des Groß-
herzogs von Hessen die deutsche Kunstausstellung er-
öffnet. Die Festrede hielt Professor Hans Thoma.

Bei Georges Petit in Paris findet zurzeit eine Kollek-
tivausstellung von Werken des Malers Gustave Moreau statt.

Kopenhagen. In der Ausstellung der Sezessionisten
(»Den Frie Udstilhng«) ist das größte und bedeutendste
Bild Niels Skovgaards Altartafel »Die Taufe am Pfingst-
morgen durch die Apostel« (18x8 Ellen), das der Künstler
nach zehnjähriger Arbeit der Immanuelskirche in Kopen-
hagen geschenkt hat. Eine treffliche Komposition der
etwa fünfzig Figuren in der vom Bache des Vorder-
grundes sanft ansteigenden Landschaft, lebhafte Farben-
gebung und eine erwartungsvoll freudige Stimmung auf
den Gesichtern bezw. ein Sichhingeben unter die Seg-
nung des Sakraments zeichnen es aus; dazu in den Formen
sein sicherer Stil, eine Kreuzung, wie E. Hannover ihn
charakterisiert, von griechischem und italienischem Archais-
mus mit unverfälschtem Grundtvigianismus, der, kindlich,
volkstümlich, derb und dänisch, alles Griechische oder
Italienische in seine kernige, nordische Sprache umformt.
Den letzten Arbeiten des im Februar verstorbenen Land-
schaftsmalers Albert Gottschalk, eines der talentvollsten
unter den Jüngeren, ist eine besondere Wand eingeräumt.
Der Landschafter Fritz Syberg bietet ein Bild »Der erste
Schnee«, in dem der Kampf der Farben, des Grün und
Braun gegen das frische Weiß, gut geschildert ist. Ita-
lienische Motive geben G. F. Clement und Johan Rohde.
Von Georg Seligmann sind seine Bilder aus dem Volks-
leben in Brügge interessanter als das große Gesellschafts-
stück »Ein Musikabend im Salon«. Vilhelm Hammershöj
bringt hier nur zwei Gemälde, ein Hof- und ein Wohnstuben-
interieur (beide in leuchtendem Grau), da eine Sonderaus-
stellung seiner Werke zurzeit in London stattfindet. Sein
Bruder Svend hat Erfolg mit feingestimmten Landschaften.
Gudmund Hentze hat eine Reihe Miniaturen ausgestellt,
mit Sujets aus Volksliedern und Boccaccio. Kr. Zahrt-
rnanns sonderbares Bild »die Riesentöchter Fenja und
Menja malen Gold für König Fredegod« findet keinen Bei-
fall, dagegen zeigen ihn die italienischen Bilder Civita
d'Antino auf der alten Höhe seiner farbenfrohen Kunst.

In dem hübschen Skulpturensaal (zu ebener Erde)
der freien Bildhauer steht Max Klingers Büste von
Georg Brandes. N. Hansen-Jacobsens tüchtige Büste
des jungen dänischen Romanschriftstellers Johannes V.
Jensen hat die Galerie angekauft; aber seine gräßlichen,
hohlen Phantasiegebilde »Der Schatten« (ein schleichendes
Knochenungeheuer) und »Die Freiheit« haben dem Raum
schon den Namen »Schreckenskabinett« eingetragen. Der
Isländer Ejnar Jönsson symbolisiert eine »Windhose« durch
eine, hilflose Menschlein spiralig aufsaugende, weibliche
Kolossalfigur. Zwei Oedipusgruppen und eine als Finsen-
monument gedachte, »Dem Lichte entgegen«, stellt Rud.
Tegner aus, ferner Olga Wagner einen niedlichen Kinderkopf
aus gelbem Marmor auf Onyxfuß und das Bildnis ihres
Gatten Siegfried, der Steinzeug und in ihrer Schlichtheit
erhabene ernste Grabdenkmäler aus farbigem Marmor ge-
liefert hat. Einen eigenen Platz behauptet die Bildhauerin
Anne Marie Carl-Nielsen: ihre Modelle zu den riesigen
Bronzelüren des Domes zu Ribe mit biblischen Darstel-
lungen oder Symbolen der Gegend (Ähren, Wogen) mit
Griffen in Pfauen-,; Schnecken- oder schwebender Frauen-
gestalt sind sinnreich und mit guter Raumeinteilung ge-
schaffen. In ihren farbigen Kopien vom Akropolismuseum,
 
Annotationen