Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0239

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
46i

Stiftungen — Vereine — Vermischtes

462

Sammlung in seiner vollen koloristischen Bedeutung. Im
italienischen Kabinett begegnet man einem neuen Werk
des Giovanni Bellini aus dessen Frühzeit, eine Madonna
mit Kind, und einem neuen Fra Fillipo Lippi, eine Er-
werbung des Kaiser-Friedrich-Museumsvereins; das kleine
Bild ist ein Predellenstück mit der Darstellung eines
Wunders aus der Kindheit des heiligen Ambrosius. Andere
kleinere, historisch wertvolle Erwerbungen aus der siene-
sischen und Florentiner Schule des 14. Jahrhunderts haben
im Trecento-Saale Aufstellung gefunden.

Das Walraff-Richartzmuseum zu Köln erwarb auf
der deutschen Kunstausstellung eine Reihe moderner Ge-
mälde und zwar von Julius Bergmann -Karlsruhe, Roberl
v. //tfttjg'-Stuttgart, Karl/oz-rfa/z-Straßburg, Wilhelm Schreuer-
Düsseldorf, Wilhelm Steinhausen -Frankfurt: Selbstbildnis
mit der Frau, endlich Thomas >Sommerglück«.

Rom. Von der vatikanischen Bildergalerie wurde
schon berichtet, daß sie umgestellt und umgeordnet werden
wird. Nun lauten die allerletzten Nachrichten so, daß
man bei dieser Umgestaltung hoffen kann, bis jetzt ver-
borgene Bilder dem Publikum zugänglich gemacht zu
sehen. Die Direktoren Oalli und Seitz beabsichtigen
nämlich, mit Genehmigung des Papstes alle wertvollen
Bilder, die in den apostolischen Palästen aufbewahrt sind,
in der Galerie aufzustellen und so sollen auch die Bilder
aus der Galerie des Palazzo del Laterano zu den vatika-
nischen kommen. Die ganze Galerie wird in der einstigen
Floreria, nach Schulen eingeteilt, aufgestellt werden und
der Eingang wird von der Via delle Fondamenta aus, die
zu den Skulpturmuseen führt, sein.

Im Schlosse von Versailles sind vor kurzem neue
Säle eingeweiht worden, die ausschließlich für Gemälde
aus der Revolutions-, Direktorial- und napoleonischen Zeit
bestimmt sind. Dabei handelt es sich um Werke, die bisher
wegen Raummangels oder aus anderen Gründen auf Boden-
räumen untergebracht waren, die aber trotzdem einen her-
vorragenden Platz in einer Sammlung verdienen. Unter den
Hauptstücken befindet sich ein Porträt Marats von David,
ferner >Das Fest der Föderation« von Hubert Robert, ein
reizendes Bildnis der Frau Recamier als junges Mädchen, so-
wie eine Anzahl von Bildern von Gros, David, Prud'hon,
Gerard und Isabey, die ausschließlich Prunkszenen der napo-
leonischen Zeit darstellen oder Porträts von Hofleuten sind.
In einem der Säle sind die Büsten Lafayettes und Mira-
beaus von Houdon aufgestellt, während den Saal der
Restauration Bilder der königlichen Familie von Gerard,
ein Porträt dieses Malers von Lawrence und ein Bildnis
der Frau Stael und andere füllen. Zurzeit werden in den
Sälen dieses Schlosses auch die alten Wandteppiche wieder
angebracht und man darf darauf rechnen, daß sämtliche
Gemächer wieder die gleiche Ausstattung erhalten, die sie
ursprünglich hatten und damit der Eindruck der Verlassen-
heit endgültig verschwindet.

STIFTUNGEN
Der kürzlich verstorbene Rentner Hettger hat seiner
Vaterstadt Düsseldorf seine kostbare Kunstsammlung,
die einen Wert von 350,000 M. hat, unter der Bedingung
zum Geschenk angeboten, daß für die Sammlung ein be-
sonderes Museum im Hofgarten errichtet wird. In dem
Falle der Annahme erhält die Sladt gleichzeitig ein Legat
von 150,000 M., wovon die Baukosten bestritten werden
sollen.

VEREINE

f.- Der Schweizerische Kunstverein hat am 9. und
10. Juni in Zofingen (Aargau), wo er gegründet worden,

seinen hundertjährigen Bestand gefeiert. Der Präsident
der Gesellschaft, Abt, bot einen Rückblick über die Ge-
schichte des Verbandes und übergab den Behörden der
Stadt als Geschenk ein Bild von Jacques Ruch. Der
Schweizerische Kunstverein tritt der Schweizerischen Liga
für Heimatschutz bei. Er wendet sich an die Regierungen
aller schweizerischen Kantone, um eine künstlerische Aus-
stattung der schweizerischen Schulbücher zu erreichen,
im Anschluß an die bereits erfolgte Preisausschreibung
der Zürcherischen Erziehungsbehörden in dieser Sache.
Der Schweizerische Kuntverein und die Schweizerische
Gemeinnützige Gesellschaft eröffnen einen Wettbewerb für
Bilder zur Ausschmückung des bürgerlichen Hauses im
Schweizerlande. — Auch der Schweizerische Ingenieur-
und Architektenverein ist der Schweizerischen Vereinigung
für Heimatschutz beigetreten.

In Madrid hat sich unter dem Namen Asociaciön de
Arlistas Espanoles eine Künstlervereinigung gebildet, die
den Zweck verfolgt, kleine Elite-Ausstellungen internatio-
nalen Charakters in Madrid zu veranstalten. Unter den
Mitgliedern werden Benlliure, Beruete, Sorolla Bastida,
Villegas und andere genannt. Zu Ehrenmitgliedern der
Gesellschaft wurden Albert von Keller und Hugo Freiherr
von Habermann-München ernannt.

VERMISCHTES

Ein neuer Gentile Bellini. Im Junihefte des ^Bur-
lington Magazine* berichtet der Attache an der schwe-
dischen Gesandtschaft in Konstantinopel F. R. Martin von
einem kostbaren Funde. Im vergangenen Jahr erwarb er
aus dem Besitz einer alten türkischen Familie ein orien-
talisches Album, das nach den ornamentalen Verzierungen
zu urteilen, von einem Kunstliebhaber im Anfang des
17. Jahrhunderts zusammengestellt sein muß. Außer einer
Reihe von Mustern persischer und türkischer Kalligraphie
enthält dasselbe dreißig europäische Kupferstiche in der
Mehrzahl aus der Mitte und dem Ende des 16. Jahrhun-
derts, ferner zweiunddreißig orientalische Miniaturen, zwei
davon sind von japanischen Künstlern, eine von einem
Chinesen und eine von — Gentile Bellini, wie der Ver-
fasser das mit ziemlicher Sicherheit nachweist. Dieselbe
ist auf Pergament in Wasserfarben und Goldgrund gemalt
und stellt einen jungen Türken in reicher goldverzierter
Gewandung und hohem Turban dar. Eine prächtige, dem
Heft beigegebene Heliogravüre vermittelt dem Kenner die
Bekanntschaft dieses außerordentlich schönen Bildes, das
selbst nach einer strengen stilkritischen Vergleichung mit
anderen Werken Gentiles speziell dem Porträt der Samm-
lung Layard und trotz der offenbar später türkisch hinzu-
gefügten Künstlerinschrift, der Bestimmung recht geben
dürfte. Dazu kommen Gentiles Beziehungen zum Sultans-
hof in Konstantinopel. Alles in allem genug Grund, dies
Bild den übrigen Werken des Venezianers als eins der sub-
tilsten zuzurechnen.

Die Königliche Bibliothek in Berlin hat nunmehr
für 80000 Mark das Exemplar des Mainzer Psalteriums
von 1459, zu dessen Ankauf von leitender Stelle vor einigen
Wochen ein Aufruf an das kunstsinnige Publikum erlassen
wurde, erwerben können und damit dies seltene Denkmal
deutscher Buchdruckerkunst vor der Gefahr, ins Ausland
überführt zu werden, bewahrt.

Der Oldenburgische Landtag bewilligte zur Förde-
rung der Kunst 3000 Mark infolge einer Petition des
oldenburgischen Künstlerbundes und der Vereinigung olden-
burgischer Kunstfreunde. Auch hat das Staatsministerium
eine Kunstkommission ernannt, was immerhin im Rahmen
der norddeutschen Kunstpflege eine vielversprechende Tat
 
Annotationen