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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0091

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15g Vermischtes

ja auch in seinem Besitz befindet) zu erwerben. Diese
ist auf der Rückseite mit schwarzer Kreide bestrichen
(nicht mit Rötel) und läßt den späteren Bürgermeister in
beiden Händen ein Blatt oder Buch halten.

Daß jedoch die Ölskizze bei Leon Bonnat nicht echt
sein soll, wie Professor Six beiläufig bemerkte, und zwar
hauptsächlich aus dem Gründe, weil die Kleidung mehr
der des 18. als der des 17. Jahrhunderts entspräche, dieser
Ansicht werden wohl die wenigsten, die jene kleine Tafel
kennen, beipflichten. Dr. Hofstede de Oroot trat deshalb
auch sofort entschieden für die Autorschaft Rembrandts
ein. Bei einem Werk, das alle Eigentümlichkeiten des
Meisters so rein aufweist wie diese Skizze, muß die exakte
Stilkritik das entscheidende Wort sprechen; ganz abgesehen
davon, daß diese Tracht wirklich nicht hier das einzige Mal
auf Bildern des 17. Jahrhunderts vorkommt. Im übrigen
dürfte es bei der unbestimmten skizzenhaften Behandlung
sehr schwierig sein, die Art des Kostümes ganz präzis
festzustellen. Auch bleibt wohl noch die Frage zu berück-
sichtigen, ob Six den Rock nicht bequemlichkeitshalber —
wie auch auf der einen Zeichnung — geöffnet hatte. Er
stand ja nur Modell für eine schnell improvisierte Vorstudie,
die allein über Stellung und Anordnung im Raum orien-
tieren sollte, ohne daß sie (ebenso wie die anderen Skizzen)
auch in den Einzelheiten für die Radierung selber bindend
gewesen wäre. Die zeichnete Rembrandt erst nachher bei
der eigentlichen Ausführung nach der Natur direkt auf die
Platte. k f,

Jena. Dem neuen Universitätsgebäude in Jena, das
Ende des Sommersemesters 1908 eingeweiht werden soll,
sind eine ganze Reihe künstlerischer Gaben zugedacht. Zu-
nächst hat Ferdinand Hodler in Genf einen Auftrag zur Aus-
schmückung desselben erhalten, wie in der vorigen Nummer
dieses Blattes berichtet wurde. Das Bild, das den Auszug
der Jenaer Studenten in den Befreiungskrieg im Jahre 1813
darstellen wird, soll übrigens nicht in der Aula seinen Platz
erhalten, sondern im Wandelgange des Ostflügels. Ebenso
bezieht sich der Auftrag an Sascha Schneider, über den
berichtet wurde, nicht auf die Ausschmückung der Aula,
sondern auf die Eingangshalle. Hier wird Schneider in
Fresko einen jugendlichen und einen älteren Mann in Über-
lebensgröße malen, die sich gegenseitig mit brennenden
Fackeln das Feuer der Begeisterung reichen. Zwischen
diesen Gestalten hindurch führt der Hauptzugang zur Aula.
Die Aula selbst erhält als Hauptschmuck ein Riesengemälde:
Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige, der Stifter der
Hochschule, zu Roß, gemalt vom Prinzen Ernst von Sachsen-
Meiningen. Außerdem sollen hier die Bildnisse der jetzt
regierenden Fürsten der vier »Erhalterstaaten« der Universität
ihren Platz finden. Über die Vergebung dieses Auftrages
verlautet noch nichts Bestimmtes. Zum Schmuck des
Hauptwandelganges ist eine große Stiftung der ehemaligen
Jenaer Studenten vorgesehen: Eine Reihe von Ölgemälden
in der Größe von 200X160 cm, welche wichtige Ereignisse
aus der ruhmreichen Vergangenheit der Jenaer Hochschule
zur Anschauung bringen werden. Das erste derselben, das
Otto Ubbelohde in Goßfelden übertragen worden ist, stellt
den Empfang des aus der Gefangenschaft heimkehrenden
Kurfürsten Johann Friedrich am Fürstenbrunnen bei Jena
dar (1552). Das zweite Bild, an dessen Vollendung Ernst
Liebermann in München eifrig arbeitet, vergegenwärtigt

— Anzeigen 160

die Blüte der Jenaer Universität im 17. Jahrhundert: Erhard
Weigel, der berühmte Mathematiker und Astronom, mit
einigen Schülern bei astronomischen Beobachtungen auf
der Plattform seines originellen Hauses, das — eines der
sieben Wunder Jenas — vor wenigen Jahren abgerissen
worden ist; im Hintergrunde der »alte Kollegienhof« im
Mondschein (1662). Auf dem dritten Gemälde führt uns
Hans W. Schmidt-Weimar in den alten, jetzt ebenfalls ver-
schwundenen, Jenaer Schloßhof. Auf der Freitreppe er-
kennen wir die Gebrüder Humboldt und den Bergrat Lenz,
im Vordergrunde Goethe im Gespräch mit seinem fürstlichen
Freunde, dem Herzog Karl August von Sachsen-Weimar
(1796). Weitere Darstellungen aus der Geschichte der
Hochschule (Schillers Antrittsvorlesung vom Jahre 1789,
Bismarck umjubelt von den Studenten äuf dem Jenaer
Marktplatze imjahre 1892) sollenviu Auftrag gegeben werden,
sobald die erforderlichen Mittef^j^^aaden sind. — Im Zu-
sammenhange mit diesen Geschichtsbildern sollen die alten
Bildnisse der Professoren eine fröhliche Auferstehung feiern^
die bisher ein fast vergessenes Dasein an den Bücherge-
stellen der Universitätsbibliothek führten. Es sind ihrer
mehrere Hundert, von der Mitte des 16. bi&'zur Mitte des
19. Jahrhunderts, darunter eine große Anzahl künstlerisch
recht bedeutender Werke. Sie werden jetzt von sachkun-
diger Hand gesichtet und soweit nötig, einer Herstellung
unterzogen. Eine Auswahl der besten wird als geistige
Ahnengalerie die langen Wandelhallen der neuen Univer-
sität zieren.

Vornehme U billige bilden immer Kunstblatter,
VUmeuilIC U.Ullll^C Wandfriese, ForträtsI

W.. 1 , Musikerbüsten und kunst-

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64 Seiten stark, 164 Abbild.
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Leipzig :: BREITKOPF & HÄRTEL Kunstverlag

Die durch das Ausscheiden des bisherigen In-
habers freiwerdende Stelle des

Direktors des städtischen Kunstgewerbe-
Museums in Cöln

ist zum 1. April 1908 zu besetzen.

Die Anstellung erfolgt auf gegenseitige halb-
jährige Kündigung, jedoch mit Ruhegehaltsberech-
tigung und Anspruch auf Witwen- und Waisenver-
sorgung. Das bisherige Gehalt beträgt 5500 M.,
steigend alle 3 Jahre um 400 M. bis zum Höchst-
betrage von 7500 M.

Bewerber wollen ihre Meldungen nebst Lebens-
lauf und unter Angabe ihres bisherigen Wirkungs-
kreises bis zum 10. Januar 1908 dem Unterzeichneten
einreichen.

Cöln, den 7. Dezember 1907.

Der Oberbürgermeister.

Inhalt: Rubens' Decius-Zyklus in der Liechtensteingalerie. — Edwin Weißenfels f; Robert Stigell t- — Personalien. — Vom Haus der Königlichen
Bibliothek in Kopenhagen; Denkmalpflege in Dänemark; Denkmal auf dem Düppelberge. - Vigelands Fontäne-Entwurf. — Etruskische
Funde. — Ausgrabungen: zu Mykalessos in Böotien; der Engländer in Sparta; auf Delos. — Ausstellungen in Berlin und Leipzig. —
Teilung des Oeneraldirektoriums der Kgl. Sammlungen in Dresden; Amtliche Berichte aus den kgi. preuß. Kunstsammlungen; Kunst-
sammlungen in Frankfurt a. M.; Eine Fälschung im Museum des CastelloSforzesco in Mailand; Erwerbungen für die Münchener Pinakothek;
Jubiläum der Ny Carlsberg Glyptothek in Kopenhagen; Dänisches Kunstindustriemuseum in Kopenhagen. — Kunsthistorisches Institut in
Florenz. — Vom Sächsischen Kunstverein; Künstlerverein »Dansk Skulpturforening«. — Vermischtes. — Anzeigen.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. o. m. b. h. Leipzig
 
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