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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 13 (1. Aprilheft 1901)
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Schultze-Naumburg, Paul: Kulturarbeiten, [8]: Landstraßen und Wege
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Platzhoff, Eduard: Sprechsaal: in Sachen: Persönlichkeit und Buchhandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0032

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Chausseeeinfassmig! Ich glaube, wcnu man ein Preisausschreiben erließe,
um zu erfahren, zu was sich die Tanne am allcrschlechtesten eignet —
man würde sagen müssen: zur Landstraßeneinfassung. Und ginge das
selbst zur Not im Gebirge, wo die Tanne hingehört — im Vorlande
entwickelt sie sich dabei geradezu zur Karikatur. Ein Blick auf das Bild
3tr. ^ss erzählt mehr, als Wege vermögen.

Und so könnte ich noch seitenlang die Streiche Schildburgs und des
übrigen Deutschland auf Straßen und Wegen weiterschildern. Doch ich
muß das nächste Mal von etwas Neuem erzählen. Der Stoff dazu —
ach Gott, der langte noch für Jahre. paul S ch nl tz e - N a n m b u r q.

Sprecksaal.

In Sacken: persönlickkeU unct Ruckkanclel.

Auch die Verleger haben ihre Geschichte und Psychologie. Für
heute seien nur zwei Typen herausgcgriffen.

Zur Zeit der Klassiker und noch der Nomantik etwa war der her-
vorragendc Verleger ein Mann von feiner Bildung, reich auch an
praktischem Sinn, der seine Aufgabe darin sah, schaffensfreudige Kräfte
zu wecken und um sich zu sammeln. Stieß er dabei auf Berhällnisse,
die dem geistigcn Arbeiter das Schaffcn schwierig oder unmöglich machten,
so griff er ihm wohl unter die Arme und sah darin eine einfache
Menschenpflicht, etwas von jenem Moraliichcn, das sich immer von selbst
versteht. Brachte ihm sein Streben Verlust, fand der Spürsinn, mir
dem er Talente zu entdecken pflegtc, die gewünschte Anerkcnnung nicht,
nun, so zuckte er die Achseln nnd — versuchte es ein andres Mal.

Man kann solche „idealen Zustände" nicht als Norm für die Gegen-
wart aufstellen. Die Daseinsbcdingungen sind schwieriger, das geistige
Angebot ist größer geworden. Es handelt sich nicht mehr darum, Krüste
zu suchen, sondern zu wählen und zu sichten. Man begreift, daß unter
solchen Umständen ein Verleger vor allem andern Geschäftsmann ist,
und man weiß ihm Dank, wenn er ruhig eingesteht, daß der Absatz
seiner Ware für ihn so wesentlich ist wie für den Kaufmann. Wenn er
dabei den mit ihm verbundencn Schriftstellern wohl will, ihnen einen
Gewinnanteil zukommen läßt und Verlnste tragen hilft, so ist das Alles,
was man verlangen kann. Dieser zweite Verlegertypus des verständigen
Geschäftsmannes ist aller Ehren wert, und man wünschte nur, er märe
überall zu finden.

Dem ist leidcr nicht so. Auch daran mögen die Umstände schuld
sein. Wachsende Konkurrenz erschwerte der Presse die Pflicht, von neuen
Erscheiniingen Rechenschaft zu geben. Um alles zu bewältigen, griff sie
zu unlautern Mitteln, druckte „Waschzettel" ab, ließ sich ihr Urteil
erkaufen und zwang zu Jnseraten. Niedrige Spekulantcn verdrängten
die ehrlichen Leute, und auch dcr wackere Verleger war genvtigt, aus
seiner Passioität herauszutreten. So erwuchs nach und nach, bald der
Not, bald dem eigenen Triebe gehorchend, ein gewisser Tchpus von
„modernem Verleger".

Der moderne Verleger dieser Art ist ein großer Mann. Er hat
eine Weltanschauung. Fragt mich nicht woher, aber er hat eine. Ver-

Kunstwart

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