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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 14 (2. Aprilheft 1901)
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Baumgarten, Bruno: Sprechsaal: noch einmal: das Deutsch in der Schule
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0078

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Eins zwar würde auch ich von Herzen wünschen: daß eine
längere und eingehendere Beschäftigung mit der deutschen Dichtung des
Mittelalters und mit der lebendigen Entwicklung der Sprache von oben
her zur Pslicht gemacht würde, etwa im Sinne Nudolf Hildebrands.
Doch auch heute bleibt dem Lehrer, der es ehrlich meint, reichliche Ge-
legenheit, die Schüler für diese Dinge zu interessieren, zu erwürmen.
Und das ist es ja doch, worauf alles hinaus will, Jnteresse, Aufnahme-
fähigkeit und Ausnahmelust, nicht eine Reihe von literaturgeschichtlichen
und sprachlicheu Kenntnissen. Daß solches bei vielen erreicht wird, kann
sich die Schule nicht bestreiten lassen. Wenn es ihr oft mißlingt, so
muß man bedenken, daß an der Geistesbildung des Schülers auch andere
Faktoren mitarbeiten als der Unterricht.

Uebrigens sind heute die Lehrer nicht selten, die auch übcr moderne
Literatur mehr als nur gelegentlich reden, zu ihrer Lektüre anregen und
so nach dem Prinzip der wechselseitigcn Erhellung auch historisch ge-
wordene Epochen als lebendige, werdende erfassen lehren. Und warum
sollte nicht, wer nur Beruf dazu fühlt und seinen Schülern nahe ge-
kommen ist, auch einmal Lyrik, klassische und moderne, zum Verständnis
bringen? Nur kein Prinzip daraus machen; denn es ist nicht jeder-
m a n n s Sache. Bruno Laumgarten-

Lose klälter.

Aus GerkLrt k)Luptm-rriris „ÜÜrckLel Rrarner".

Vorbemerkung. Ueber Gerhart Hauptmanns neuestes Bähnenwerk'
hat Schlaikjer in unsern Blüttern (Kw. XIV, 7) berichtct. Nach unserm alten
Grundsatze, von Kunst möglichst viel zu zeigen, möchten wir auch von diesem
Werke unsern Lesern eine wirkliche Anschauung geben, deshalb druckcn wir, nun
es als Buch (bei S. Fischer Verlag) in Berlin crschiencn ist, den letzten Akt
mit seiner viel besprochenen Totenklage hier ab. Zum Verständnisse des Ge-
botenen ein wenigcs über den Jnhalt. Der Maler Kramer sieht in seinem
Sohn Arnold ein Künstlcrgenie, aber der Mensch in Arnold scheint dem Vater
geistig so häßlich, wie Arnold, der Verwachsene, körperlich häßlich ist. Der Sohn
seinerseits ist durch Strenge noch mehr verbittert worden,als schon durch das
Unglück seiner Mißgestalt, er treibt sich faulenzend, trinkend und lüstern
hcrum, voller Empfindung sür sein Elend abcr den Seinigen entsremdet,
immerhin mehr unglücklicher Kindskopf als Lump. Einmal endlich spricht der
Vater ganz als älterer Freund zu ihm, warm und herzlich, aber nun ist's zu
spät, Arnold belügt ihn wieder. Jm nächsten Akte kommt es dazu, datz der
Spott von Stammgästen den in die kellnernde Wirtstochter Liese Bänsch ver-
liebten Krüppel zu einer dummen Droherei mit eincm Revolver führt, der
darauf folgende Skandal aber zum Selbstmord. Nun setzt der Akt cin, den
wir abdrucken. Von den Personen, die sonst noch in ihm vorkommen, ist
Michaline Arnolds tüchtige Schwester, Lachmann, ein ehemaliger Schüler des
Alten, der dankbar an ihm hängt, Krause der Pedell der Kunstschule, an der
Kramer angestellt ist.

(Das Atelier des alten Kramer, wie im zweiten Akt. Nachmittags
gegen sünf Uhr. Der Vorhang, der das eigentliche Atelier abschlietzt, ist, wie
tkunstwart

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