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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 20 (2. Juliheft 1901)
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Batka, Richard: Die Musikalische "Moderne", [5]: die dramatische Tonkunst
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0338

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iri milder Versöhnung zu handhaben wissen, die herrlichsten Wirkungen
erreichen. Und das Vorbild solcher Männer gibt ihrer Periode den
Charakter, das Wirken und Gegenwirken polarer Mächte ist dns statische
Gesetz der Entwickelung, in deren Verlauf dann auch die großen Natur-
wahrheiteu immer klarer und bündigcr zu Tage treten. So verläuft
der Fortschritt, wie Goethe mit unübertroffener Anschaulichkeit sagt, nicht
geradaus, sondern in der Spirale kreiscnd, mit einer stetigen Wieder-
bringung der altcn Verhältnisse auf einer neuen Kulturstufe, wie wir's
an den Schöpfungen der Meister der Vergangenhcit so wunderklar er-
kennen. Die Zukunft freilich weitz keiner. Denn wie weiten Bogen
die Spirale beschreibt und nach welcher Richtung hin sie aufstrebt —
das hängt noch von einer unberechenbaren Macht ab. Es hängt ab
von der Jndividualität der kommenden Münner, die, von den Natur-
gesetzen der Kunst zwar abhängig, doch deren Jneinandergreifen nach
ihrcr eigentümlichen Organisation erst bcstimmt. Und so werden wir auch
bei unserer Betrachtung der lyrischen und instrumentalen Tonkunst mit
den beiden Komponenten des Schaffcns zu rechnen haben: mit den
Gesetzen der Gattung und mit der Sonderartung der Persönlichkeiten.

Richard Batka.

Lose klätter.

Vergessene Oickter. >.

Vorbemerkung. Das crste der nachstehenden Gedrchte gehört eigent-
lich nicht in diese Neihe, obgleich Halm jetzt auch nur noch als Dramatiker
cinigermatzen bekannt ist. Der Gedankc aber, der in der zweiten Hälfte der
folgenden kleinen Elegie von der »Römcrstratze" ausgeführt wird, eben dieser
Gedanke hat unsrc hcutige Zusammenstellung angeregt. Die Dichter, dic wir
hier zu Wort kommen lassen, gehören nicht zu Zenen Grosten, die da Strömcn
gleich fortrauschen ewig durch der Bildung ReickU, sondern zu den Kleineren,
die immerhin „erquicken könnten heule noch und laben, wär nur zerstört die
Römerstrahe nichl, wär nur des Waldes Dick>cht mchc sv dicht." Wir dürfen
sie nicht vergcssen, denn — nun widersprcchcn wir Halm — es ist nicht wahr,
datz „es" „anderSwo leichter zu haben" wäre. Was wirklich cinmal der echt
künstlerische Ausfluh, d. h. die echl mcnschliche Lösung eines wahren, tiefen
und reinen Seelenzustandcs war, das läßt sich so wcnig durch anderes ersetzen,
wie sich cin cdler Mcnsch durch eincn andern ersetzen lätzt. Es kann Neicheres,
Werloolleres konimen, abcr oas wahrhaft Persönliche bleibt iinmer cin Einziges.

Wären unsre Anthologien nicht so klüglich schlecht, ivie sie bis auf ver-
schwindend wcnige Ausnahimn sinü, >o dürflen Gedichle wie die folgenden nicht
in Vergesscnheit lommcn. Wcr aber weitz noch etwas von Blomberg, Merckel,
Holstein und Marx alS lyrischcn Dichteru? Und doch hälte jeder von ihnen
den Anspruch auf einen Platz in einer wirllich guten Anthologiel Zum
mindostens mit je einem Gedichte würde ein jeder diescr Männer noch wirklich
leben, wenn die Kenmnis- und Verständnislosigkeit unsrer Sammler ihnen
nicht den Lebensraum gcnommen hältc, um Puppen aus den Atodebazaren
mit einem Reimmechanismus an ihrer Stalt auszustellen. Wer kennt die Ge-
dichte des Komponisten Fran z v on H o lstein, obgleich sie nach seincm Tode
(lK78) bei Breitkopf u. Härtel erschienen sind — und wo errcicht ein Baum-
bach, erreichte selbst Schcffcl die reine Heiterkeit und die Anschaulichkeit seincs
Kunstwart

ros
 
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