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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 18 (2. Juniheft 1901)
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Pudor, Heinrich: Die Kunst des Quartettspiels
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Schultze-Naumburg, Paul: Kulturarbeiten, [11]: Gartenhäuser und Lauben
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0248

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durchkosten. Dabei hat das Streichquartett einen hohen erzieherischen
Wert und wirkt intellektuell und ethisch bildend. Die Geistes- und Ge-
mütskultur wird von der Kunst des Streichquartetts auf der einen
Seite vorausgesetzt, auf der andern Seite gesteigert und gefördert, er-
weitci.t und vcrtieft. Darum ist zu wünschen und zu hoffen, daß die in
den letzten Jahrzehnten leider zurückgegangene Pflege des Streichquar-
tcttes im deutschen Hausc wiederum weiter um sich greife.

ksoinrich Pudor.

Rullurarbeilen.

Gartcnhäuser uud Laubeu.

Jm Hause schafft der eiserne Zwang der Zweckmäßigkeit manchmal
ohne Absicht des Erbauers etwas Erträgliches. Jm Garten, wo diese
unumgängliche Forderung der Zweckmäßigkeit fehlt, kommt die Rat-
losigkeit unserer Zeit im Gestalten von Lebensformen am trostlosesten
zum Ausdruck. Hätten wir nicht noch vereinzelte Reste von echten
poesieumwobenen alten Gartenanlagen, so wüßten wir heut überhaupt
nicht mehr, was ein Garten sein, welche Gefühlswerte er bergen und
was er in unserm Leben bedeuten kann. Nur in den Köpfcn verein-
zelter phantasiebegabter Menschen könnte sich ein Traumbild von einer
nie erschauten Gartenherrlichkeit verdichten, und man würde ihnen nicht
glauben, wenn sie davon erzählten. Gottlob ist es ja noch nicht so
weit. Wenn man recht sucht, findet man noch in abgelegenen Winkeln
bei eigensinnigen alten Leuten in kleinen Städten — wirkliche Gärten.
Jch habe mir alle gemerkt und sie, wo es anging, im Bilde festgehalten.
Von neuen Anlagen habe ich bis heut noch keine entdeckt, die für mich
den Begriff des Gartens auch nur annähernd gestaltet hätte.

Die Anlagc eines Gartens ist, man mag nun sagen was man will,
eben doch immer eine architektonische Aufgabe, wenn man sie auch nicht
nur aus Steinen baut, sondern als Hauptmaterial die lebende Pflanze
dazu verwendet.

Aber ein Garten ist eben kein Wald und keine Wiese. Er ist die
vermenschlichte Form der freien Natur. Lassen wir den Begriff des
Parks vorläufig ganz außer Betracht und nehmen erst einmal den Garten,
wie er sich als Erweiterung des Hauses darstellt. Hicr erscheint er
durchaus als architektonische Aufgabe, denn sein Zweck ist, wenn auch
nicht gerade Räume, so doch Aufenthaltsorte zu schaffen und zwar ab-
getrennte Aufenthaltsorte, die einer ganz ausgesprochenen Bestimmung
dienen und zu deren Gestaltung, Gliederung und Absonderung der Er-
bauer statt zu totem zu dem lebenden Material der Pflanze greift, die
cr vermittelst Steinbau, Holz- und Lattenwerk und Kultur in seine beab-
sichtigten Formen bringt. Die Pflanze an sich mag sich ja noch so frei
entwickeln — die große Form, die die Gesamtheit der Pflanzen an-
nimmt, ist eine vom Menschen beabsichtigte und deshalb cine architek-
tonische Aufgabe. Davon später mehr.

Betrachten wir heute zuerst einmal die eigentliche Garten-Archi-
tektur, wie sie sich als Grundlage, gleichsam als erstes Glied des er-
weiterten Hauses ergibt. Jch wähle diesen Weg, weil ich zu der Ansicht
gekommen bin, daß sich von der vorhandenen alten Gartenarchitektur

r<unslwart

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