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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 19 (1. Juliheft 1901)
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Göhler, Georg: Allerhand Musikalien
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Bartning, Ludwig: Wie man über Frauenkleidung schreibt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0296

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unbedingt gekannt zu werden. Phantasiestücke im Stile Schumanns, brillant
für Klavier geschriebcn, stets künstlerisch vornehm, ermangeln sio doch der
richtigen Karnevalsstimmung und eines individuellen, persönlichen Gepräges.

Da die Literatur der Kompositionen für zmei Klaviere sehr klein
ist, seien Hermann Scholtz' Variationen über ein Originalthema sop. 77,
F. E. C. Leuckart) empfohlen, die, auch im Gciste Schumanns, die Klang-
wirkung zweier Klaviere geschickt ausnutzen und wegen ihrcr nicht allzu großen
Schwierigkeit auch Dilettanten zugänglich sind.

Jm Namen und Wesen verwandt — also auch gute Musik aus dem
Lager der Schumann-Epigonen — ist mit diesem Werke von H. Scholtz die
^-moll-Symphonie (op. 80) von Bernhard Scholz (Frankfurt am Main,
B- Firnberg). Sie enthält in allen vier Sätzen gut erfundene und tüchtig
verarbeitete Themen, einfachen, aber soliden Orchestersatz, dankbare Steigerungen,
hie und da kleine, feino Uebergänge und — wird trotz alledem auf ihrer
Wanderung durch die Konzertsüle nicht weit kommen. Die Zeiten sind andere
gcworden. Was hilft da alles Könnenl Was hilft andcren wieder, daß sie
mitgegangen sind und alles äutzerlich Moderne angenommen habcn? Die
Hauptsache ist: Mit dem Fühlen, Empfinden, mit dem ganzen Menschen
nicht zurückbleiben, sondern hinausziehen und hinaufl Georg Göhler-

Mie nian über ^rauenkleiclung sckreibl.*

Als seiner Zeit das Buch von Or. C. H. Stratz über „die Schön-
heit des weiblichen Körpers" erschien, glaubte man Hoffnungen daran
knüpfen zu können, daß der Verfasser vielleicht einmal die langersehnte
wissenschaftliche Grnndlage zur Gestaltung unserer modernen Frauen-
kleidung liefern würde. Sein jüngst bei Enke in Stuttgart erschienenes
Werk „die Frauenkleidung" hat diese Hoffnungen gctäuscht. Es behandelt
die Frage vom hygienischcn Standpunkt aus mit umfangreichem wissen-
schaftlichen Material, und dennoch würde sein Einfluß nicht zum Segen sein.

Der meist umstrittene Gegenstand unserer Frauenkleidung ist natür-
lich das Korset. Stratz bekennt sich allerdings zu dem Wnnsch, daß es
mit der Zeit verschwinden möge, und zu der Hoffnung, daß die Zu-
nahme von Leibesübung und Leibespflege diesen hcilsamen Einsluß aus-
üben werde. Er weist die Schäden nach, die der Druck in der Körper-
mitte für die Gesundheit haben muß, wenn auch nicht mit dem Ernst,
den man von einem Arzt in einer solchen Sache erwarten sollte. Auf
Seite heißt es von den Wirkungen, die das Korset auf Lunge und
Baucheingeweide ausübt: „wenn auch die obere Hälfte (der Lunge) die
Funktion größtenteils übernimmt, so sind doch die zu gezwungener Nuhe
verurteilten Organteile (nämlich die untere Hälftc der Lunge) ein reiches
und viel weniger widcrstandsfähiges Feld zur Ansiedlung von Krank-

* Den Lesern des Kunstwarts ist bekannt, daß Schultze-Naumburg seit Jahrcn
deu Kampf auch um eino bcssere Frauenkleidung fühit. Dcmnächst wird ein Buch
von ihm über diese Frage erscheinen. Es ist selbstverständlich, daß ein gutcs
Buch cines Andcrn über dasselbc Thema ihm und mit ihm dem Kunstwait
als eine erfreuliche Bundesgenossenschaft nur willkommcn sein würdt. Um so
mchr bedauern wir's, in üem Stratzschen Bucho Anschauungen zu begegnen,
die uns zur Gegnerschaft zwingen und über die wir sprechen müsscn, weil
diese Jrrtümer mit der Autorität eines Arztcs und eincs Mannes vorgebracht
wcrden, der in dieser Frage schon öfsentlichen Einfluß gewonnen hat. Rw.-k.

Uunstwart
 
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