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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 14 (2. Aprilheft 1901)
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Schneider, Camillo: Ueber Gartenkunst
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Baumgarten, Bruno: Sprechsaal: noch einmal: das Deutsch in der Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0076

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besonderen Fällen andere als durchaus winterharte Sachen an-
gepflanzt werden. Nur dann können unsere öffentlichen Anlagen ein
freudiges, üppiges Leben zeigen, wenn nicht auf Schritt und Tritt Pflanzen
uns stören, die bei uns nur kümmerlich noch am Leben bleiben. Das
Geld, das vielfach sür solche, noch dazu oft recht teure Pflanzen verpulvert
wird, könnte man wirklich meist besser anwenden. Wo Mittel und
Arbeitskräfte zur sorgfältigsten Pflege ausreichen, kann man natürlich
weiter gehn, aber das sind seltne Ausnahmefälle. Die Pflanzung ist ein
äutzerst wichtiger Punkt, und einer, wo trotz oder wegen der vielen
„Regeln" oft schwer gesündigt wird.

Schließen wir. Wer ein Gartenkünstler sein will, muß vor allem
die Natur mit den Augen eines Künstlers ansehen können. Möchten sich
nnsere Landschaftsgärtner darum frei machen von ihrer Einseitigkeit,
ihren althergebrachten Regeln, ihrer Schablone, möchten sie am Kunst--
leben unserer Zeit teilnehmen! Es ist hohe Zeit dazu.

Lamillo Aarl Schneider.

Aprecksaal.

Nock ernrnal: Oas Oeulsck rn cler Sckule.

Lebhaft kann ich mir vorstellen, wie so mancher mit zustimmendem
Kopfnicken die vernichtende Kritik des deutschen Unterrichts auf höheren
Schulen gelesen habcn wird, die im Sprechsaal der ersten Märznummer
ein Herr K- H. veröffentlicht hat. Gibt es doch außer dem Militär
kaum ein Jnstitut, dem jährlich so viel Hunderte berufener Kritiker er-
stehen wie der Schule! „Wenn man neun Jahre malträtiert ist", so
las ich neulich „dann ist man kein Laie mehr!" Wer Schüler des
Gymnasiums gewesen ist, heißt das, gewinnt damit das Rccht, es
selbst einst — zu schulmeistern.

Jn gewissem Sinne — ja! Zur Kritik hat er ein Necht. Abcr
Laie bleibt er darum doch, wenn er nicht auch einmal von der anderen
Seite, ich möchte sagen: gleichsam vom Konfercnzznruner ans einen
Blick in das Schulleben, in diesem Falle speziell in den deutschen Untcr-
richt gethan hat- Gewiß haben manche Vorwürfe in dem erwähnten
Aufsatze ihren guten Grund. Herrliche Dichtungen werden durch nüch-
terne Zerglicderung den Schülern nahezu verleidet, und so wird dem
Gemüt gerade in der Zeit, wo es am schönsten zur Bildung fähig ist,
viel köstliche und heilsame Nahrung entzogen. Viel zu wenig, meiner
Ansicht nach, wird die deutschc Jugend in das eigentümliche Leben, wie
K. H. ganz recht sagt: in die Psychologie der Sprache eingeführt; auch
wird gar mancher zu klagen haben über die graue Theorie der Gram-
matik, die gerade auf diesem Gebiete so schlecht angebracht ist, weil hier
des Lebens goldner Baum steht. Und wie viel verfehlte Aufsatzthemen
werdcn gcstellt!

Und gleichwohl gibt es nichts Ungerechteres und Unfruchtbareres,
als solche Kritik!

Wer nur einen Blick hineingeworfen hat in die pädagogische Lite-
ratur der letzten Jahrzehnte, von Rudolf Hildebrand bis auf Münner
wie Münch, Biese und Jäger, der fühlt, wie da alles aufgeht in

Kunftwart

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