Nun stirbt der Geist — ich seh'sl — Du hiuderst's nicht —
Ueber dich geht's weg, das wilde Roffeheer —
Schwert, ksunger, Pest — rot, schwarz und fahles Roß —
Das weiße schwindet in der blassen Luft
Und kommt vielleicht nach hundert, tausend Iahren,
Rommt wieder, wenn er ausersteht — dcr Geistl
(wendet sich zum Gehen)
Luther: Der Geist ist ewig, unverständig Kind,
Stirbt nicht und stoht nicht auf — das Fleisch nur stirbt I
Und nicht wie Menschen wollen, weht der Geist,
Nicht, wann sie wollenl Weder ich noch der,
Dem du in wirrem Wahne nachgelaufen,
Und unser keiner zwingt den Geist — scin Sausen
lsört einer so, der andere anders. Du
Weißt nicht, woher er kommt, wohin er fährt;
Und Gottes Reich kommt, wie es Gott gefällt,
Nicht, wie's dem Aohlhas diinkt und wie dem Luther!
Der Luther aber hält indeffen fest
An Gottes N)ort, wie's dasteht. — Doktor Iustus,
Nehmt diese mit in euer thaus — und morgen
Soll sie zu ihrem Bruder gehenl
Llsbeth (wild): Meiut ihr,
Ich thue, was ihr wollt? Dersucht es nur,
N)as ihr vermögtl — N)ollt ihr, ihr findet mich
vielleicht am Morgen in den lichten Straßen
Von NAttenberg — vielleicht auch nichtl Fahrt wohl!
Nkan richtet wiodcrtäufer, heißt's — nur zu!
Und wartet ab, wer euch einmal wird richtcn!
(läuft hinaus)
Luther: N)olf, halt sie festl Sie läuft ins feurige Llcnd l
Kunctsckau.
Lilerstur.
"GöltingerMusenalmanach
für (Göttingen, Horstmann).
Balladen von Börries Freihcrr
von Münchhausen (Berlin, Bres-
lauer und Meyer).
Hebbel hat einmal geäußert,
rvenn ihm als gereiftem Mann seine
ersten Gedichte als eines andren Werke
zu Gesicht gekommen wären, er hätte
dem Verfasser unbedingt alles Talent
abgesprochen: Die Persönlichkeit arbei-
tet stch ebcn von allen Dichtungsarten
in der Lyrik am spätesten heraus.
Deswegen kann man nicht erstaunen,
wenn der Göttinger Musenalmanach
für tMt, der als Autoren .zwei junge
Aunstwart
Müdchen, einen Referendar und vier
Güttinger Studenten" vereinigt, in
seinen Liedern und Balladen keine
einzige ausgesprochene, künstlerisch ent-
wickelte Jndividualität aufzuweisen
vermag; ja, die meisten der Dichter
sind überhaupt noch nicht so weit ge-
kommen, daß man ihnen auch nur ein
Ringen nach cignem AuSdruck deut-
licher abspüren künnte; sie singen in
der Mehrzahl, die einen mit mehr, die
andern mit weniger Leichtigkeit und
Feucr, in bekannten Tonarten. Damit
entziehn sie sich aber einer eingehen-
deren literarischen Kritik von selber,
trotzdem sich in einigen der Gedichte
iss
Ueber dich geht's weg, das wilde Roffeheer —
Schwert, ksunger, Pest — rot, schwarz und fahles Roß —
Das weiße schwindet in der blassen Luft
Und kommt vielleicht nach hundert, tausend Iahren,
Rommt wieder, wenn er ausersteht — dcr Geistl
(wendet sich zum Gehen)
Luther: Der Geist ist ewig, unverständig Kind,
Stirbt nicht und stoht nicht auf — das Fleisch nur stirbt I
Und nicht wie Menschen wollen, weht der Geist,
Nicht, wann sie wollenl Weder ich noch der,
Dem du in wirrem Wahne nachgelaufen,
Und unser keiner zwingt den Geist — scin Sausen
lsört einer so, der andere anders. Du
Weißt nicht, woher er kommt, wohin er fährt;
Und Gottes Reich kommt, wie es Gott gefällt,
Nicht, wie's dem Aohlhas diinkt und wie dem Luther!
Der Luther aber hält indeffen fest
An Gottes N)ort, wie's dasteht. — Doktor Iustus,
Nehmt diese mit in euer thaus — und morgen
Soll sie zu ihrem Bruder gehenl
Llsbeth (wild): Meiut ihr,
Ich thue, was ihr wollt? Dersucht es nur,
N)as ihr vermögtl — N)ollt ihr, ihr findet mich
vielleicht am Morgen in den lichten Straßen
Von NAttenberg — vielleicht auch nichtl Fahrt wohl!
Nkan richtet wiodcrtäufer, heißt's — nur zu!
Und wartet ab, wer euch einmal wird richtcn!
(läuft hinaus)
Luther: N)olf, halt sie festl Sie läuft ins feurige Llcnd l
Kunctsckau.
Lilerstur.
"GöltingerMusenalmanach
für (Göttingen, Horstmann).
Balladen von Börries Freihcrr
von Münchhausen (Berlin, Bres-
lauer und Meyer).
Hebbel hat einmal geäußert,
rvenn ihm als gereiftem Mann seine
ersten Gedichte als eines andren Werke
zu Gesicht gekommen wären, er hätte
dem Verfasser unbedingt alles Talent
abgesprochen: Die Persönlichkeit arbei-
tet stch ebcn von allen Dichtungsarten
in der Lyrik am spätesten heraus.
Deswegen kann man nicht erstaunen,
wenn der Göttinger Musenalmanach
für tMt, der als Autoren .zwei junge
Aunstwart
Müdchen, einen Referendar und vier
Güttinger Studenten" vereinigt, in
seinen Liedern und Balladen keine
einzige ausgesprochene, künstlerisch ent-
wickelte Jndividualität aufzuweisen
vermag; ja, die meisten der Dichter
sind überhaupt noch nicht so weit ge-
kommen, daß man ihnen auch nur ein
Ringen nach cignem AuSdruck deut-
licher abspüren künnte; sie singen in
der Mehrzahl, die einen mit mehr, die
andern mit weniger Leichtigkeit und
Feucr, in bekannten Tonarten. Damit
entziehn sie sich aber einer eingehen-
deren literarischen Kritik von selber,
trotzdem sich in einigen der Gedichte
iss