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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 17 (1. Juniheft 1901)
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0234

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ncrsche Lied mit seinem plastischen, den Satz als roter Faden durchziehenden
Hauptthema mag für den Ausführenden einige technische Schwierigkeiten bergen:
dem Verständnis des Hörers erschlicßt es sich mühelos. Man achte auf dic
prachtvolle, volltönige Steigerung in der letzten Strophe. Das ist echter Pfitzner.
Und wahrscheinlich werdcn alle unsere Leser auch zu der Ueberzeugung kommen,
datz der in manchen Kreisen als bLte nolre verschrieene Tondichter wohl ein
eigener Kopf, abcr durchaus nicht der büse Musikwüstling ist, für den man ihn
unbegreiflicherweise gern ausgeben möchtc.

Unsre Bilder führen diesmal die Leser zu Martin Brandenburg,
einen jüngeren Künstler, den wir ihnen schon einmal, im zweiten Februarhefte
mit Bildern vorgestellt haben. Sein weiteres Schaffen bestätigt cs, dah
hier eine autzerordentlich starke Phantasie sich eigenartigen künstlerischen Aus-
druck bildet. Man wolle zunächst unser Doppelblatt betrachten, dcn jungen
Parsifal, den Herzeloide rot aufgeputzt hat, im Wald mit den Vügeln. Nun
sperrt er Mund und Augen auf und drückt sich die Finger aneinander, so weh
wird scinem jungen Herzlein vor Sehnsucht bei diesem Zaubergesange. Dcr
licbe Junge, dann die Vögel sclber, der fleckigo Waldgrund, der Wachholder,
der gleichsam darin herumspaziert, das Gestachel und Gekitorr an den Stämmen

— ja, das ist Märchenwald, aber es handelt stch hier um ein wirkliches ge-
maltes Bild, nicht um andeutende Griffelkunst, deshalb ist alles gegeben, wie's
wohl sein könnte, wirklichkcitsgemätz, nicht symbolisch stilisiert. Jn der „Ur-
heide" ist das schon anders, da ijt das Fleckige, das Heidekraut und Sand
mitsammen bilden, griffelkünstlcrisch andeulend für das geheimnisvolle
Lcben behandelt, das in der weltfernen tiefen Stille hier geistcrt, über
welche die Wolken so sonderbar feierlich hiuziehn, und das Gestalt gewinnt in
dem Kobolde, der sich mit einem fledermausflügligen Gctiere zu schaffen macht.
Vielleicht ist in unserm dritten Bilde, „die letzten Stunden der Nacht und
die ersten des Tages", die Naturstimmung nicht so eigenartig herausgestaltet;
reine wirkliche Anschauung aber vermittelt auch dieses, weit mehr also, als
eine Allegorie- Auf völlig anderm Gebiote zeigen schlietzlich die „Asphalt-
arbeiter" den Künstler, eine Studie, deren autzerordentlichc Vorzüge nach
Zeichnung und Komposition den Laien freilich nicht so ohne weiteres hervor-
treten mügen, wie den Malern, die gerade diese Brandcnburgsche Arbeit be-
sonders schätzen. Wir empfehlen ein kleines Experiment. Man wolle ein Auge
schlietzen und mit dem andern den Punkt suchen, von dem aus das Bild pcr-
spektivisch erscheint. Jeder, der ihn findet, wird dann der autzergewöhnlichen
Kürverhaftigkeit des Bildes und damit der beherrschenden Sicherheit seines
Zeichners zum Ueberraschen gewahr werden-

—. . Vom Vorlesen. Von Ferdinand Gregori. — Schiller. (Schlutz.)

Adolf Bartels. — Die musikalische „Moderne"'. (Fortsetzung.)
Von Richard Batka. — Durch Kunst zum Leben. Von L. von Kunowski. —
Lose Blätter: Aus der Nachlese von Friedrich Hebbels Briefen. — Rundschau.

— Notenbeilage: Hans Pfitzner, Der Gärtner. — Bilderbeilagen: Martin
Brandenburg, Parsifal; Urheide; Stunden; Asphaltarbeiter.

verantwortl.: der Herausgeber Ferdinand Avenariusin Dresden-Blasewiy. Mitredakteure: für Musik:
Or. Richard Batka in ssrag-lveinberge, für bildende Runst: j) a u l S ch u l tz e - R a u m b u r g in Berlin
Sendungen für den Cert an den tzerausgeber, über Musik an Dr. Batka.
verlag von Georg D. lv. Lallwe?. — Agl. Hofbuchdruckerei Rastner L Lossen, beide in München.
Bestellungen, Anzeigen und Geldsendungrn an den verlag: Georg D. lv. Lallwc^ in München.
 
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