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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 18 (2. Juniheft 1901)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0273

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unter sich sind. Aber es triffl nicht
zu, wenn eine neue Bewegung in das
Volk kommt, so lange das Volk das
Gute in dieser Bewcgung noch nicht
versteht und also noch nicht überschätzt.
Für das noch nicht anerkannte neue
Werdende kann die Satire Maifrost
sein. Macht sich nun eine Anzahl mo-
derner junger Künstler öffentlich über
die moderne Kunst so ausgiebig lustig,
so überrascht das demnach. Man fragt
sich: ist denn auch schon dafür gesorgt,
dasi der Avers dcr Münze ausgiebig
genug betrachtet und erfaßt wird, deren
Reoers ihr so eifrig beleuchtet? Jst
denn das Gute der Kunst allerseits
schon so verstanden und nachgefühlt,
dasi die Satire wirklich nur die Ge-
schwüre und nicht das Fleisch selber
ätzt?

Das ist es, was ich die Kunstge-
schäftsfreunde des Herrn Schmeißer
fragen möchle. Wir sind nun endlich
so weit, dasz das Publikum sich ernst-
haft bemüht, das Neue, das ihr
wollt, zu verstehn — nicht weiter,
lange nicht so weit, daß es rnit eurem
Fühlen und Schaun schon wirklich
mitleben, daß es da überall mit
Sicherheit sondern und sichten könntc.
Nun verspotten eine Anzahl von euch
zweihundert Bilder lang selber einer
den andern öffentlich. Glaubt ihr, die
Beschauer werden immer nur das
als verspottet empfinden, was ihr ge-

meint habt, und das Gute, das ihr
vielleicht beim selben Manne bewun-
dert, nicht auch mit? „Vom kunst-
politischen Standpunkte aus" sieht man
hinter diesem Frage- noch ein Aus-
rufungszeichen. A.

Verrniscktes.

* Die ,Grenzboten" sind sehr
empört darüber, daß der Kunstwart
den mit K. H. unterzeichneten Aufsatz
„Das Deutsch in der Schule" gebracht
hat. „Eine Widerlegung verdient die-
ser Unsinn natürlich nicht; es genügt,
ihn tiefer zu hängen." Tauchen über
wichtige Dinge Ansichten so häufig im
Publikum auf, wie die von K. H. über
„Das Deutsch in der Schule", so ge-
nügt es unsrer Ansicht nach nicht,
sie „tiefer zu hängen", sondern es ist
zweckmäßig, eine Besprechung darüber
hervorzurufen. Deshalb haben wir
den fraglichen Aussatz abgedruckt. Wa-
rum stellen die Grenzboten die Sache
so dar, als handle sichs um die Mei-
nung der Redaktion des Kunstwarts
selber? Warum verschweigen sie, daß
der Aufsatz im „Sprechsaal" stand,
unter dem ausdrücklichen Vermerk
„Unter sachlicher Verantwortung der
Verfasser"? Warum reden sie kein
Wörtchen davon, daß bereits im ersten
Aprilheft an derselben Stelle einc Ent-
gegnung erschienen ist?

Llnsre !2oten unä Liläer.

Unsere Notenbeilage bringt diesmal die Bearbeitungen dreier alten
Lieder, welche Leo Blech eigens für den Kunstwart gesetzt hat. Die Melodien
sind fast unberührt geblieben, aber am Klavierpart, in der Harmonik und
Stimmführung ist lehrreich zu bcobachten, wie ein moderner Komponist solche
Lieder empfindet, wie er sie psychologisch zu vertiefen oder zu erläutern sucht.

2. Iuniheft isoi
 
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