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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 22 (2. Augustheft 1901)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0440

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städtischen Bevollmächtigten, dem
„Theaterausschuß", das Aufsichtsrecht
über die geschäftliche Verwaltung und

— bis zu einem gewissen Grade —
auch über die künstlerische Leitung ge-
sichert wird.

Das ist — in so präziser Form
wie es hier zum ersten Mal auftritt,

— bedeutsam genug,und zwar im Guten
wie im Schlimmen. Denn ist eS gut,
daß der Ausschuß sich nunmehr z. B.
die „Dame von Maxim", auch wenn
sie noch so sehr ins Harmlose ver-
deutscht auftritt, fernhalten kann, so
ist es doch schlimm, daß er meinet-
wegen die „Weber" nunmehr durch
Stimmenmehrheit von allen sechs
Stadtbühnen ausschließen kann, deren
eine, hütte sie Freiheit für sich allciu,
vielleicht doch einen Versuch auch mit
dieser Kunst unternähme. Aber schließ-
lich wiegt diese Befürchtung nicht so
schwer, weil ja die Konkurrenz mit
dem weiteren Bühnenleben durch den
Zusammenschluß nicht aufgehoben, son-
dern' nur in größcre Verhältnisse über-
tragen wird. Ja, es steht sogar zu
hoffen, daß das Zensurwesen sich er-
hcblich klärt, denn in dem Theater-
ausschuß ist doch eine immerhin sach-
vcrständigere Urteilsstelle geschaffen, als
in der jetzigen, auf dcr meist nur ein
Stadtberater oder auch Subaltern-
beamter die Dinge wesentlich nach
formalistischen Polizcimaßen zu regeln
hat.

Die Wichtigkeit dieser Verbände für
eine Heimatskultur liegt auf der Hand.
Haben sie sich erst befestigt und ver-
breitet, so kann in ihnen die Mannich-
faltigkeit unseres Volkstums durch ein
unvergleichlich frischeres Leben auch
nach außen hin bethätigt werden, als
es heute möglich ist. Das Unter-
nehmertum kann ja seinem Wesen nach
sür eine langsam aufbauende Arbcit
zur planmäßigen Unterstützung der
landschaftlichen Besonderheit kein Ver-
ständnis haben, im allgemeinen rnuß
llunstwart

es Raubbau mit tzilfe von Gewalt-
mitteln treiben, die es als notwendig
bezeichnet, um seine Bühnen am Leben
zu halten. Die Bundestheater, von
solchen Bedenken unabhängig und in
einem ungleich engeren Verhültnis zum
Publikum ihrer Städte, werden das
lokale und das Dialekt-Stück unbe-
schadet ihrer allgemeineren Aufgaben
ganz anders pflegen künnen, als der
Unternehmer-Direktor, der, wollte
er's auch, doch an seinem eilig zu-
sammengesuchten Personal mehr oder
weniger scheitern würde. Für die Dar-
stcller ist der Gewinn der neuen Ein-
richtung reich, viellcicht ist er für sie
der reichste. Gesicherte Jahresstcllung,
Möglichkeit des „Einspielens", also
ciner Stilbildung, Müglichteit des or-
ganischen Hineinwachsens in die künst-
lerischen Aufgaben. Daß auch die
Oper mit hcrbeigezogen wird, sowie
ein gutes Orchester für regelmäßige
Jnstrumentalkonzerte, steht außer
Zweifel, sobald die crsten Erfolge den
Mut zum Weiterschreiten geben wer-
den- Vielleicht stehen wir im Anfang
einer wirklich bedeutenden Reform.
Und so wünschen wir denn den reg-
samen Kräftcn in Hinter- wie auch in
Vorpommern, wo man mit den nüm-
lichen Plünen beschäftigt ist, den besten
Erfolg. L. Aalkschmidt.

Wusik.

* Ueber mehrstimmigen Ge-
meindegesang in protestantischen
Kirchen hatten wir im Heft eine
Anfrage an die Geistlichen veröffent-
licht. Dazu schreibt uns nun Pfarrer
Beutter in Rothenburg, entsprechend
unsrer eignen Auffassung:

Jch für meinen Teil, der ich nun
seit siebzehn Jahren an Landgemeinden
thätig bin und mich seit sechzehn Jahren
mit der Leitung von Kirchenchören ab-
gebe, kann dem Vorschlag nicht zu-
stimmen, ebensowenig aus prinzipiellen
wie aus praktischen Gründen. Prin-

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