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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

DOI Heft:
Heft 24 (2. Septemberheft 1901)
DOI Artikel:
Göhler, Georg: Enrico Bossi, [2]
DOI Artikel:
Schwindrazheim, Oskar: Von deutscher Bauernkunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0534

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Werke von gleicher Bedeutung anreihte und'jdaß er-daber als seinen
eigentlichcn kunstgeschichtlichen Beruf die Aufgabe erfaßte, für die wir
ihn geboren glauben: die Vereinigung des italienischen Fühlens und
des deutschen Gcdankens in der Musik. So könnte er bei der Vollendung
dcs großen Werkes, dessen Anfänge wir bereits lebendig um uns sehen,
bei der Wiederbelebung der italienischen Musik durch den Geist unserer
deutschen Großmeister Liszt und Wagner, ein Helfer und gleichzeitig auch
für die deutsche Mulik der Gegenwart und Zukunft eine gern ge-
würdigte Perfönlichkeit werden. Georg Göhler.

Von cleulscken kauernkunsr.

lZchlutz).

Deutlich können wir ernster gestimmte Beovlkerungen ovn lolchen
mit heiterer Grundstimmung nnterscheiden; streng einfache, ja plumpe
Formengcstaltungen, tiefe düstere Farben stehen barockfröhlichen, ja über-
mütigen oder andererseits seierlichen, ja graziösen Formen, und lustiger,
heller, prickelnd bunter Farbengebung gegcnüber. Einmal ist die Be-
völkerung streng konservatio, oder mutet altertümlich an, ein andermal
sehen wir eine Bevölkerung, die, gerade wie unsere städtische Kunst, die
Stilwechsel, so gut sie konnte, mitgemacht hat. Einmal haben wir eine
ärmliche, schwer um ihr Leben ringende und davon niedergedrückte Be-
völkerung vor uns, deren Kunst genau denselben Eindruck macht, ein
andcrmal haben wir eine zwar schlecht gestellte, aber energische, selbst-
üewußte kampsesfrohe Rasse vor uns, deren Kunst in ihrer Keckheit und
Fröhlichkeit sich mit dem Grundcharakter ihrer Pfleger deckt, ein drittcs
mal sehen wir ein Volk, auf einem gesegneten Boden seßhaft, der leichte
Mühe tausendfältig lohnt, eine dcmentsprechend üppige, in Formen- und
Farbenüberschwang sich kaum genug thuende Kunst entwickeln.

Ob Gebirgsvolk, ob Niederungsbewohner, ob Geest, ob Marsch-
bauern, ob Ackerbauer, ob Fischcr, ob Gärtner, ob industriell thätige
Bauern, ob auf reichem, ob auf ärmlichem Boden seßhaft, ob germanisch,
ob slavisch, ob gemischt, ob isoliert, ob in größerem Maße angesiedelt,
ob nah, ob fern von städtischcn Einflüssen, ob ernst, ob lcbcnslustig, ob
schwerfällig, ob leichtartig, ob ungeschickt, ob technisch sehr begabt, ob
katholisch, ob protestantisch, ob frei von Alters her, ob hörig, ob alte
bäuerliche Sonderrepublik, ob unter fürstlicher oder kirchlicher Herrschaft
— all das hat cine uncndlich große Zahl von Abartcn in den Bauern-
stilen hervorgebracht.

Einmal ist ein solcher Stil fast unerklärbar unabhängig, cin ander-
mal ist er zwar unabhängig aber doch verwandt mit nah oder ferner
belegcncn andercn bäurischen Stilen, ein drittesmal ist er einem be-
sonders glanzvollen Bauernkunstzentrum geradezu unterworfen. Einmal
ist er von der nahebelegenen Stadt stark beeinflußt, ein andermal ist
trotz großer Stadtnähe kaum eine Spur städtischen Einflusses bemerkbar.
Einmal befinden wir uns in einem Gebiet, wo wir ringsum große
Aehnlichkeit in der Kunst bcobachtcn, ein andermal ändert sich der Stil
fast von Ort zu Ort. Einmal hat dieser städtischen Stil, einmal jener
einen Bauernstil beeinflußt, hier herrschen noch heute romanisch-gotische,
hier Renaissance, hier Empire-Nebeneinflüsse.


2. Sextemberheft tyvi
 
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