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Kunstwart und Kulturwart — 36,1.1922-1923

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Der Dürerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.14437#0013

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Der Dürerbund

Der Dürerbund ist gleich dem Bunde „Heimatschutz" vom Kunstwart-
kreise aus gegründet worden, ist aber die umfassendere Organisation, wie ja
auch der „Kunstwart^ selber uicht nur in engerem Sinne ästhetischen Zu-
sammenhängen nachgeht, sondern dem Verhältnis vom Schein zum Sein in
der gesamten heutigen Kultur. Der Dürerbund ist ein Verband von Vereinen
und einzelnen Männern und Frauen, die sich, gleichviel welcher Partei und
Konfession sie angehören mögen, in ihm zusammengesunden haben, um prak«
tische Kulturarbeit zu leisten. Er steht allen großen Aufgaben der Gegen-
wart offen, soweit sie kulturpolitischer Art sind, nimmt gerne neue Anregungen
von außen an, hat aber zugleich im Laufe von mehr als zwei Iahrzehnten der
Arbeit eine eigene innere Richtung gewonnen, die sein Wesen kennzeichnet.
Er hat immer versucht, der Gegenwart und durch sie der Zukunft zu dienen.
Als es galt, den Angeschmack im öffentlichen Leben zu bekämpfen, hat er zur
Veredlung des Geschmackes nicht nur Kritik, sondern auch helfende Arbeit
geleistet. Der Dürerbund will eine gesunde bodenwüchsige Kultur, deren Er»
scheinung wahr, klar und erfreulich ausdrücke, was ist, und eben durch ihre
flitter- und schminkelose Wahrhaftigkeit beständig nachprüfen lasse, ob das, was
ist, auch gut ist. Die Erscheinung eines Dinges soll Ausdruck seines Wesens
sein, von Glas und Tisch über Haus und Straße bis zur Stadt und Land--
schaft, ebenso im rein Geistigen; auch die Kunst des Wortes darf nicht fäl»
schen noch die Presse als Ausdruck dessen, was sie auszudrücken vorgibt, noch
dürfen es die staatlichen oder sozialen Einrichtungen. Alles dies versteht der
Dürerbund unter „Ausdruckskultur". Der Dürerbund ist zur praktischen
Arbeit da, die zum Teil in den einzelnen Bundesvereinen nach deren eigenem
Ermessen, den besonderen Verhältnissen und Bedürfnissen angepaßt, zum an-
deren Leile vom Arbeitsausschuß geleistet wird. Letztere bildet die Bundes-
Lätigkeit in engerem Sinne. Von den Arbeiten des Arbeitsausschusses seien
vor allem erwähnt:

1. Die MotivierLen Eingaben an Regierungen und Behörden in Sachen
der Ausdruckskultur, die unter der Mitwirkung solcher Sachverständiger aus«
gearbeitet werden, die der Arbeitsausschuß von Fall zu Fall beruft.

2. Das FlugschrifLenunLernehwen: Bis jetzt liegen über 192 Einzel-
schriften vor, die, von allgemein anerkannten Sachverständigen versaßt, nach
den verschiedensten Aichtungen Ausdruckskultur fördern sollen. Von den vielen
Gebieten nur folgende als Beispiele: Volkskunst, Wohnungskultur, Kunstge«
werbe, Landhausbau, Theaterresorm, Heimat» und Naturschutz, Denkmalpflege,
Volkshochschule, Wandern, Käuserpflichten und -Rechte, Volksbibliotheken,
Kinoreform, Iugendpflege und Iugendbewegung, von rechter Festlichkeit,
Landerziehung, Reichskirchenproblem, Gutes Hausgerät, Volkskunstabende
und vieles andere. Verlag Callwey, München.

3. Die Dürerbund-NaLgeber-ArbeiL hat zum Ziel die Beratung
in allen Bücherangelegenheiten, völlig frei von geschäftlichen Interessen.
Diesem dienen: der »Literarische Ratgeber", der für die Gebildeten
aller Schichten bestimnrt ist und in jeder Weise deren Wissensbedürfnis zu
genügen sucht, der „Literarische Iahresbericht^, der einen kritischen
Ueberblick über die gesamten Erscheinungen des jeweils verflossenen Iahres
auf dem Büchermarkt gibt; ferner die „Ratgeber-Schriften", welche den
großen Ratgeber ergänzen sollen (Sondergebiete „Aeber Hausmusik", „Völker--
bund-Literatur^, „Schrifttum des Sozialismus^ usw.). Verlag Lallwey.

4. Volkskalende? „Gesundbrunnen"^ ein Hausbüchlein, als Beispiel
für Kalenderreform gedacht, ein Führer zu echter Lebensfreude und einer
im Dürerbundsinne vertieften Lebenshaltung. Weite Verbreitung; alljähr«
liche Auflage stets sehr schnell vergriffen. Verlag Callwey, München.

5. Büchlein „Heb mich auf", ein erster Wegweiser für die schul-
entlassene Iugend zu edlen Freuden. Gemeinsame Ausgabe für Knaben
und Mädchen. Verlag Callwey, München.

6. Am Lebensquell, Ratschläge zur geschlechtlichen Erziehung, ge-
sammelt vom Dürerbunde. Verlag Alexander Köhler, Dresden-
 
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