DOI Heft:
Heft 4 (Januarheft 1923)
DOI Artikel:Elsner, Martin: Dichtungen von Martin Elsner
DOI Artikel:Etwas vom Eide
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.14437#0188
V.
And immer noch gibt es Menschen umher,
Die glauben, alles müsse so sein,
Wie sie es sehen, berechenbar klein,
Gott mische sich nicht mehr ins Leben ein,
Ende von allem sei bleiernes Meer:
Ich aber sage euch, öffnet das Herz!
Nichts, was ihr seht, ist selbstverständlich.
Wunder der Liebe blühen unendlich,
Sehnsucht und Güte blüh'n allerwärts.
Menschlein, Vielwisser, blind und starr,
Wir haben ja Augen und tzerz — du Narr!
O mein tzerz, mein seliges tzerz,
Fünklein vom großen Rätselbrand,
Iedem Wesen in Sehnsucht verwandt,
Tastend nach allen mit Bruderhand,
Sei es Mensch oder Baum oder Erz;
O du Zauberer in der Brust,
Der zu allem Geheimnis der Welt
Goldenen Schlüssel in tzänden hält,
Daß es wie Schuppen von Augen fällt,
Schöpfer du aller Weltenlust:
Bist von Lilien ein Labyrinth,
Die wie Kelche der Wehmut sind.
Fällt ein Tropfen von Gott in ihr Bangen,
Glühen sie auf wie Mädchenwangen
Rnd zergehen schenkend im Wind.
Gruß von Seele zu Seele geweht,
Streichelnd, was still versonnen steht,
Ist das tiefste Menschengebet.
O mein tzerz, mein Laumelndes tzerz,
D aß es Geheimnis und Rätsel gibt,
— Antwort genug jeder Seele, die liebt —
Daß sich — begreifst du es? — ewiges Licht
Zu tausend lebendigen Fünklein zerbricht,
Zu Millionen-o springe nicht!
Springe nicht, du mein g l ü h e ndes tzerz!
Etwas vom Eide
„Ich aber sage euch: ihr sollt überhaupt nicht schwören."
(Matthäus 5, 34)
(. Typus:
onfirmation. Anrede vom Altar einer evangelischen Kirche an vier«
zehnjährige Kinder.
Der Geistliche: „Glaubet ihr von Herzen an den dreieinigen Gott,
Vater, Sohn und Geist, und pwllet ihr euch ihm ergeben, ihm treu und
gehorsam sein bis ans Ende, so bekennet zum Gelöbnis dessen euren christ-
lichen Glauben."
(56
And immer noch gibt es Menschen umher,
Die glauben, alles müsse so sein,
Wie sie es sehen, berechenbar klein,
Gott mische sich nicht mehr ins Leben ein,
Ende von allem sei bleiernes Meer:
Ich aber sage euch, öffnet das Herz!
Nichts, was ihr seht, ist selbstverständlich.
Wunder der Liebe blühen unendlich,
Sehnsucht und Güte blüh'n allerwärts.
Menschlein, Vielwisser, blind und starr,
Wir haben ja Augen und tzerz — du Narr!
O mein tzerz, mein seliges tzerz,
Fünklein vom großen Rätselbrand,
Iedem Wesen in Sehnsucht verwandt,
Tastend nach allen mit Bruderhand,
Sei es Mensch oder Baum oder Erz;
O du Zauberer in der Brust,
Der zu allem Geheimnis der Welt
Goldenen Schlüssel in tzänden hält,
Daß es wie Schuppen von Augen fällt,
Schöpfer du aller Weltenlust:
Bist von Lilien ein Labyrinth,
Die wie Kelche der Wehmut sind.
Fällt ein Tropfen von Gott in ihr Bangen,
Glühen sie auf wie Mädchenwangen
Rnd zergehen schenkend im Wind.
Gruß von Seele zu Seele geweht,
Streichelnd, was still versonnen steht,
Ist das tiefste Menschengebet.
O mein tzerz, mein Laumelndes tzerz,
D aß es Geheimnis und Rätsel gibt,
— Antwort genug jeder Seele, die liebt —
Daß sich — begreifst du es? — ewiges Licht
Zu tausend lebendigen Fünklein zerbricht,
Zu Millionen-o springe nicht!
Springe nicht, du mein g l ü h e ndes tzerz!
Etwas vom Eide
„Ich aber sage euch: ihr sollt überhaupt nicht schwören."
(Matthäus 5, 34)
(. Typus:
onfirmation. Anrede vom Altar einer evangelischen Kirche an vier«
zehnjährige Kinder.
Der Geistliche: „Glaubet ihr von Herzen an den dreieinigen Gott,
Vater, Sohn und Geist, und pwllet ihr euch ihm ergeben, ihm treu und
gehorsam sein bis ans Ende, so bekennet zum Gelöbnis dessen euren christ-
lichen Glauben."
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