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Kunstwart und Kulturwart — 36,1.1922-1923

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Heft 6 (Märzheft 1923)
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Schumann, Wolfgang: Rätsel Frau
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Bruns, Marianne: Alles bin ich
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Bruns, Marianne: Menschtum
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https://doi.org/10.11588/diglit.14437#0279

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And blickt mich treulich an, ein Vogel Greif,

Ein Phönix, Linhorn, eine weiße Maus —

Rasch wechseln sie aus dir hervor und schwinden.
Ein Menschlein folgt und scheucht sie alle weg,
Ganz jung und dumnr, ein greises, dann sehr klug,
Vorsichtig eins, ein andres vorlaut, heiter.

So konzertierst in Tieren du, in Menschen.

Du Strauß von Tier und Menschheit du! du! du!
Wer dirigiert, wer bindet diese Fülle?

Wer bist denn endlich du? du selbst?

Ich steh vor dir und frag es nächtelang.

Alles bin ich

Von Marianne Bruns

^ein Kind, das lacht, mit hellem tzaar,

^Puck, verhüllt in eines Pfarrherrn Talar,

Eine spielend wissende Tänzerin,

Ein gutes Weib mit gradem Sinn,

Ein starkes Tier, das dich nicht kennt,

Iunges Blut, das für dich entbrennt,

Göttin, die dein nicht achtet noch bedarf,

Ein Pfeil, den Zorn nach dir warf,

Ein Vogel, der mit kühlen Krallen über dein tzerz hüpst,
zwitschernd aus deiner tzand schlüpft
und weit, weit fortfliegt,

Lin törichter Pfau, der sein Rad wiegt,

Eine dunkle Stimme in der Nacht,

Ein lichter Geist, der dich bewacht,

Kristall, Blatt, Licht, Geräusch und Wind.

And wieder dein Kind:

Das alles bin ich jeden Tag.

Alles für dich.

Rnd als was liebst du mich,
sag?

Menschtum

Von Marianne Bruns

^umpf treibend erst,

^geschlossnen Munds.

Erwachsen sein,
die Lippen spalten,
sehnsüchtig schrein
mit Gottgewalten,

das Licht des Himmels zu erhalten
einzig entsandt.

So eine lichte Weile harren,

Dann fällt die tzand.

Die Augen starren ;

sehnsüchtig fort ins Firmament.

Iugend verbrennt. !

Die Strahlen narren.

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