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Kunstwart und Kulturwart — 36,1.1922-1923

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Heft 6 (Märzheft 1923)
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Avenarius, Ferdinand: Ernst Troeltsch
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Avenarius, Ferdinand: "Meine neue Zeitschrift": Schriften für echten Frieden ; zwanglose Beiträge zur Völkerverständigung ; Herausgeber: Ferdinand Avenarius
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https://doi.org/10.11588/diglit.14437#0293

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d<rbei aus dem Kunstblatt etwas Gutes werden? Hätten wir dazu die Voi>
bildung, das Vorleben, würden unsre Leser die rnnere Votwendigkert,
das Gewachsene dieser Erweiterung verstehn? Mrr schien, er überschätzte
rnich, als er mit drei andern Größen der deutschen Wissenschaft mich in
Stockholm zum Vobelpreise für Literatur vorschlug. Wenn aber schließlich
unter den schwierigsten äußeren Amständen das Wagnis gelang, die Wuchs^
fähigen der Kunstwartgemeinde bei unserm inneren Ambau zusammen«;
zuhalten, so war das fast ausschließlich das Verdienst der „Berliner Briefe"
von Ernst Troeltsch. Auch die anfangs Verständnislosen auf der Linken und!
auf der Rechten ahnten allmählich und begriffen endlich ihren M Auslande
vom ersten „Briefe" an mit Gunst oder Mißgunst anerkannten Wert.

Die studentische Iugend, die für Troeltsch glühte, hatte sich den rechten
Mann zum Führer erkoren. Mir ist heut, als hätte ich den „Ritter" in
meinem „Faust" nach seinem Bilde geformt. An eine Stelle jedenfalls kann
ich schon seit lange durch keinen Zufall geraten, ohne daß mir diese Gestalt
mit Troeltschs geistvollem Manneskopf vor die Seele träte, dorthin, wo der
Ritter, selber todgeweiht, von den mit ihm todgeweihten Studenten Abschied
nimmt:

„Das zeigt den Mann, daß er die Sache fühlt
Nicht als ein Totes, nein, als lebend Ich,

Das liebend über ihm als Vater waltet,

Erfreut, erzieht, auch heischt, doch dreimal schenkt,

And alles, was ihn ehdem fremd umstand,

Einzieht ins gleiche Aderwerk mit ihm.

Einer: Was wird aus dem, wofür wir fochten, tzauptmann?

Ritter (langsam): Freund, gar die Sach, um die gestorben wird,

Ist erst ein seltsam Ding: die ist gefeit.

(Während er herumgeht und jedem die tzand gibt:)

Ein seltsam Ding, um was gestorben ist!

And ob's verborgen durch die Menge geht,

Verliert sich's nie, es finden's Augen auf
And sehn ums tzaupt ihm eine Strahlenschrift:

, tzier ist ein Ding, um das gestorben ward.

Auch Ernst Troeltsch ist um seiner Sache willen gestorben. Wenn es
kein Rasten gab für den herzkranken Mann, wenn er uns viel, viel zu früh
genommen ward, über seiner Sache leuchtet der Sternenkranz. Auch über
seiner politischen Sache. Troeltschs Bild wird der Zukunft über unsrer
Gegenwart stehn, wie eines der Bilder jener großen Reformer aus der Ra»
poleon-Zeit, die damals dem deutschen Volke den Weg durch die Nacht
zeigten. Ferd. Avenarius

„Meine neue Zeitschrift"

Schristen für echten Frieden. Zwanglose Beiträge zur Völker-

verständignng.

tzerausgeber: Ferdinand Avenarius

m vorigen tzeft hab ich auf sie hingedeutet, heute darf ich ihr Erscheinen
^^ vom März ab anzeigen. Ich kann die „Schriften für echten Frie-
den", deren erstes Doppelheft bei Reimar tzobbing in Berlin erschie-
nen ist, als „zwanglose Beiträge zur Völkerverständigung" bei Eallwey
herausgeben. Aber die drei Wörter der Äberschrift setze ich doch lieber

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