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Kunstwart und Kulturwart — 36,1.1922-1923

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Heft 6 (Märzheft 1923)
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Avenarius, Ferdinand: "Meine neue Zeitschrift": Schriften für echten Frieden ; zwanglose Beiträge zur Völkerverständigung ; Herausgeber: Ferdinand Avenarius
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https://doi.org/10.11588/diglit.14437#0294

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zwischen Anführungsstriche. »Zwanglose Beiträge" — es wird also nicht,
wie bei einer ordentlichen Zeitschrift sein: am so und so vielten jeden Monats
kommt sie. Sondern wie bei einer Flugschriften-Sammlung, die man, buch«
händlerisch gesprochen, nicht abonniert, sondern subskribiert. Aber für eine
Flugschriften-Sammlung wird es bei „meiner neuen" in einer Beziehung
zu locker, in einer anderen zu fest zugehen. Iu locker, denn jeder Rmschlag
wird auf drei Seiten entweder keine oder aber textliche Beiträge ganz ver«
schiedener Art bringen. Mitunter wird auch nichts geheftet sein, wenn etwa
ein Bogen der betreffenden Schrift noch aussteht. Und insoferne wird der
Zusammenhang sehr fest sein, als am Schluß sich alles Veröffentlichte als
ein einziges Ganzes erweist.

Zweierlei Leser denke ich mir schon der Zeitfolge nach. Da sind zunächst
die Abonnenten oder Subskribenten, die Freunde, der „Stamm". Dann
aber kommt erst der weitere Kreis, die Krone, die aus dem Stamm heraus-
wächst. Ieder Deutsche kennt Menschen oder „Stellen" im Auslande, kennt
sie, wM also, für was sie „zu haben" sind, wofür sie sich interessreren, was
dort wirkt. Dorthin sendet er die geeigneten Teile aus den „Schriften für
echten Frieden", oder er sorgt sonstwie dafür, daß sie dort gelesen werden.
Zumal die Vereine der Deutschen im Auslande sollten hier Aufgaben sehen,
wir werden ihnen die Verbreitung nach aller Möglichkeit erleichtern. Auch
die Abersetzungen und Bearbeitungen durch Landesheimische, die sehr wichtig
sind, wie z. B. von meiner „Mache im Weltwahn" die englische und spa-
nische Ausgabe (beide bei tzobbing in Berlin erschienen), die wohl jetzt
schon stärkeren Einfluß als die deutsche Ausgabe gewonnen haben. Auch
nach ihrem Wesen werden die beiden Gruppen von Lesern verschieden sein.

Dem Deutschen sollen die „Schriften für echten Frieden" in dieser
grauenvollen Zeit tzerzstärkung ohne Rauschgift bieten. Herz-
stärkung ohne Toten- und Phantombeschwörung, tzerzstärkung aus der ge-
sunden Nahrung der Wahrheiten und der Tatsachen. Vorläufig ahnen nur
wenige von uns, in welchem Maße auch unsre eigene geistige Kraft unter
der Propaganda der Lntente gelitten hat, wie gewiß wir die Gegenwart
überwinden können, und wie groß unsre Zukunft werden kann, wenn wir
uns von der Gegenwart erziehen lassen. Was aber sollen unsre Schriften
dem Ausländer bieten? Ich kann es mit einem einfachen und nüchternen
Worte sagen: Material. Wer sie liest, hört inmitten der gerade jetzt ver-
doppelten Agitation der Entente auch die andere Seite. Er möge unsere
Zeugnisse mit den Behauptungen drüben vergleichen. Interessen
der Wirtschaft und der politischen Macht formen das Staatenleben, aber
je mehr eine Propaganda heuchelt, mit desto tieferen eigenen (Lrniedrji-
gungen huldigt die Politik ja gerade den Mächten der Sittlichkeit.

Einige Themen, die in diesen Schriften, mit vielen authentischen Bilder-
Dokumenten, zu behandeln sind: Das Frankreich, das herrscht. Der Geist
von Versailles. Die Schuld am Kriege. Der Weltbetrug. Verantwortet euch!
Der Suggerierkrieg. Die Greuel. Die Kulturschändungen. Ein Bilderbuch.
Deutschland verlangt sein Gericht.

Die „Schriften für echten Frieden" müssen so sein:

Erstens und vor allem: zuverlässig. Wir werden Beschuldigungen
vorbringen, wie schwerere nie erhoben worden sind, und werden sie begrün-
den. Also müssen wir uns nach letzter Menschenmöglichkeit vor jeglichem
Versehen hüten.

Und demnach, zweitens, müssen sie unbedingt wahrhaftig sein.

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