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Hechberger, Werner; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter: zur Anatomie eines Forschungsproblems — Mittelalter-Forschungen, Band 17: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34731#0176

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172

Kapitel 2

nur einmal lassen sich Fagana in einer weiteren Quelle, einer Urkunde von 750,
fassen^. Von Mitgliedern der anderen in der Lex erwähnten ^gzzgaD^z'ag fehlt so
gut wie jede Spur. Urkundlich belegt sind im 8. Jahrhundert allerdings weitere
^gtzgaio^züg (Feringa, Mohingara, Albina), die in der Lex nicht erwähnt worden
sind. Unstrittig ist inzwischen auch, daß eine provinzialrömische Oberschicht
integriert wurde; nach ihr hat man erst gesucht, als sich die Vorstellung über die
Ethnogenese der ggzzfgs geändert hattet
Die ältere, spät noch von Friedrich Prinz vertretene Meinung, daß die ggzzgHogz-
ag agnatische Familien gewesen seiend, beruht auf heute als problematisch gel-
tenden Vorstellungen über die Familienstruktur der germanischen Zeit. Generell
spricht die heutige Forschung eher von cognatischen Verwandtschaftsgruppen
größeren Umfangs, selbst wenn dies im Hinblick auf die Überlieferung mehr Pro-
bleme aufwirft als löst. Wilhelm Störmer bezeichnete die ggrzgaiogz'ag zunächst als
größere Sippen, vielleicht auch cognatische Verbände, die von einem gemeinsa-
men Ahnherrn abstammten^, vermied in späteren Arbeiten allerdings den pro-
blematisch gewordenen Begriff „Sippen" und sprach von „Clans", deren Abstam-
mungsbewußtsein weit zurückreiche^L Joachim Jahn sah in den ggwggiogz'ag
größere „Verwandtschaftsverbände auf gentiler Grundlage", die in den Personen-
verband des bairischen Dukats integriert werden mußten^; Herwig Wolfram
sprach ganz allgemein von „bekannten" Familien^. Reinhard Wenskus vertrat im
Rahmen seiner Theorie über Ethnogeneseprozesse die Auffassung, daß man in den
ggrzgaDgz'ag größere Einheiten, die auch gemeinsam siedelten, sehen müsse; es habe
sich nicht nur um Nachkommen einzelner Familien gehandelt^. Jörg Jarnuts Auf-
fassungen über die Herkunft der gczzeaiogz'ag lassen eine ähnliche Folgerung zu.
Zweifel an der Einschätzung, daß man in den Genealogien den bairischen „Ur-
adel" fassen könne, wurden als Folge der Forschungen über die karolingische
Reichsaristokratie geäußert. Karl Bosl warf die Frage auf, ob man wegen der
„fränkischen Versippung" einiger Angehöriger der ggtzgaUgzag nicht eher davon
ausgehen solle, daß es sich hier um einen „Reichs-Dienstadel" gehandelt habe^k
Von einer „altetablierten Schicht von Funktionsträgern und adeligen Machtha-

438 Vgl. STÖRMER, Adelsgruppen, S. 90-119; DBRS., Früher Adel, S. 47; DERS., Romanen; KRÄHWINKLER,
Beiträge, S. 217f.; PEARSON, Loyalities, S. 20, 93f.
439 Vgl. H. DOPSCH, Anteil, S. 52; WOLFRAM, Geburt, S. 325; DERS., Österreichische Geschichte, S. 286.
440 Vgl. PRINZ, Bayerns Adel, S. 57f. Prinz sah in den geneaiogz'ae den im westlichen Teil des Herzogtums
angesiedelten, profränkischen Adel (vgl. auch PRINZ, Herzog und Adel, S. 250f.).
441 Vgl. STÖRMER, Früher Adel, S. 44-51; DERS., Adelsgruppen, S. 90-120.
442 STÖRMER, Prozeß, S. 164.
443 Vgl. JAHN, Ducatus, S. 232-238.
444 Vgl. WOLFRAM, Geburt, S. 325.
445 Vgl. WENSKUS, Stammesadel, S. 470-473; DERS., Rezension zu STÖRMER, Adelsgruppen; DERS., Früher
Adel, in: HJL 24, 1974, S. 351f.
446 Vgl. BOSL, Anfänge, S. 55.
 
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