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Hechberger, Werner; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter: zur Anatomie eines Forschungsproblems — Mittelalter-Forschungen, Band 17: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34731#0488

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484

Kapitel 11

11.4.3. Der nichtfürstliche hohe Adel: Adelssterben?
Der nichtfürstliche hohe Adel ist, sieht man von zahlreichen, eher an der Genealo-
gie und an der Besitzgeschichte interessierten Arbeiten über einzelne Geschlechter
ab, insgesamt weniger gut untersucht. Dies dürfte daran liegen, daß er politisch
weniger von Bedeutung zu sein schien, da man in den Hochadelsfamilien, denen
es nicht gelang, dauerhaft eine Landesherrschaft zu etablieren, eher die „Verlierer"
des späten Mittelalters safTA
Eine weitere Rolle dürfte gespielt haben, daß man schon sehr früh im Hinblick
auf die Familien des alten Adels von einem „Adelssterben" sprach. Besonders in
landesgeschichtlichen Arbeiten über Bayern und Franken ist dieses Phänomen, das
im 12. Jahrhundert begann, mehrfach hervorgehoben worden^, doch wird die
Meinung von Gerlich, es habe sich dabei um ein primär in Süddeutschland anzu-
treffendes Phänomen gehandelt^, durch zahlreiche Einzeluntersuchungen über
andere Gebiete erheblich relativiert. Freed, Dopsch oder Bruckmüller kommen für
Österreich, Steiermark und Salzburg zu demselben Ergebnis; Pfeifer sprach für
Tirol von einem Adelssterben, Euler für Niedersachsen, Mittelstraß für Bauland
und Kraichgau, Koppe für Holstein, Billig für Sachsen, Fenske für Halberstadt,
Rösener für Baden, Baudisch für Nordwestsachsen, Bischoff für das Elsaß, Hille-
brand für den Osnabrücker Raum und Bickel für Aargau W Selbst in Gebieten wie
Thüringen, wo mehrere große Herrenfamilien überlebten^, verlief die Entwick-
lung grundsätzlich ähnlich^. Lediglich für Friesland geht die Forschung von voll-
kommen anderen Verhältnissen aus: Dort habe sich aus der Schicht der freien
Bauern autochthon ein Adel entwickelt^. Ob diese Einschätzung allerdings auf
einer zutreffenden Analyse über die friesische Gesellschaft in karolingischer Zeit
beruht, ist nicht ganz gesichert^.
In welche größere Entwicklungen das „Adelssterben" einzuordnen ist, kann
keineswegs als geklärt gelten, und so ist die Terminologie zur Beschreibung der
betroffenen Familien auch nicht einheitlich. Wilhelm Störmer deutet an, daß es

187 Vgl. dazu etwa BÜNZ, Herren, S. 395.
188 Vgl. nur ANDRIAN-WERBURG, Adel, S. 48ff., DlEPOLDER, Adelsherrschaften; STÖRMER, Früher Adel, S.
83-88; SPINDEER/KRAUS, in: DIES., Handbuch, Bd. 2, S. 42-51; FLOHRSCHÜTZ, Ebersberg, S. 172-193;
HOLZFURTER, Grafschaft, S. 213-216, 315-329; BORCHARDT, Herren, S. 26f.; ENDRES, Burgenverfas-
sung, S. 307; CUTTENBERG, Territorienbildung, S. 294-299.
189 Vgl. GERLICH, Landeskunde, S. 313.
190 Vgl. FREED, Diemut; DERS., Noble Bondsmen, S. 31; H. DOPSCH, Wandlungen, S. 230-244; BRUCKMÜL-
LER, Sozialgeschichte, S. 104 ; PFEIFER, Nobilis vir; EULER, Adel, S. 179f.; MITTELSTRASS, Ritter; KOPPE,
Lage; BILLIG, Adel; FENSKE, Ministerialität, S. 206; RÖSENER, Baden, S. 71-84; BAUDISCH, Adel, S. 262;
BISCHOFF, Wiege, S. 37f.; HlLLEBRAND, Adel, S. 211, 213; BICKEL, Hallwil, S. 261-275.
191 Vgl. E. SCHUBERT, Herrschaft, S. 3.
192 Vgl. HELBIG, Ständestaat, S. 54-274.
193 Vgl. H. SCHMIDT, Adel; DERS., Studien.
194 Vgl. SCHNEIDMÜLLER, Friesen; DERS., Constructing the Past, S. 181-188.
 
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