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Hechberger, Werner; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter: zur Anatomie eines Forschungsproblems — Mittelalter-Forschungen, Band 17: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34731#0491

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Das Spätmittelalter - Die Ausprägung sozialer und politischer Stände

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und mit einer ausgefeilten Familien- und Erbschaftspolitik gegenzusteuern ver-
suchte^.
Dies war jedoch keineswegs das einzige mögliche Szenario. Die Vorstellung
von der „Ausrottung" adliger Familien beruht auf der Annahme, Konflikte hätten
den Aufstieg des Landesherrn begleitet. Diesen Kontext legt das Bündelungsmo-
dell nahe, und so haben mehrere Historiker von der „Ausschaltung" des Adels
durch den Landesherrn und vom Verlust der Reichsunmittelbarkeit gesprochen-^.
Roger Sablonier verwies auf ein grundsätzliches Problem: Wichtige Aufgaben des
Adels, v.a. die Gewährung von Schutz, seien vom Landesherrn übernommen
worden^. Dasselbe gilt etwa auch für die Kirchenvogtei^. Otto Gerhard Oexle
sah als Lolge dieses Prozesses den Adel in einer LegitimationskrisUN Wilhelm
Stürmer sprach sogar vom „Sozialsterben" des Adels am fürstlichen HoPA
Otto Brunners Modell vom Land legt dagegen eine andere Einschätzung nahe.
Der Adel mit autogenen Rechten sei als Teilhaber am Land aufzufassen; von einer
Konkurrenz könne zumindest a priori keine Rede sein. Tatsächlich lassen sich
auch Beispiele für eine langandauernde Zusammenarbeit zwischen Adel und
Landesherrn finden. So zeigte etwa Quirin, daß der Adel im wettinischen Herr-
schaftsbereich keineswegs in einer doppelten Lrontstellung gegen Landesherrn
und Bürger stand, sondern eine sehr selbstbewußte Politik betrieb^.

11.4.4. Der niedere Adel: Wirtschaftlicher Niedergang?

Prühe Untersuchungen niederadliger Geschlechter befaßten sich gewöhnlich mit
adligen Familien einzelner Regionen. Als die Frage nach der wirtschaftlichen und
sozialen Situation des niederen Adels aufgeworfen wurde, orientierte man sich

205 Vgl. R. SCHÄFER, Herren von Eppstein. Zahlreiche neuere Untersuchungen hochadliger Geschlechter
zeigen ähnliche Probleme, die allerdings zum Teil überwunden werden konnten. Vgl. HAUSMANN,
Edeltreie von Grumbach und Rothenfels; TOUSSAINT, Grafen von Leiningen; NAUMANN-HUMBECK,
Grafen von Sponheim; RUF, Grafen von Rieneck; SCHECHER, Grafen von Rieneck; PETKE, Grafen von
Wöltingerode-Wohldenberg; Ch. BRUNNER, Grafen von Habsburg-Laufenburg; DEMANDT, Grafen
von Katzenelnbogen; FRITZ, Grafen von Löwenstein-Habsburg; HALBEKANN, Grafen von Sayn;
HEINRICH, Grafen von Amstein; KERCKHOFF, Grafen von Althausen-Veringen; KULENKAMPFF, Grafen
und Herren von Neuenahr; RUSS, Edelfreie und Grafen von Truhendingen; J. SCHNEIDER, Grafen von
Homberg; WAIS, Herren von Lupfen; BÜNZ, Herren von Endsee; SANDERMANN, Herren von Hewen;
DOLLE, Herren von Boventen; RUF, Grafen von Rieneck.
206 Vgl. nur RÖSENER, Grundherrschaften des Hochadels, S. 164f.; H. DOPSCH, Wandlungen, S. 230-244.
207 Vgl. SABLONIER, Rittertum, S. 560ff.
208 Vgl. F. REICHERT, Landesherrschaft.
209 Vgl. OEXLE, Aspekte, S. 44f.
210 Vgl. STÖRMER, Adelsgesellschaft, S. 99; DERS., Amtsherrschaft, S. 7f.; DERS., Landesherren, S. 116ff.
211 Vgl. QuiRlN, Landesherrschaft, bes. S. 87; vgl. dazu auch HELBIG, Ständestaat, sowie, zusammenfas-
send, E. SCHUBERT, Herrschaft, S. 6.
 
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