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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Pudor, Heinrich: Die bildende Kunst in Dänemark
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0216

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180

Akademie - Professor und endlich Direktor der
Akademie.
Für die Malweise Juels ist es charakteristisch,
dass er mit Vorliebe in Pastell malte. Denn er
liebt das Weiche, Schmelzende und zugleich das
Graziöse. So erinnert er in der Tat gerade in
seinen besten Porträts an van der Werft. Letzteres
gilt besonders von dem Doppelporträt des Malers
und seiner Gattin, das unter den 20 Bildern, die
die Kopenhagener Galerie von ihm besitzt, das
beste ist. Eine eigentliche Individualität geht ihm
ab. Er ist weder sonderlich originell, noch national.
Auch als Landschaftsmaler hat er sich betätigt
und verrät auch als solcher holländischen Einfluss.
Nahe steht ihm der Porträtmaler Erik Pauelsen
(1749—1790).
Als Blumenmaler zeichnete sich der in Kiel ge-
borene Claudius Ditlev Fritzsch (1765 [1763 ?] —1841)
aus, als Landschafts- und Tiermaler C. D. Gebauer
(1777—1831), der als solcher in seinen besten Bildern
an Cuyp erinnert, als Porträt- und Historienmaler
C. A. Lorentzen (1749—1828). Auch der Porträt-
und Genremaler Joergen Roed (1808—1888) sei er-
wähnt. Nach einer längeren Reise nach Italien
wurde er 1844 Mitglied der Akademie und 1862
Professor. Seinen Porträts rühmt man mit Recht
vortreffliche Charakterisierung und fleissige Durch-
führung nach. Er hat den Maler Marstrand, den
Professor F. 0. Lange, den Dichter Welhaven, den
Maler A. Munch, den Bildhauer Bissen porträtiert.
Von den auf der Rathaus-Ausstellung in Kopen-
hagen befindlichen Werken war wohl das beste
dasjenige der Frau Lehmann und Tochter aus dem
Jahre 1847, im Besitze des Inspektors Lehmann.
Auch eine Reihe von Architekturbildern hat er ge-
malt. Im Vergleich zu Juel darf man ihm natura-
listisches Streben nachrühmen.
Es beginnt nun in der dänischen Malerschule
mehr und mehr der Einfluss der Düsseldorfer Genre-
maler wach zu werden. Anfangs malt man mit
Vorliebe Szenen aus dem italienischen Volksleben,
wie dies Ernst Meyer (1797—1861), Albert Küchler
(1803-1886), Constantin Hansen1) (1804-1880),
vor allem aber Vilhelm Marstrand (1810- 1873)
taten, während Adam Müller (1811 —1844) Kirchen-
bilder unter dem Einfluss der alten Meister malte.
Einige, wie C. Hansen, kehrten indessen zur Schil-
derung heimischen Lebens zurück.
Vilhelm Marstrand (1810—1873) gehört zu den
populärsten Künstlern Dänemarks. Er ist der däni-
sche Genremaler par excellence. Eine besondere
Individualität hat er nicht. Zudem ist ihm das
eigentlich Malerische Nebensache, die Geschichte
oder Anekdote dagegen Hauptsache. Er erzählt,
um zu erzählen. Ausserdem hat er sich nicht
immer genügende Mühe gegeben. Viele der 72
auf der Kopenhagener Rathaus-Ausstellung ge-
botenen Werke zeigten Flüchtigkeit und mangel-
hafte Durchführung. Das beste war die Altar-
tafel des heiligen Thomas aus dem Museum in
I) Auf der Kopenhagener Rathaus-Ausstellung waren mehr als
60 Bilder seiner Hand zu sehen, die meisten ziemlich unbedeutend; am
besten war noch „Die Vereidigung der Reichsversammlung“ (im Besitz
des Fabrikanten B. Hirschsprung). C. Hansen galt, wie Lange bemerkt,
lange Zeit als erster Repräsentant des Stils in der Malerei.

Randers. Auch einige gute Porträts waren zu
sehen, so die grosse Porträtgruppe Konsul Hage
und Frau aus dem Jahre 1852 (im Besitz der Frau
V. Heise), das Bild der Gattin des Künstlers und
des ältesten Sohnes (im Besitz des Direktors P. Mar-
strand) und das Familienbildnis der Staatsrätin
Waage-Petersen mit Kindern (im Besitz des Wein-
händlers Chr. Christensen). In der Kopenhagener
Galerie befindet sich ein interessantes Porträt des
Kunsthistorikers N. L. Hoyen von seiner Hand und
das Bild „Barseistuen“ (nach Holberg) aus dem
Jahre 1845. Seine Glanzperiode fällt in die Jahre
zwischen 1840 und 1870. Lange rühmt mit Recht
an ihm Witz, Geist und Humor. Diesen entfaltete
er besonders in den Kompositionen zu Don Quixote
und zu den Holberg’schen Komödien. Zu seinen
bekanntesten Bildern gehört „Christian IV. paa
Trefoldigheten“ in Christian IV. Kapelle in Ros-
kildes Domkirche. Eine Schule hat Marstrand
nicht gestiftet. Am meisten hat sich V. Rosenstand
nach ihm gebildet.
Marstrand hat viel von den venezianischen
Meistern gelernt, war aber selbst Schüler Eckers-
bergs. Aus der Eckersberg’schen Schule sind noch
zu erwähnen: Vilh. Bendz (1804—1832), ein sehr
mittelmässiger Genre- und Porträtmaler, und
Christen Koebke (1800—1848), letzterer ein sehr
fruchtbarer, aber mittelmässiger Genre- und Porträt-
maler. Die Kopenhagener Rathaus-Ausstellung bot
etwa 50 Gemälde seiner Hand, darunter ein gutes
Landschaftsbild „Schloss Frederiksborg“ (im Be-
sitze des Kammerherrn Dr. Müller).
Von 1840 ab wurde die dänische Malerei, zum
mindesten der stofflichen Vorlage nach, mehr natio-
nal, dank den Ermahnungen des Kunsthistorikers
N. L. Hoyen, der im Dienste der staatlichen Kunst-
sammlungen stand. Er riet dazu, den altnordischen
Sagen- und Mythenschatz künstlerisch zu verwerten.
Der erste Erfolg davon war Lorenz Froelichs (geb.
1820) Versuch, die nordischen Göttersagen zu
illustrieren. Seine Bilder sind auch in Deutschland
bekannt geworden und haben auch viel Deutsches
an sich. L. A. Schott (1838—1867), der auch
antike, mythologische Stoffe (sein bestes Bild,
„Chione auf der Jagd von der gekränkten Diana
getötet“, im Besitz der Baronesse Rosenoern-Lehn)
malte, und Holger Roed (1846—1874) versuchten
dasselbe, aber in freierer Weise.
Mit vollem Recht hatte Hoyen gesagt, man müsse
die alte nordische Volkskraft bei den Bauern und
Fischern suchen. Aber die dänischen Maler sahen
ihre Bauern und Fischer mit römischen, venezia-
nischen oder Düsseldorfer Augen an und über-
trugen das, was sie in Italien und in der Akademie
gesehen hatten, auf das dänische Bauernleben, so
dass es trotz aller vortrefflichen Ermahnungen
Hoyens noch immer nicht zu einer nationalen
dänischen Kunst kam. Joergen Wilhem Sonne
(1801 —1890) malte äusser sehr fleissigen, aber
sehr naiven Kriegsbildern eine Reihe Bilder nord-
seeländischer Szenen. Seine besten Bilder sind
„Die Feldwacht“ und „Weihnachtsmorgen“. Auch
N. Simonsen (geb. 1807) malte Szenen aus dem
Schleswig’schen Kriege. Szenen aus dem Volks-
 
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