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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Pudor, Heinrich: Die bildende Kunst in Dänemark
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0217

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181

leben malten F. Vermehren (geb. 1823) und J. Exner
(geb. 1825), letzterer ein ganz guter Interieur-Maler.
Es wurde nun Mode, Szenen aus dem Bauernleben
zu malen. A. Dorph (geb. 1831), H. J. Hammer
(1815—1882), H. Siegumfeldt (geb. 1833), F. C. Lund
(geb. 1826), vor allem aber Chr. Dalsgaard (geb.
1824), gehören hierher. Auch letzterer bietet zwar
im allgemeinen nicht mehr als die übliche Anek-
dotenmalerei, zeigt aber manchmal psychologische
Schärfe. Sein bestes Bild dürfte das im Museum
in Aarhus befindliche sein, aus dem Jahre 1857
stammend, „Ein Artillerist von Morsoe und seine
jüngste Schwester überraschen alte Freunde in
Salling“.
Die eigentliche national-dänische Landschafts-
malerei darf man mit J. Th. Lundbye (1818—1848)
beginnen lassen. Er ist zwar kein hervorragendes
Talent, auch schloss er sich anfangs eng an die
alten Holländer an, aber er strebte nach einer ge-
wissenhaften, reinen Auffassung der dänischen, spe-
ziell seeländischen Landschaft. Die Kopenhagener
Galerie besitzt zehn Werke von seiner Hand, auf
der Kopenhagener Rathaus-Ausstellung waren gegen
40 seiner Landschaftsbilder aus Privatbesitz zu
sehen, die meisten recht schwach, am besten noch
Gaasetaarnet i Vordingborg aus dem Jahre 1842 (im
Besitze des Grosshändlers H. N. Holten). Ein sehr
fruchtbarer Landschaftsmaler war P. C. Skov-
gaard (1817—1875), der zwar keine starke Indi-
vidualität besitzt, auch noch nicht eigentlich modern
wirkt, und auch noch nicht national dänisch, sondern
mehr kosmopolitisch anmutet, aber immerhin eine
ganze Reihe Landschaftsbilder geschaffen hat, die
sich sehen lassen können und ein tüchtiges Natur-
studium neben fleissiger Durchführung erkennen
lassen. Rühmenswert ist auch, dass er nicht müde
wird, die heimische Landschaft zu malen. Die
Kopenhagener Galerie besitzt fünfzehn Werke von
seiner Hand, als das beste darf „Aussicht von See-
lands Nordküste“ gelten. Von den auf der Kopen-
hagener Rathaus - Ausstellung dargebotenen mehr
als fünfzig Landschaften Skovgaards (auch einige
Porträts seiner Hand waren da zu sehen) war die
„Aussicht über das Meer von Taleren auf der Insel
Moeen“ (im Besitz des Grosshändlers E le Maire)
das beste. Auch Gottfried Rump (1816—1880) als
dessen bestes Bild die „Partie vom Dorfe Naest-
ved“ (im Besitz des dänischen Kronprinzen) gelten
darf, und Vilhelm Kyhn (geb. 1819) waren tüchtige
Landschaftsmaler. Letzterer hat auch Porträts und
Genrebilder gemalt. Die Kopenhagener Galerie
besitzt eine Reihe guter Bilder seiner Hand. Als
besonders gelungen darf ein „Sommerabend“ aus
dem Jahre 1887 (im Besitz des Grafen J. Moltke)
erwähnt werden. Das Kopenhagener Kleinleben
malten in jener Zeit die Genremaler D. Monies und
C. A. Schleisner, als Marinemaler zeichneten sich
aus Anton Melbye und C. F. Soerensen (1818 bis
1879). Von letzterem besitzt Kammerherr Ceder-
feld de Simonsen ein vortreffliches Bild „Auf der
Themse“.
Sehr gefeiert wurde in den 60er und 70er
Jahren der Genremaler Carl Bloch (1834—1890),
der zwar wie die meisten dänischen Maler der

Individualität bar war und in den Fusstapfen der
Holländer wandelte, sich aber technisch sehr günstig
entwickelte, so dass seine späteren Bilder, wie
„Christian II. in Sonderburg im Gefängnis“ aus
dem Jahre 1871 in der Kopenhagener Galerie, in
ihrer Art sehr befriedigend wirken. Weit mehr
Talent hatte der Tiermaler Otto Bache (geb. 1839),
von dem es eine Reihe ganz vorzüglicher Bilder
Pferde oder Kühe auf der Weide — giebt, so
z B. die in der Kopenhagener Galerie befindlichen
Gemälde „Kühe am Morgen ausgetrieben“ aus dem
Jahre 1885, und „Pferde am Strande“ aus dem
Jahre 1892. Auch die Bilder „Pferde zur Mittags-
zeit“ aus dem Jahre 1879, im Besitz des Gross-
händlers B. Hirschsprung, und „Zwei Pferde in
einem Walde“ (1884), im Besitz des Staatsrats
Glückstadt, sind sehr gute Werke, während seine
vor dem Jahre 1870 gemalten Bilder noch viel zu
wünschen übrig lassen. Er brachte der französi-
schen Kunst eine grosse Verehrung entgegen, ohne
indessen in sklavische Nachahmung zu verfallen.
Die Landschaftsmalerei folgte den Spuren
Skovgaards und Kyhns. Unter Skovgaards älteren
Schülern sind zu nennen: C. F. Aagaard und be-
sonders Janus La Cour. Auch bei letzterem ver-
missen wir eine starke Individualität. Sein bestes
Bild ist „Unruhiges Wetter“ (1888) im Museum zu
Odense. Talentvoller noch ist Godfred Christensen
(geb. 1845), von dessen Hand Kammerherr Collet ein
ausgezeichnetes grosses Landschaftsbild „Himmel-
bjerget“ (1881) besitzt, auf dem die Lichtreflexe
vortrefflich wiedergegeben sind. Auch das der
Frau Krarup gehörige Bild „Ende September in
der Gegend des Himmelberges“ (1886) wirkt sehr
gut. Eines besonders feinen Natursinnes darf sich
Chr. Zacho (geb 1843) rühmen, dessen bestes
Bild „Winter in Dyrehaven“ (1889), im Besitz des
Grosshändlers L. Dahl, sein dürfte. Auch Viggo
Pedersen (geb. 1845) hat sich günstig entwickelt.
Im Besitz des Instrumentenmachers Hjort findet
sich ein ausgezeichnetes Bild seiner Hand „Fra
Lire-Floden i Sora“. Aber er hat ungleich gemalt
und namentlich aus früherer Zeit finden sich sehr
schwache Werke. Etwas Individualität und etwas
Erdgeruch zeigt der Sonnenlicht-Maler Henrik Jes-
persen (geb. 1853)1).
Ein sehr interessanter, zwar barock wirkender,
aber individuell veranlagter Maler ist K. Zahrtmann
(geb. 1843), dessen Darstellungen aus dem Leben
der Königin Leonore Christine, wie Lange mit
Recht sagt, einzig dastehen in der dänischen
Historienmalerei, was tiefe Originalität betrifft. Als
vortrefflicher Genremaler verdient C. Thomsen
(geb. 1847) erwähnt zu werden; sein bestes Bild
in der Rathaus-Ausstellung war „An einem Grabe“
(1884). Schwächer als Genremaler ist Axel Hel-
sted. Ein ausgezeichneter Porträtmaler ist August
Jerndorff (geb. 1846) — vergl. sein Porträt des
Domorganisten Mathison-Hansen (1872) in der
Kopenhagener Galerie und dasjenige der Frau
Treschow (1883) im Besitze des Fräulein Treschow.
i) Weiter sind von Landschaftsmalern dieser Zeit zu nennen : H. Foss,
H. G. Friis, A. Fritz, Edv. Petersen, als Tiermaler: Th. Philipsen und
Otto Haslund (letzterer auch als Porträtmaler tätig), als Marinemaler:
C. Neumann, C. Clache und Carl Rasmussen.
 
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