Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0043
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Taesler, ...: Schweden: Geschichte, Situation, Beziehungen
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Haus eines Künstlers am Strand in Göteborg.
Maison d'un artiste au bord de la mer
ä Göteborg.
House of an artist on the shore at Göteborg.
Arch. Alfred Roth und Ingrid Wallberg.
Cliche „Natura".
Erkenntnis für die spezifisch schwedischen Voraussetzungen einer neuen Bau-
gesinnung den Weg zu ebnen beginnt.
Wir mögen uns als Mitte zwischen der formsicheren Bewegtheit des Südens
und der Sagenreichen Schwere des Nordens begreifen oder als Mitte zwischen
der technischen Konstruktion Amerikas und der politischen Konstruktion Sow-
jetrußlands, wir mögen feststellen, daß den Ländern des Nordens eine
monarchisch-konservative, den Ländern des Mittelmeeres und des Balkans eine
faschistische Tendenz zu eigen ist, während die Mitte dieses Kontinents (Frank-
reich, Deutschland, Rußland) von einer Reihe republikanischer bezw. sozialisti-
scher Revolutionen geprägt worden ist, und wir mögen schließlich erkennen,
wie die Mitte, wie Deutschland selbst von dieser politischen und kulturellen
Gegensätzlichkeit gerade heute erschüttert wird — Tatsache bleibt die geo-
graphische, wirtschaftliche, politische und kulturelle Vielfältigkeit der Be-
ziehungen hier in Mitteleuropa und die periphere Abhängigkeit Skandinaviens
von der Struktur und den Bewegungen dieser Mitte.
Ausblick Schweden, gemäß seinem natürlichen Reichtum, gemäß der Entwicklung seiner
Großindustrie und Großbanken, gemäß seinem starken Kapitalexport im letz-
ten Jahrzehnt, geht zwangsläufig den Weg monopolkapitalistischer Weltkon-
kurrenz. Um einige Jahrzehnte verspätet beginnt es jetzt, seine Erzlager im
Norden des Landes im großen zu erschließen. Hier unter dem nördlichen Polar-
kreis, in den einsamen Weiten Norrlands und Lapplands, wachsen unter der
Ausweitung des gesamtschwedischen Produktionsapparates Städte, vielleicht
einmal Großstädte, und mit ihnen die sozialen Widersprüche, die soziale Not.
Noch ist das Gesicht des Landes nicht prägnant proletarisch, noch ist die revo-
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Haus eines Künstlers am Strand in Göteborg.
Maison d'un artiste au bord de la mer
ä Göteborg.
House of an artist on the shore at Göteborg.
Arch. Alfred Roth und Ingrid Wallberg.
Cliche „Natura".
Erkenntnis für die spezifisch schwedischen Voraussetzungen einer neuen Bau-
gesinnung den Weg zu ebnen beginnt.
Wir mögen uns als Mitte zwischen der formsicheren Bewegtheit des Südens
und der Sagenreichen Schwere des Nordens begreifen oder als Mitte zwischen
der technischen Konstruktion Amerikas und der politischen Konstruktion Sow-
jetrußlands, wir mögen feststellen, daß den Ländern des Nordens eine
monarchisch-konservative, den Ländern des Mittelmeeres und des Balkans eine
faschistische Tendenz zu eigen ist, während die Mitte dieses Kontinents (Frank-
reich, Deutschland, Rußland) von einer Reihe republikanischer bezw. sozialisti-
scher Revolutionen geprägt worden ist, und wir mögen schließlich erkennen,
wie die Mitte, wie Deutschland selbst von dieser politischen und kulturellen
Gegensätzlichkeit gerade heute erschüttert wird — Tatsache bleibt die geo-
graphische, wirtschaftliche, politische und kulturelle Vielfältigkeit der Be-
ziehungen hier in Mitteleuropa und die periphere Abhängigkeit Skandinaviens
von der Struktur und den Bewegungen dieser Mitte.
Ausblick Schweden, gemäß seinem natürlichen Reichtum, gemäß der Entwicklung seiner
Großindustrie und Großbanken, gemäß seinem starken Kapitalexport im letz-
ten Jahrzehnt, geht zwangsläufig den Weg monopolkapitalistischer Weltkon-
kurrenz. Um einige Jahrzehnte verspätet beginnt es jetzt, seine Erzlager im
Norden des Landes im großen zu erschließen. Hier unter dem nördlichen Polar-
kreis, in den einsamen Weiten Norrlands und Lapplands, wachsen unter der
Ausweitung des gesamtschwedischen Produktionsapparates Städte, vielleicht
einmal Großstädte, und mit ihnen die sozialen Widersprüche, die soziale Not.
Noch ist das Gesicht des Landes nicht prägnant proletarisch, noch ist die revo-
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