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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Arbeit der Städte
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0112

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Mensch mit allen seinen Anlagen und Befähigungen als Ganzes im
Mittelpunkt sowohl des Unterrichts als der Erziehung stehen. Diesem
Zwecke dienen besonders gewisse Atem- und Entspannungs-, Sing- und
Konzentrationsübungen, die den künstlerisch-gestalterischen Unterricht
einleiten . . . ".

Wir haben im 1. Heft der „neuen Stadt" (in welchem u. a. Will Grohmann
über Ittens „Tagebuch" referierte) grundsätzlich über die Zukunft der
Kunstschulen gesprochen und dabei ein ganz enges, organisches Zusam-
menarbeiten mit der jeweiligen regionalen Industrie gefordert. Es
scheint, daß diese Forderung nun zum ersten Male in Krefeld wirklich
erfüllt wird.

Johannes Uten schreibt uns darüber u. a.: „. . . Die Krefelder Arbeit
ist sehr interessant, weil sie wirklich das Problem der Zusammenarbeit
zwischen einer Kunstschule und der dahinter stehenden Industrie gelöst
hat. Die Herren aus der Industrie kommen selbst oder schicken ihre
Prokuristen zum Unterricht, und ich selbst kann jederzeit in die Fabriken
gehen und mich über alles Notwendige mit den Herren unterhalten,
sodaß ein enger Kontakt zwischen der Produktion und der Schule sich
entwickeln kann ..."

Wir werden auf die Arbeitsweise und die Leistungen der Schule bald an
dieser Stelle zurückkommen. Gtr.

Genf

Die neueste Arbeit von Le Corbusier.

Le Corbusier's Miethausblock in Genf ist soeben vollendet worden.
Mit dieser, bis in die letzten Einzelheiten vollkommenen Verwirklichung
seines Entwurfes, hat Le Corbusier ein imponierendes Zeugnis abgelegt
für eine ganze Reihe von Forderungen der neuen Baukunst.
Ist doch hier, vielleicht zum ersten Male im Wohnungsbau in so weit-
gehender und vollendeter Weise, Ernst gemacht worden mit den architek-
tonischen und konstruktiven Möglichkeiten, die uns die Technik schon
lange gab, und die sie in der Industrie schon längst verwendet und
erprobt hat.

Der Stahlskelettbau. Der freie und bewegliche Grundriß und dadurch die
völlig freie Raumgestaltung. Die ganz in Glas aufgelösten Außenwände:
sie sind nicht mehr tragendes Element, sondern nur noch abschließende
Außenhaut. Der Stahlbau erlaubt es, ja er verlangt es sogar, um in seiner
Gestaltung wahr zu bleiben.

Dann die Details. Horizontalschiebefenster, Doppelverglasung, Schiebe-
türen und Schiebewände im Innern, Wohnungen über zwei Stockwerke,
der Hauptraum mit doppelter Geschoßhöhe, Serientüren in Stahlrahmen,
eingebaute Schränke, Durchlüftbarkeit jeder einzelnen Wohnung,
Kehrichtverbrennung, um nur die wichtigsten zu nennen.
Nicht geringeres Lob kommt den Mitarbeitern Le Corbusier's zu, denen

ETAGE INFERIEUR DES STUDIOS

51—55

Le Corbusier und Pierre Janneret.

Miethausblock in Genf. Stahlskelettbau.

die bis in alle Einzelheiten so untadelige Ausführung zu verdanken ist:
Der Architekt John Torcapel, der die ganze Bauleitung inne hatte, und
der Konstrukteur Edmond Wanner, verantwortlich für den Stahlbau, der
alle konstruktiven, zum großen Teil gänzlich neuen Fragen, in hervor-
ragender Weise gelöst hat.

Nicht vergessen werden sollen die Vorarbeiten und die langwierigen
Verhandlungen mit den Behörden. Denn diesen Neubau zu erstellen ist
besonders verdienstreich in Genf, das in Baufragen so sehr am Alther-
gebrachten festhält und allem Neuen abhold ist. Die Behörden haben alle
Verhandlungen ohne Verständnis, ja feindlich, allzulange ausgedehnt und
dem Architekten bis zur endlichen Baubewilligung die größten Hinder-
nisse in den Weg gestellt.

Der Block ist ein Doppelhaus, dem später noch weitere Teile angegliedert
werden sollen.

Zu ebener Erde liegen, von der Eingangshalle direkt zugänglich, die
Kellerräume, die jeder Wohnung gehören, die Hausmeisterwohnung,
Garagen, Zentralheizung, Kehrichtverbrennungsanlage und einige kleine
Läden, weiter noch die Wasch- und Trockenräume.

Vom ersten Stocke an die verschiedenen Wohnungen. Auf beiden Seiten,
in jedem zweiten Stockwerke ein Balkon auf der ganzen Länge des
Gebäudes.

Hier ist mehr denn je die direkte Anschauung notwendig. Denn keine,
auch die besten Bilder nicht, vermögen einen Begriff zu geben von der
Fülle und Mannigfaltigkeit dieser Raumgestaltung, vom Neben- und In-
einander der wechselnden, lichtdurchfluteten Räume, und den neuen
Wohnmöglichkeiten, die uns dieser Bau gibt. Frank Otten.

ETAGE SUPERIEUR DES STUDIOS

Bloc d'appartements ä Geneve. Construction en squelette d'acier.
Block of tenement houses at Geneva. Steel-frame structure.

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