Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0159
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Kehrli, Jakob Otto: Bern und das neue Bauen
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Grundriß im 1. Stock, mit der Schalterhalle.
Plan of the First Floor, with the hall for the public.
Plan du premier etage, avec le halle des
guichets.
II.
Ein Bürohaus
A Business House
Une maison ä bureaux
12
Ein Bürohaus.
Neubau der Schweizerischen Unfallversiche-
rungsanstalt SUVA. Hauptfassade.
Architekten: Salvisberg und Brechbühi. 1930/31.
New building of the Swiss Accidence Insurance
Company SUVA. Main front.
Nouveau bätiment de la Societe d'Assurance
Pour les accidents „SUVA". Facade principale.
Photo: Henn.
sollte nun meinen, was im Bern des 18. und 19. Jahrhunderts als richtig und gut
anerkannt war, sollte auch heute noch Geltung haben. Gefehlt: „Anpassung"
im Sinn der Anlehnung an überlieferte Baustile wird gefordert, unbekümmert
darum, daß uns heute 200 und mehr Jahre vom Barock trennen. Was ist aber
heute Weltstil? Haben wir überhaupt einen solchen wie wir eine Gotik, eine
Renaissance hatten? Ueber diese Fragen dürfte eine Einigung kaum zu erzielen
sein. Aus dem Bauchaos der vergangenen fünfzig Jahre haben sich aber doch
in den letzten Jahren Erkenntnisse herauskristallisiert, die als neuzeitliche Bau-
gesinnung zusammengefaßt werden können. Weg vor allem mit Aeußerlich-
keiten! Es liegt unserer Zeit so schlecht, repräsentieren zu wollen. Ein Ver-
waltungsgebäude und mag es auch das der höchsten Behörde sein, ist kein
Palast, am allerwenigsten einer aus der Renaissancezeit (wir spielen hier auf
die Bundeshäuser Ost und West in Bern an). Ein Verwaltungsgebäude ist viel-
mehr ein Arbeitshaus. Als solches hat es auch in Erscheinung zu treten. (Ein
gutes Beispiel im Sinn dieser Forderung ist das bereits erwähnte Suvahaus,
das den darin Arbeitenden ein Höchstmaß von Licht und Sonne gewährt.)
Weg auch mit der Fassadenarchitektur, die dem Grundriß immer Zwang auf-
erlegt. Bauen wir von Innen nach Außen und nicht von Außen nach Innen. Das
Aeußere ergibt sich dann zwangsläufig und muß selbst in der Altstadt nicht
notgedrungen immer symetrisch aufgeteilt sein. Der Bau wird dadurch gelöster,
weniger verkrampft.
Flachdächer, die in Laienkreisen fälschlicherweise immer noch als das be-
sondere Merkmal der Moderne angesprochen werden, sind nur da am Platze,
wo sie eine besondere Aufgabe zu erfüllen haben. Als Beispiel in Bern sei das
Flachdach des Säuglingsheims genannt, das sich als ein besonders wichtiger
Heilfaktor erwiesen hat.
Auf das Klima ist weitgehend Rücksicht zu nehmen. So verlangt das Verhältnis-
131
Plan of the First Floor, with the hall for the public.
Plan du premier etage, avec le halle des
guichets.
II.
Ein Bürohaus
A Business House
Une maison ä bureaux
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Ein Bürohaus.
Neubau der Schweizerischen Unfallversiche-
rungsanstalt SUVA. Hauptfassade.
Architekten: Salvisberg und Brechbühi. 1930/31.
New building of the Swiss Accidence Insurance
Company SUVA. Main front.
Nouveau bätiment de la Societe d'Assurance
Pour les accidents „SUVA". Facade principale.
Photo: Henn.
sollte nun meinen, was im Bern des 18. und 19. Jahrhunderts als richtig und gut
anerkannt war, sollte auch heute noch Geltung haben. Gefehlt: „Anpassung"
im Sinn der Anlehnung an überlieferte Baustile wird gefordert, unbekümmert
darum, daß uns heute 200 und mehr Jahre vom Barock trennen. Was ist aber
heute Weltstil? Haben wir überhaupt einen solchen wie wir eine Gotik, eine
Renaissance hatten? Ueber diese Fragen dürfte eine Einigung kaum zu erzielen
sein. Aus dem Bauchaos der vergangenen fünfzig Jahre haben sich aber doch
in den letzten Jahren Erkenntnisse herauskristallisiert, die als neuzeitliche Bau-
gesinnung zusammengefaßt werden können. Weg vor allem mit Aeußerlich-
keiten! Es liegt unserer Zeit so schlecht, repräsentieren zu wollen. Ein Ver-
waltungsgebäude und mag es auch das der höchsten Behörde sein, ist kein
Palast, am allerwenigsten einer aus der Renaissancezeit (wir spielen hier auf
die Bundeshäuser Ost und West in Bern an). Ein Verwaltungsgebäude ist viel-
mehr ein Arbeitshaus. Als solches hat es auch in Erscheinung zu treten. (Ein
gutes Beispiel im Sinn dieser Forderung ist das bereits erwähnte Suvahaus,
das den darin Arbeitenden ein Höchstmaß von Licht und Sonne gewährt.)
Weg auch mit der Fassadenarchitektur, die dem Grundriß immer Zwang auf-
erlegt. Bauen wir von Innen nach Außen und nicht von Außen nach Innen. Das
Aeußere ergibt sich dann zwangsläufig und muß selbst in der Altstadt nicht
notgedrungen immer symetrisch aufgeteilt sein. Der Bau wird dadurch gelöster,
weniger verkrampft.
Flachdächer, die in Laienkreisen fälschlicherweise immer noch als das be-
sondere Merkmal der Moderne angesprochen werden, sind nur da am Platze,
wo sie eine besondere Aufgabe zu erfüllen haben. Als Beispiel in Bern sei das
Flachdach des Säuglingsheims genannt, das sich als ein besonders wichtiger
Heilfaktor erwiesen hat.
Auf das Klima ist weitgehend Rücksicht zu nehmen. So verlangt das Verhältnis-
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