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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Meili, Armin: Fragen der Landesplanung: Landesplanung für die Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0171

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SS

Vorschlag für eine Zonenteilung als Grundlage
der Schweizerischen Landesplanung.
Proposal for a division by zones as a basis for
Swiss land planning.

Projet d'une division en zones comme base des
divisions principales du territoires suisse.

URPRODUKTION MIT KLEINEN

JNDUSTRtN u geweobe gemischt

STÄDTISCHES SIEDLUNGSGEBIET
MIT JNDUSTRIE u GEWERBE

* fCRNVURKCHRSTeASSCN

gegentreten, damit der Volkskraft nicht nach und nach die Regenerations-
fähigkeit, die im Menschenersatz vom Lande her besteht, verloren geht.
Die Schweiz. Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Land-
wirtschaft (Dr. H. Bernhard) umschrieb 1919 ihre Aufgaben wie folgt:
1- Die in der Schweiz noch vorhandenen Oedländer sollen systematisch

urbar gemacht werden.
2. Auf den urbar gemachten Oedländern sind, sofern es sich um stadt-
fernes Land handelt, berufsbäuerliche Ansiedelungen zu schaffen.
5. Auf den stadtnahen Oedländern sind in Kleinheimwesen-Kolonien
Industriebeschäftigte anzusiedeln.

4. Für die durch die Industrialisierung unseres Landes ihren Heimwesen
entfremdeten Berufslandwirte (die Landwirte um die Stadt herum, in
der Umgebung von Fabriken, in Stauseegebieten usw.) sollen Wieder-
ansiedelungswerke geschaffen werden.

5. In Gebieten geschlossener Bauerndörfer mit zerstückeltem Grund-
besitz haben insofern Siedelungskorrekturen stattzufinden, als an der
Peripherie der Gemarkungen Hofsiedelungen errichtet werden, um
den Arrondierungsgrad bei der Güterzusammenlegung allgemein zu
heben und einem Teil der bisherigen Dorflandwirte die Vorteile des
vollständig arrondierten Hofgutes zu verschaffen.

6. Allgemein ist der Kampf gegen die Landflucht, insbesondere gegen
Gebirgsentvölkerung zu fördern.

7. Dem nebenberuflichen Gartenbau in den Städten ist alle Förderung an-
gedeihen zu lassen.

8. Es ist auf eine systematische Förderung aller dieser Maßnahmen durch
Stadt und Gesetzgebung hinzuarbeiten.

Es ist erstaunlich, daß man derartige Vorschläge aufgestellt hat, ohne
gleichzeitig die Schaffung eines Gesamtplanes als Rahmen für diese
Maßnahmen zu fordern. Jeder Punkt des Programms setzt die Landes-
planung voraus.

Gleichzeitig mit der Reservierung von einzelnen Regionen für Siedelung
und Produktion muß auch der eigentliche Nährraum in den Landesplän

aufgenommen werden. Es gibt noch zahlreiche Oedländer, deren Be-
siedelung zweckmäßig wäre. Als Beispiele seien hier die Linthebene
und das Piano di Magadino herausgegriffen. Jedes dieser Gebiete würde
je 100 Berufsbauernhöfen Raum bieten. Wenn diesen Kolonisations-
projekten bis zur Stunde der Erfolg versagt blieb, so lag eine der Ur-
sachen im Mangel an einem Gesamtplan.

Die harten Zeiten, denen wir entgegengehen, werden uns zwingen, die
Voraussetzungen für eine groß angelegte Innenkolonisation zu schaffen.
Wenn es in der Zukunft gelingen sollte, lineare Besiedelungen
zu erreichen, würde eine weitgehende Verschmelzung von
Stadt und Land erzielt. Wenigstens einen Teil des Eigenbedarfs an
Lebensmitteln könnte die Bevölkerung selbst beschaffen.
Abgesehen von den hygienischen, sozialen und ethischen Auswirkungen
dieser Siedelungsart, könnten die Lebenshaltungskosten vermindert, und
damit die Löhne geregelt werden. Als weitere Folge wäre eine größere
Stabilität des Grundwertes zu erwarten.

Die Standorte der Fremdenzentren sind gegeben. Entweder
werden sie durch die Schönheit der Landschaft, oder durch das Vor-
kommen von Heilquellen, oder durch klimatische Eigenarten bedingt.
Diese Gebiete aber müssen Reservate für ihre besondere Zweck-
bestimmung bleiben. Mit der Anlage von Fabriken und großen Bahn-
objekten auf diesen Arealen muß sehr vorsichtig verfahren werden. So-
wohl die Ruhe als auch die landschaftliche Schönheit, die Reinheit der
Luft usw. sind die Grundbedingungen dieses Erwerbsraumes. Naturgemäß
werden diese landschaftlich bevorzugten Gebiete auch für die An-
siedelung von Rentnern Vorteile bieten. Der unverhältnismäßigen
Steigerung der Landpreise kann aber nur ein System Einhalt gebieten.
Beispielsweise stehen in unserm Lande solch ausgedehnte Seeufer-
strecken zur Verfügung, daß bei gutangelegten Verkehrsnetzen eine
gleichmäßigere Besiedelung derselben möglich würde, als dies bis jetzt
der Fall war. Wo das Fernhalten der Industrien von diesen Regionen
wünschenswert ist, kann auf Grund des Gesamtplans bestimmt werden.

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