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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Wagner, Martin: Städtebau als Wirtschaftsbau und Lebensbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0201

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heit nicht, daß sie unglaubhaft reich und nicht arm ist?
Warum? Warum? Warum?

Ingenieure, an die Front! Sagt es der Menschheit,
daß sie erlöst werden kann aus Arbeitslosigkeit, aus
Elend und Not, wenn sie die Grenzen jener „freien" Un-
wirtschaft überschreitet und in das Land der Planwirtschaft
vorstürmt. Die Natur kennt keine Freiheit, die uns eine un-
freiwillige Arbeitslosigkeit auferlegt. Die Natur kennt nur
die Bindung einer freiwilligen Arbeitslosigkeit und diese
Arbeitslosigkeit ist die Befreiung von der Qualarbeit, ist
die Verkürzung der Arbeitszeit und ist die Erhöhung des
Lebensstandards! Die Schöpfer der Maschine wollen die
Idee der vollendeten Maschinen! Sie wollen die 100 %
Maschinen! Sie wollen den höchsten Wirkungsgrad der
Maschinen!

Für den Ingenieur ist die Front der Planwirtschaft die
Arbeitsfront des Tages! Er weiß, daß diese Front von den
Gesetzen der Maschinen gebildet wird, von den Gesetzen
des Kapitals gebildet wird, von den Gesetzen der Natur
gebildet wird und von den Gesetzen der Gesellschaft ge-
bildet wird. Er weiß, daß Mensch und Natur, Maschine und
Kapital die Ordnung im Raum erstreben, und daß höheres
gesellschaftliches Leben ohne höhere Ordnung in der
Raumwirtschaft nicht möglich ist. Er weiß, daß man inner-
halb der Grenzen des privaten Raumes, der privaten
Fabrik und des privaten Handels nicht die Planwirtschaft
bis auf den Millimeter, die Sekunde und den Pfennig aus-
dehnen und im öffentlichen Raum der Unwirtschaft und
der Wirrwarr-Wirtschaft die Freiheit lassen kann, Millionen

und Milliarden zu verschwenden. Der Ingenieur kämpft in 5

der Front der Planwirtschaft gegen die Verlustwirtschaft Diese Karikatur übertreibt. Aber keineswegs

eines freisinnigen Zeitalters! so stark, wie der Leser vermutet. Der Ingenieur

kann solche Bilder in unserer „freien" Wirt-

Nicht von den Männern der Politik, nicht von der poli- schaft ,ä9|ich und stündlich sehen. Ein Straf-

tischen Doktrin wollen wir Ingenieure uns leiten lassen, Jesetzbuc* gegen unvernünftige Behandlung

• j- r.i" i ; der Maschinen gibt es noch nicht, und darum

wenn wir die Plane fertig machen für einen neuen Wirt- ,eiden wir auch so große Not.

SChaftsbau. Wir wissen, daß dieser Bau jenseits aller Par- Cette caricature est exageree, mais pas autant

teiapparate, aller egoistischen Sondergruppen und auch que le lecteur peut le penser. L'ingenieur peut

jenseits der auf den Tageserfolg eingestellten politischen voir'tous les Jours el toutes les heures, de tei-

Doktrinen erstehen wird. Wirtschaftsbau ist Lebensbau '?s sc6nes dans notre 6conomie -libre"- 11

1 __u-, • * _i d -1 l. u 1 . n'existe malheureusement pas encore de

und Lebensbau .st der Bau, der beherrscht und bestimmt code p6nal contre remploi aPbusif des machi.

wird von den ewigen Gesetzen der Natur, der Gesellschaft nes et de ce fait decoule tant de misere.

und des individuellen Ichs. Wirtschaftsbau ist darum ein This carricature is an exaggeration, but by no

Planbau nach den Gesetzen der Natur, der Gesellschaft means to such an extent as readers may be-

und der Menschen. lieve. Such things can be seen by engineers

every day and hour in our „free" economy. A

Wirtschaftsingenieure, macht uns den Plan für einen neuen penal code agains1 the senseless treatment of

Wirtschaftsbau! machinery does not exist yet, and for this

reason we are afflicted by such distress.

Ist das ^Wirtschaft?

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