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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Seligmann, Paul: Filmsituation 1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0254

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2—4 Der Film ist, nachdem seine Herstellung scheints solche Kapitalien erforderlich

Thef'spiri'3of talkies macht, in die Hände der Industrie geraten und, seit der Erfindung des Tonfilms,

. . . . Les resuitats 1932 letzten Endes in die der Elektrizitätsindustrie. Die Tobis in Deutschland, in

Amerika Western Electric und R.C.A. haben ihr Monopol mit einer Reihe von
Patenten gesichert und fünf Sechstel der Erde (also Rußland ausgenommen)
untereinander aufgeteilt. Es besteht kein Zweifel, daß diese Industrie die
technischen Voraussetzungen für die Filmherstellung, Material, Apparate und
Ateliers im Rahmen des allgemeinen technischen Fortschritts bis zum äußersten
entwickelt hat. Was beginnt sie damit? — Sie benutzt den Film zur Dar-
stellung treffsicherer Stoffe. Unter fast völligem Verzicht auf dokumentarische
Aufnahmen stellt und verfilmt sie Operetten und Geschichten, meist
Sujets aus den neunziger Jahren, die gerade so gut (oder so schlecht) in
Büchern oder auf dem Theater dargestellt werden könnten. Sie bringt eine
fertige Sache auf die Leinwand. Der Industriefilm ist r e - p r o d u k t i v , ist
Mittel zum Zweck, aber nicht geistiger Ausdruck.

Foto Metropol-Film Zugegeben, daß die Meisterregisseure Europas und Amerikas die Aesthetik
der filmischen Darstellung beherrschen, so können sie sich doch von den vor-
geschriebenen, nach Schablonen gearbeiteten Stoffen nicht trennen, denn
sonst würde sich die Industrie höchstwahrscheinlich von ihnen trennen. So sind
sie gezwungen, Apparatur und Darstellungsmittel in den Dienst einer film-
fremden Sache zu stellen, sie also unausgesetzt zu mißbrauchen.

Wohin das Monopol der Industrie nicht mehr reicht, dahin reicht das Monopol
der Zensur. Sie diktiert, was dem Zuschauer und der heutigen gesellschaft-
lichen Ordnung bekömmlich ist. Sie hat ihren eigenen Moralkodex, dessen Be-
folgung seitens der Unternehmer dazu geführt hat, daß beispielsweise Aufleh-
nung gegen bestehende, wenn auch mangelhafte Institutionen aber ebenso
Genußfreudigkeit nur dann gezeigt werden dürfen, wenn die Strafe auf dem
Fuße folgt. Zeichen freiheitlicher Gesinnung, ganz egal auf welchem Gebiet sie
sich äußern, werden meist mit Charakterlosigkeit verbunden und überhaupt nur
vorgeführt um die Kassen zu füllen, also zum Sensationsstachel degradiert. So
kann es passieren, daß eine Gesinnung von Wert verzerrt und mißbraucht wird,
wenn nur ein fiktiver Moral-Begriff unangetastet bleibt. Ein Verstoß gegen die
(aus derPraxis bekannten)Richtlinien derZensur ist fast unmöglich,denn welcher
Produzent könnte bei den enormen Herstellungskosten ein Filmverbot riskieren?

Deutsche Produktion 5. Quartal 1932:

Das schöne Abenteuer Das Millionentestament

Die verkaufte Braut Moderne Mitgift

Die oder keine Die Nacht der Versuchung

Drei von der Kavallerie Die elf Schulischen Offiziere

Fürst Seppl Der Schuß im Morgengrauen

Unheimliche Geschichten Der Schützenkönig

Gräfin Mariza Strafsache van Geldern

Die Herrin von Atlantis Ja, treu ist die Soldatenliebe

Husarenliebe Zwei glückliche Tage

Ich will nicht wissen, wer du bist Tannenberg

Ikarus Die Tänzerin von Sanssouci

Johann Strauß, der K. u. K. Teilnehmer antwortet nicht

Hofballmusikdirektor Das Testament des Cornelius Gulden

Kiki Theodor Körner

Liebe, Scherz und Ernst Ein blonder Traum

Acht Mädels im Boot Die Zwei vom Südexpreß

Foto Heros

Foto Metro-Goldwyn-Mayer

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