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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Döcker, Richard: Stuttgart - die schöne und moderne Stadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0285

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Nur von vielen Punkten der Höhen zusammen (umfassend im Flugbild) ist die
Stadt räumlich zu erleben, um ihre Vielseitigkeit zu verstehen. Die Natur ist so
verschwenderisch gewesen, daß in der Schönheit der Bilder und Ausblicke der
Wirrwarr der Bebauung verschwimmt. — Leider! — denn das Häßliche und
Schlechte läßt die Stadt im Bild einfach nicht sichtbar werden. Menschenwerk
darf hier nicht mit der Natur in Wettbewerb treten wollen. — Daher die schöne,
die besungene Stadt Stuttgart! Und nachts von den Höhen, für kleine wie
große Kinder, ist die Stadt wie ein zweiter Sternenhimmel!

Und nun die „moderne" Stadt!

Der weltliche Geist der Geschäfte will immer und überall „Modernes", aus
dem Diktat der Mode, verbunden in Stuttgart mit einem starken, traditionell
begründeten Qualitätsbegriff. Der Bauwille ist hier meist richtig und wird auch
von „Oben" gefördert. Aber alles dauert dank der Parteien Haß und Gunst,
dank einer mitunter geführten Kirchturmspolitik immer sehr lang, bis es wird.
Was gab es schon an Projekten und Ideen, diese Stadt auszubauen? Und in
welche verhältnismäßig günstige Zeit der baulichen Gesinnung kam sie mit
ihrem Aufschwung von der Kleinstadt zur eigentlichen Geschäfts- und Groß-
stadt! Es ist Stuttgarts „Plus", daß dies nicht schon zwanzig oder dreißig Jahre
früher der Fall war, wo andere Städte Großstadt werden mußten und heute
dadurch sozusagen fertig sind. Aber was hätte man aus ihr machen können? —
Eines der Weltwunder! Nach Kriegsende gab es noch fast völlig unbebaute
Weinberghänge, und was ist trotz Stadtbauplänen, Bauordnung und Anbauvor-
schriften städtebaulich entstanden? Ob nur die Architekten oder wohl auch die
Bauherrn durch die Wahl und die Wünsche ihrer Pläne oder die Verschieden-
artigkeit der baulichen „Auffassung" schuld sind? Sicher aber kann man sagen,
daß allein die Baubehörden nicht das Schlimmste verhüten konnten, wohl aber
das Große und Richtige des Ganzen hätten erreichen müssen — trotz Mehr-

8

Atelierhaus am Stafflenberg.
Studio-house at Stafflenberg.
Maison d'ateliers au Stafflenberg.

Architekt Pankok 1906.

ÖFFENTLICHE BAUTEN

9

Das Tagblatt-Turmhaus bei Nacht.

The Tagblatt tower at night.

Le gratte-ciel du „Tagblatt", pendant la nuit.

Architekt E. O. Oßwald.

Foto Ohler.

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