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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Döcker, Richard: Stuttgart - die schöne und moderne Stadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0286

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Gesamtbild der Kokerei mit Gaskessel des
Gaswerks Stuttgart (Höhe 101 m, Durchmesser
60 m).

General view of the coke-yard and gasometer
of the communal gas works of Stuttgart.
(Heights 101 m, diameter 60 m).
Vue generale des bätiments de la Soc.
communale de gaz (Hauteur 101 m, diametre
60 m).

■ Foto Dr. Loßen.

heitsbeschlüssen einer Kollegialverwaltung und Baugesetzparagraphen!
So ist die Norm der Bauordnung für das Landhausviertel der Hangbebauung
heute noch die zweigeschossige Bauweise mit steilem (bis zu 60 Grad) aus-
gebautem Dach — ein Gesetz, das für die Ebene genügen mag — im Hang-
gelände erhält man aber so talseitig immer drei, meist vier bis sechs Ge-
il schösse. Die hohen Dächer versperren dem Darüberliegenden Licht, Sonne,
Die Hallen der Zeppelin Werft Friedrichshafen. Weite und Aussicht — ob man wohl deshalb an den Hang baut? Fast ausnahms-
Zeppelin Workshops and dockyard at Fried- |os s\nd ja diese Stuttgarter Hanghäuser Haustypen für die Ebene, aber eben
nchshafen. an Hang gestellt, sogar noch mit dem hier sinnlos gewordenen Sockel-
Les halles de l'entreprise Zeppelin ä Fried- Strich

Fotb'Suift(chiffbau zeppeiin. Und heute noch ist die Norm der Dachform der Anbauvorschriften das nach

allen Seiten geneigte Steildach (Walmdach) von je 40 Grad Neigung mit
kleinen Dachausbauten (weil man wohl eine Dachstockwohnung mit der
besten Aussicht — mit dem kleinsten Fenster und einer möglichst großen,
schrägen Wand wählt). Allein schon diesen beiden baugesetzlichen Vor-
schriften verdankt Stuttgart mit die Verschandelung des baulichen Stadtbildes
der Hänge und die beispiellose Verworrenheit der Architektur dieser Alltags-
und Hanghäuser.

Und Bauverbotsstreifen umsäumen „im öffentlichen Interesse" ganze Straßen-
züge, weil man den Unterschied im Wert der Ueberraschung bei wenigen, aber
besonderen Ausblicken und dem einer spannungslosen Langeweile nicht kennt.
Die Dachformen Stuttgarts, vor allem des Kessels, ergeben in ihrem an sich
wilden Zickzack der Dächer einen charakterlosen Brei, an den Hängen eine
Richtungslosigkeit, ein Durcheinander durch die Willkür des Einzelnen und die
Baugesetze, die am falschen Ende verbieten.

Es ist sicher sehr schwer, in Stuttgart das Richtige zu tun, aber Schema oder
Rezept genügen nicht! Auch beileibe nicht der Versuch, Heimatkunst, das alt-
schwäbische Giebelhaus der kleinen Stäote oder das „bodenständige"
12 Bauernhaus zum Stadt- und Hanghaus zu erheben!

Krankenhaus Waiblingen bei Stuttgart. 1926 Daß die auf dem Reißbrett des Geometers im Rechtecksystem linierten
Waiblingen Hospital, near Stuttgart 1926. Straßenzüge des Stadtplanes aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts für den

Höpitai ä Waiblingen pres Stuttgart. 1926 nordwestlichen Stadtteil nicht mehr reparabel sind und eben aufhören, da, wo

F^tT'Luflver'kehrsuähie. sie dem Berg in den Bauch stoßen, versteht man.

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