Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

DOI chapter:
Januar (No. 1 - 12)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0031
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Erscheint
wLchcntlich drei Mal:
Dienstag, Dinncrstag,
»n> Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen B
st'llungcn an.

MweWaer


olhaibl»»

Kmtsverkündigungsötalt für den Amts- und Arnlsgerichlsßezirk Schwetzingen.

s


adische Hopfenzeitung.

Vierteljährl. Abonnement:
Für's Wochenblatt 1 Mark
50 Pfennige.
Unterhaltungsblatt
35 Pfennig".
Inserate:
die tziergespaltene Gar-
mondzcile oder deren Raum
12 Pfennige.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rhein Pfalz.
Expedition, Druck und Verlag der C. W. Moriell'schen Buchdruckerei in Schwetzingen

Ao. 8.__Donnerstag, 21. Januar 1875.__IX. Jahrgang.
Inserate v»« Auswärts nehmen sür uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haaseustei« L Kogler, Audols Masse und H. L. Jauöe L Ko., Süddeutsche Annoncen-Krpediio«
von K. StöLhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Lipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ASger'schc Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

Deutsches Reich.
Karlsruhe, 15. Jan. Dem Ergebniß der Justiz-
und Poliz"igefälle im Jahre 1873 im Großherzogthum ent-
nehmen wir: Erlös aus Stempelpapier 81,380 fl. Davon
wurden vereinnahmt im Amtsbezirke Mannheim 10,538 fl,
Karlsruhe 7035 fl., Freiburg 6931 fl., Konstanz 5642 fl.
Die Gerichts- und Administrativ-Sporteln, Strafen und Ab-
hörgebühren ertrugen 582,621 fl. Davon kommen auf die
Amtsbezirke: Mannheim 48,412 fl., Karlsruhe 41,214 fl ,
Pforzheim 30,658 fl., Freiburg 27,771 fl., Heidelberg mit
27,537 fl. Die Rechtspolizei-VerwaltungSsportel» ergeben
841,735 fl. Hier erscheinen in der Einnahme die Amts-
bezirke: Mannheim 62.507 fl., Karlsruhe mit 54,231 fl.,
Heidelberg 40,041 fl, Freiburg mit 37,961 fl., Pforzheim
mit 37,714 fl. Die Hundetaren lieferten: 119,880 fl.
Hievon treffen auf die Amtsbezirke: Mannheim 8805 fl.,
Heidelberg 7071 fl, Karlsruhe 6773 fl.. Frei bürg 6198 fl,
Pforzheim 5211 fl, Offenbi.rg 4311 fl. Der Amtsbezirk,
in welchem am wenigsten an Hundetaxen zu entrichte» war,
ist derjenige von Säckingen mit 693 fl.
— DaS Ministerium des Innern hat dem Gemeinde-
rathe Mannheim die Forterhebung des Oktroi auf die
Dauer eines Jahres bewilligt.
— In Mannheim brachten am 14. d. die Ar-
beiter der Lanz'schen Fabrik ihrem Fabrikherrn einen
Fackelzug, weil derselbe trotz der Ungunst der Zeiten seine
Fabrik in unveränderter Ausdehnung und ohne Herabsetzung
der Arbeitslöhne fortbetreiben läßt.
— Der künftige Vorstand der Stadtverordneten soll
in Mannheim aus 5 Mitgliedern bestehen.
— In der Großh. Münzstätte zu Karlsruhe wird
Tag und Nacht gearbeitet, um daS Bedürfniß an neuen
Münzen baldigst decken zu können.
— Die Strafkammer Mosbach verhandelte gestern
über die drn jugendlichen Diebe, welche in einem hiesigen
Handlungshause innerhalb etwa 2 Jahren an 3000 fl.
entwendet hatten. Der jüngere Lehrling Böhm wurde zu
15 Monaten Gefängniß, der zweite Levy zu 24 Monaten
Gefängniß und Kommis Stein zu 1?/, Jahr Zuchthaus
verurtheilt.
— Vorgestern fand in Konstanz die Wahl der
Niederbcsteuerten zur Stadtverordnetenversammlung statt:
sämmtliche aufgestellten liberalen Kandidaten gingen hiebei
durch; die ultramontane Partei hatte sich im Gefühle ihrer
Schwäche, um einer eklatanten Niederlage auszuweichen, der
Abstimmung enthalten. Das Ergebniß der nächstfolgenden
Wahlgänge steht nunmehr schon im Voraus fest.
* Schwetzingen, 18. Jan. Die am Samstag,
wie es scheint, zuerst durch karlistische Korrespondenten eng-
lischer Blätter verbreitete Sensationsnachricht von der nach
Mmllrlon.

Z>ie Waöen.
(Fortsetzung.)
Welcher Schreck für den alten Andreas, der seine Tochter
schon geheilt glaubte. Er hob seine Augen gen Himmel und
eine Thräne rollte über seine bleiche Wange.
„O die Unglückliche!" rief er. „Es ist schlimmer als
je, all' ihr Wahnsinn geht da hinaus."
„Mein Vater," wiederholte das junge Mädchen inständig,
„verweigere mir nicht, ich beschwöre Dich, die Zustimmung;
um die ich Dich bitte, es hängt unser Aller Glück davon ab!"
Sie blieb auf den Knieen, ungeachtet der Anstrengungen
ihres Vaters, sie emporzuheben. Er betrachtete sie; bei der
Gluth ihrer Bitte, bei dem Glanz ihrer Augen fürchtete er,
daß diese neue Phantasie einen Anfall von Wahnsinn zur
Folge hoben würde. „Man muß denken, wie sie," dachte er.
Er zog seine Tochter in seine Arme und sagte:
„Nun ja, die Zustimmung, welche Du von mir ver-
langst, gewähre ich Dir."
Sic antwortete an seinem Busen mit dankbarem Her-
zen; darauf sagte sie gute Nacht und die Stirne hoch, das

kurzem Kampfe mit den Karlisten erfolgten Besitznahme
des kleinen spanischen Fleckens Zaranz durch 100 Mann
Besatzungstruppen des „Nautilus" erweist sich als eine Ente,
und alle die daran geknüpften Conjektureu sind bereits vom
Winde verweht. Die Freude unserer Demokraten über die
aus dieser „Intervention" nothweudig sich ergebenden Ver-
wicklungen war ebenso kurz wie die Verblüffung der Fran-
zosen über diese Keckheit der deutschen Marine. Die beste
Lehre, welche daraus gezogen werden kann, ist die, künftig
spanische Nachrichten gleich zweifelhaften Münzen zu behan-
deln, welche man zweimal umdreht, bevor man sie annimmt.
— Am 10. d. trafen im Arresthause von Saarbrücken
eSkortirt von 2 Gendarmen und 1 Polizeibeamten, diejeni-
gen 5 Personen ein, welche wegen des bekannten am 1.
Nov. v. I. gelegentlich der Verhaftung des renitenten Ka-
plans Schneiders in der St. Laurentiuskirche zu Trier
statigefvndenen Vorfalls des Aufruhrs angeklagt und mit
Genehmigung des Herrn Ministers vor den Saarbrückner
anstatt den Trierer Assisenhof gestellt werden.
Paderborn, 14. Jan. Gestern Abend wurde dem
Bischöfe Martin in seiner Gefängniß-Zelle das Absetzungs-
Dekret des k. Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten zu-
gestellt. Die Annahme dieses Docnmentes wurde unter sehr
entschiedenem Proteste verweigert.
Paderborn, 18. Jan. Das Domkapitel wurde vom
Overpräsiüenten der Provinz Westphalen, v. Kühlwetter,
aufgefordert, die Wahl eines BisthumSverwesers vorzuneh-
men, der Oberregiecungsrath v. Schierstedt aus Minden
mit Beschlagnahme un!r der einstweiligen Verwaltung des
Kirchenoermögcns betraut. Der Generalvikar Reine und
sämmtliche Vlkariatsaffessoren und geistlichen Subalternbe-
amten des abgesetzten Bischofs Martin legten ihre Aemler
nieder, dagegen erklärten sich die weltlichen Beamten zur
Fortführung der Geschäfte bereit. Bischof Martin wird dem
Vernehmen nach morgen »ach beendigter Verbüßung der Ge-
fängnißstrgfe in der Festung Wesel internirt werden.
Paderborn, 19. Jan. Bischof Martin wurde heute
früh 8^/, Uhr in Begleitung des Polizeisekretärs Rust nach
Wesel abgeführt, um dort vorläufig internirt zu werden.
Fttlda, 18. Jan. Das hiesige Priesterseminar wurde
heute durch den Landrath geschlossen. Die Alumnen und
Lehrer haben dasselbe alsbald verlassen.
Berlin, 17. Jan. Dem „Staatsanzeiger" zufolge
sind folgende Ordensverleihungen erfolgt: Generallieutenant
von Berger von Ulm und Generallieutenant von Pritzelwitz
in Karlsruhe erhielten den rothen Adlerorden erster Klaffe
mit Eichenlaub und Schwertern, Generallieutenant von Gayl
in Rastadt den rothen Adlerorden 1. Klasse mit Eichenlaub,
Bezirspräsident Ernsthausen u»d Vizepräsident Ledderhose in
Straßburg den rothen Adlerorden 2. Klaffe mit Eichenlaub,
Auge feucht, der Mund lächelnd, zog sie sich in ihr Käm-
merlein zurück.
Niemals hatte Susanne mit mehr Inbrunst zu Gott
gebetet, als an diesem Abend.
15.
Am nächsten Tage Mittags erwartete Herr von Ri-
bisre, in seinem Cabinet allein, Susanne.
In Herrn von Ribisre vereinigte sich der Mensch, und
der Beamte. Der Mensch, voll von Rechtlichkeit und Güte,
hätte die Verurtheilung eines Unschuldigen für das größte
Unglück für ein Verbrechen gehalten. Der Beamte hatte
sich so zu sagen ein zweites Gewissen an Stelle des wirk-
lichen gemacht. Ein gefälltes Urtheil war ihm heilig.
Es war nicht das erste Mal seit der Verurtheilung
Jakobs, daß er durch diesen Widerstreit von Gefühlen und
Gedanken in Konflikt gerathcn. Er konnte nicht unempfindlich
bleiben weder bei den edelmüthigen Vorstellungen seiner Frau,
noch bei der Ueberzeuguug Esteracs, welcher beständig ver-
sicherte, daß Jakob unschuldig sei.
Die gestrige Scene im Forsthause, wo seine Aufmerk-
samkeit auf zwei verdächtige Menschen gelenkt wurde, beun-
ruhigte ihn. Nichtsdestoweniger konnte er bei der Unzu-
rechnungsfähigkeit Susannens daraus nichts geben.

Oberst Kraus vom 6. badischen Infanterie-Regiment den
rothen Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife, die Professo-
ren Barak, Hoppe, Seiler, Köppen und von Becklinghausen
in Straßburg den rothen Adlerorden 4. Klasse, Bezirks-
Kommandeur Oberst Mensing und Archivdirektor Spach in
Straßburg den Kronenorden 3. Klaffe, Kommerzieurath von
Bleichrödcr und Professor Mommsen den Kconeuorden 2.
Klaffe, Gerhard Rholfs in Weimar den rothen Adlerorden
3. Klaffe mit der Schleife, der deutsche Gesandte in Mün-
chen Freiherr von Wertstem und Geheiinrath Eck im Reichs-
kanzleramt den Stern zum rothen Adlerorden 2. Klaffe
mit Eichenlaub, der deutsche Gesandte in Washington von
Schlösser der rothen Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub
und der General-Telegraphendirektor von Meydam den rothen
Adlerorden 3. Klaffe mit der Schleife und Schwertern.
Berlin, 18. Jan. Abgeordnetenhaus. Bei der Prä-
sidentenwahl wurde v. Bennigsen mit 292 von 295 Stim-
men zum Präsidenten wiedergewählt, Löwe mit 211 zum
ersten. Bethusy-Huc mit 186 Stimmen zum zweiten Vize-
präsidenten gewählt.
Berlin, 18. Jan. (/lbzeordnetcnhaus.) Der Vor-
sitzende Bennigsen eröffnet die Sitzung, indem er der
seit der letzten Tagung verstorbenen Milglieder gedenkt, ins-
besondere Mallinckcotd'S, der an den Geschäften des Hau-
ses hervorragenden Antheil genommen und trotz ausgespro-
chener Parteistellung sich die Hochachtung seiner politischen
Gegner erworben habe. Das Haus erhebt sich von den
Sitzen. Zum Vorsitzenden wird Bennigsen mit 292 von
295 Stimmen wiedergewählt. Zum ersten Vizepräsidenten
Loewe mit 211 gegen Reihensperger mit 5^> Stimmen,
zum zweiten Vizepräsidenten wird Bethusy-Huc mit 186
Stimmen gewählt.
Berlin, 18. Jan. Die „Post" meldet: Die neue
spanische Regierung ist betreffs des räuberischen Ueberfalls
der Karlisten bei Guetaria, ohne den Eingang der deutschen
Beschwerdenote abzuwarten, mit Vorschlägen entgegengekom-
men. die allen Ansprüchen, welche Seitens Deutschland er-
hoben gerecht werden. Das Blatt äußert seine Befriedi-
gung, daß die neue spanische Regierung in so zuvorkommen-
der Weise die Angelegenheit erledigt hat.
Berlin, 19. Jan. Kapitän zur See Werner wurde
durch kaiserl. Kabinetsordre zum Contreadmiral befördert.
Berlin, 19. Jan. (Reichstag.) Fortsetzung der
zweiten Lesung des Civilehegesetzes. 8 77 wird ohne De-
batte, Z 78 Al. 1 mit einem Amendement Marquardsens
angenommen, daß den Bundesregierungen eventuell die Ein-
führung des Gesetzes vor dem 1. Januar 1876 überlassen
werden soll. Anstatt Alinea 2 (wonach vor dem 1. Januar
1876 die nach dem bisherigen Recht ergangenen Aufgebote
wirksam bleiben) werden auf den Antrag Wülfels zwei neue
So stand es bei Herrn von Ribisre, als Susanne bei
ihm eingeführt wurde.
Sie war ruhiger, als gestern, aber ihre Erscheinung
hatte nichts von jener Mischung von Begeisterung und Festig-
keit verloren.
„Jetzt werde ich Dich hören, mein Kind," sagte der
Richter in väterlichem Tone.
Sie blickte Herrn von Ribihre mit ihren großen
glänzenden Augen an, aus denen Geisteskraft und Muth
strahlten.
„Erlauben Sie mir," sagte sie, „daß ich etwas weit
aushole. Au dem nämlichen Tage, wo Jakob, von einer
blinden Menge denuncirt, verhaftet und schon vorher ver-
urtheilt wurde, sandte Gott auf meinen Weg die wahren
Urheber des Verbrechens; sie richteten auf mich ihre bösen
Blicke. Eine geheime Stimme, eine göttliche Stimme sagte
mir, daß sie es wären und keine Anderen, welche Simon
Vecnou ermordeten."
„Armes Mädchen!" dachte Ribisre. „Der Aberglaube
kommt ihrem Wahn zu Hilfe."
„Diese beiden Menschen, ich sah sie im Gerichtssaal
wieder in dem Augenblicke, wo die Jury das Urtheil ver-
küirdete. O wenn Sie, wie ich, hätten den Ausdruck ihres
 
Annotationen