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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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April (No. 37 - 49)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0175
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Erich«int ,
wtchentlich drei Mal: .
Dienstag, Donnerstag,
»nt Samstag. ^
Alle Postanstalten
»nt Boten nehmen Be»
stell»«»« an.


AcktsverKündigurrgsökalt für den Amts- und AmLsgerichtsöczirk Schwetzingen.
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Mi-shÄ«tuMrtl»1t-
SS Psenyig',
die vr,erLcspcrlfene Gär-
12 PfeMtge!

uni

Slllge meiner Anzeiger für die badische und bayerische
Expedition Drück und Verlag der T. W. Marie ll'schen Buchdrückerei in Schwetzingen

e i n p f a l z.

_

««. 44.

17,

Jirs«k«te von UuKwLrIS nehmen für uns auch entgegen di' Annonce,i-Bureaux van Hnasenfiei« L Vogler, Andolf Zstoffe und H. T- Pä'ütze H.Li'
von G. St-L-ardt in Franlsnrt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie dar ptger'fche Tentral-Bureaux '

'IX.


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Ko,, Süddeutsche Annoncen-ApedLspn

.
----

Politische Wochenübersicht.
Schw etzinge ii, 1P.

Wenn auch der besprochene Artikel der Berliner „Post"
die Lage der Dinge in zu grellen Farben malt, so kann
andererseits doch nicht in Abrede gestellt werden, daß der
politische Himmel nicht frei von Wolken ist. Das Deutsche
Reich hat Feinde nach Innen und Außen, welche sich an den
Gedanken nicht gewöhnen können, in Deutschland die erste
Macht der Welt erblicken zu müssen, die im Verkehr mit
anderen Staaten die errungene Stellung mit Nachdruck zu
behaupten und im Innern den dem modernen Staalsbegriff
entsprechenden Gesetzen die gebührende Ächiung zu verschaffe»
weiß. Nicht Deutschland ist es, das den Krieg provozirt
oder sucht, bei dem es zu dem bereits Errungenen nicht viel
BegehrenSwerthes mehr hiirzufügen könnte; aber andererseits
wird eS im Gefühle der ihm innewohnenden Kraft auch vor
keiner europäischen Koalition zurückschrecken, sondern überall
da den Fehdehandschuh aufheben, wo er hiugeworfen werden
sollte. Daß zunächst irgend eine Verstimmung Italien ge-
gentber Platz gegriffen haben mutz, ist nicht leicht i» Abrede
zu stellen ; denn wenn eS auch begreiflich erscheint, daß Kaiser
Wilhelm wegen seines hohen Alters ans Aurathcn der Aerzte
auf die italienische Reise Verzicht leistete, so muß doch die
Ankündigung des preuß. „Staatsanzeigers", der Kronprinz,
den man bereits seine Reise bis Rom ausdehucn ließ, werde
„im strengsten Inkognito" Italien besuchen, die Ueberzeugung
erwecken, daß die Beziehungen zwischen Rom und Berlin an
ihrer früheren Herzlichkeit eine Einbuße erliltep haben. Vor
allem regen die Mitthcilungen, hie man in Berlin über die
französischen Rüstungen erhält, die ernstesten Bedenken über
di« Friedensliebe Frankreichs auf. So wird der „Neuen
Freien Presse" aus Berlin geschrieben: „Man verfolgt im
Kriegsministerium und im AuSwärligeu Amte dmRegenera-
tionsprozeß der französischen Armee sehr genau und bemerkt
namentlich mit ernstem Auge die im gegenwärtigen Momente
von Frankreich auf diesem Gebiete mit fieberhafte», Eifer
betriebene Thätigkeit. DaS erst vor Kurzem augeuommeire
Gesetz über die Errichtung von l44 neuen Kadres wird
schleunig ausgeführt, und in der Bervollkommung und Er-
gänzung ihrer Bewaffnung sollen — wie man sich hier er-
zählt — die strengsten Anstrengungen gemacht werden. Nach
der Ansicht der hiesigen miliiärffchen Kreise ist es das Ziel
dieser Thüligkcit, 1877 kriegsbereit zu sein, während man
bisher erst daS Jahr 1880 als den Termin ausah, bis zu
welchem die französische Heeres-Reorganisatiou vollendet sein
könne. ES ist sehr bemerkt worden, daß der erste Militär-

Frmllctmi.

Me Liebe kennt keine Grenze.
(Fortsetzung.)
Ein Schlag auf den Kopf, ein Tritt auf die Brust und
vorüber sind alle Lamenlos. Das eigentliche Thun beginnt.
Uhren, Ketten und Ringe und anderes Werthvolle wandern
von deü Personen in ihre Taschen und mitgebrachten Säcke.
Den Hyänen, die heute über das Schlachtfeld huschten,
schien aber nicht bloß an diesen Werihgegenständen, svnderN
kigeuthümlicher Weise auch an den Uniformen der preußischen
Soldaten zu liegen, denn Einer dieser menschlichen Raubihierc
feuerte seine sauberen Genossen fortwährend an, die Daliegen-
den zu entkleiden.
„Wir müssen preußische Uniformen haben, wenn wir
unfern Plan ausführen wollen .... vergeht das ja nicht!"
sagte die bärtige schwarze Gestalt, welche sich eben über Benno
beugt und in die Brusttasche deS Rockes greift. Er nimmt
daS Portefeuille heraus. Nachdem er die KassenbilletS heraus
genommen, wirft er eS verächtlich auf den Boden. „Weitet!"
sagt er, indeck er die Hände untersucht. „Keine Ringe. . .
Lumpiger Schuft!"

Mache an der deutschen Bo-schufk in Paris in den letzten
Wochen wiederhol, u, Berlin gewesen ist "
Mn anderer Seite komme» wieder folgende politischen.
Vertröstungen, welche wir zur besseren Uebersicht der gegen-
wärtigen Situation ebenfalls hier folgen taffe». Die neueste
Lesart betreffs der italienischen Reise des Kronprinzen des
Deutschen Reiches lautet dahin- dieselbe weÄ>e im Einver-
siändiüß mit Italien ohne offiziellen Charakter staNfindcn,
weil inan einest sM-ren Gegenbesuch Kaiser Wilhelm s noch
offen halt n wollte. EuS persönliche Begegnung des Krön- :
Prinzen out Mitgl edsrn der tönMchen italienischm-Familie
sei dadurch keineswegs ausgeschlossen. Die Reise, welche'mit
ganz kleinem Gefolge angetreten wirv, gelle lediglich ' der
Erholung des kronpnuzlichen Paares und habe einet, vMch
privaten, jeder Politik fernen Charakier, Als Reiseziel gi!l
vorläufig Monza, wo ein Besuch des Kronprinzen und der
Kronprinzessin von Italien erfolgen wird. Mit den letzteren
werden daun Ausflüge unternommen werden, die sich wög-
st ich-r Weise bsts nach Nom ausdchnen. Uebcr dir Gchndc.
dieser jetzigen Dispositionen, welche, von denen der vorigen
Woche so durchaus verschieden sind, ist Verläßliches nicht
bekannt. Von mehreren Seiten wird, hervorgehoben, daß
eine Verstimmung zwischen den Kabineten von Rom und
Berlin nicht vorhanden sein könne, weil sooft eine auch nük
private Reise des Kronprinzen nach Italien nicht denkbar
sein würde.
Der Entwurf eines bayerischen Laudiagswahlgesetzes ist
von dem Ministerium zurückgezogen Wörden, weil derselbe
Niemand befriedigt hat, weder die Liberalen noch die Ul-
tramoiltanen. Die betr. Kommission hat in 14 zum Thcil
sehr langwierigen Sitzungen sich alle SMHe gegeben, zu
einem Einverfläudgiß zu gelangen, wie denn die Verhand-
lungen selber bei allem Gegensatz der Meinungen mit gutem
Hgmor geführt worden sind. Doch die Dinge sind stärker
als die Mensche», und sd erklärt stch'S, daß bei der Schluß-
umfrag«, ob die AuSschußmiiglieder mit dem Gesetz, wie es
durch die Einzelabstimmung geworden ist, einverstanden seien,
die Mehrheit sich dagegen aussprach.
Allgemein ist in der Presse hervorgehoben worden,, daß
eine Liga, wie wir sie in unserer letzten Rundschau geschil-
dert haben, gegen Deutschland an der Weigerung des Grafen
Andrassy scheitern mußte. Allein die Schwierigkeiten; Oester-
reich zur Theilnahme zu veranlassen, würden nicht bloS in
der Person dieses Ministers unbezwinglich sein, da es der
Kriegspartei nicht unmöglich märe, ihn über Bord zu werfen;
es wäre dabei auch noch mit anderen Faktoren zu rechnen
und in erster Linie gehört dazu Ungarn. Nach Mittheilungen
von dort würde das ungarische Parlament in einem solchen
Vennb ist aus seinem Schwächezustande erwacht; erblickt
die schreckliche Gestalt, welche eben diese Worte gesprochen,
mit Entsetzen an. denn er erkennt seinen Todfeind, den
„Schwarzen."
„Laßi mit doch de» Rock!" flehte Bestick.
„Schweig', Hund, odicr Du fährst zück Teufel!" schreit
der Schwarze, indem er den Rock demselben gewaltsam vom
Leibe zieht. „Auch die Höfen mußt Du hergebeü . . . wir
brauchen sie nothwendi^er . . Ha. . . ha, ha! Friede nur,
mein Bürschchen."
Benno verfiel von Neuem in seinen Schwächezüstaick
Als er erwachie, beleuchtete die Sonne schon das blutige Feld-
Kälte und Fieberfrost durchrieselten seinen Körper. Noch
einmal öffneten sich seine Augen, noch einmal sprach er den
Namen seiner Mutter aus, dann fiel der Kopf schwer Hinten-
über, und dir erstarrien' Glieder dehnten sich wie im TodeS-
kampfc


,<s

8. Unter dem Nvhatiniierrreuz.
Ehe wir inr Lauft unserer Erzählusist weiter
müssen wir einige Stunden in denk Gange der Ei
znrückgreiftli.
In dem ungefähr 4 Stundest südlich von

Falle nicht einen Soldaten und nicht einen KreNzer fttr
eine». Krieg gegen ^Deutschland -bewilligen. Eine llftgWMg,
die re» Kamps mit Deutschland ckfifstehmen wyllft, müß'e
' darauf gefaßt sein, auch in dtp Kcickpf Mit UAarst eiüzu-
trete», und die Folge davon' uHre ein zweites 'TcitchW'
Der trotzigen -JcktneViMiffgM der:MtWHW'BffÄöfe
au den Kaiser, in welcher j-ne unter malstiSfiri Seiftmsie-
beu ans oie Gesetzgebung- und die Volksiftri.retung Presißkus
ihren Ungehorsam m'olidiM, ist der Vorschlag <^ur Aufhe-
bung jener Bestimmungen der preußischen Verfassung auf
dem Fuße gefolgt-, welche - der kalhotischen Kirche sisie ck^it-
geheude Selbstständigkeit estiräumen. Es ist dies eist-'Schritt,
der klar aärthut, daß die preußische Regierung stichst gewillt
fit, auch nur einigen Fußbreit von der Bahn cckziuv'eichkn
die sie sich vcrgczeichuet.hat, auch alif die Gefahr hüi- daß
andere Staaten auf halbe»! Wege stehen zu -bleibet, gestillt
wäre». Die Zeit der VeritMeliUig, dir vielleicht Vor Jah-
resfrist »och Aussichten des Erfolges gehabt hätte; ist für
immer vorbei, und eS kann sich jetzt nur istch darwstchaÜbeln,
ob üer Staat nach Canossa gehen will, wohin ihm Sie „Ger-
mania" sogar eine goldene Brücke bauen möchte', odw vbser
sich de» Gehorsam für seine Gesetze zst erzwirKeu versteht.
In Paris beginnt mal, wegen der Haltung Deutsch-
lands. ängstlich zu werden- nud manch« hochtrabenden Phrasen
der Presse sind seit dein Bekanntwetden der eckrgisch'en Hal-
tung Bismark'S gegenüber den belgisch-klerikale» Umtrieben
verstummt. Der- „Moniteur" gibt sich alle Mühe, die fried-
lichen Absichten Frankreichs darzuthun und andere französische
Blätter fordern zur äußersten Vorsicht auf. Alst btese Mr-
sicherungen haben aber, selbstverständlich wenig Werth lffid
beweisen nur, daß die Franzosen aus den schlimmen Folgen
ihres voreiligen PrahlsnS vor Beginn deS Kyeges vor.1870
eine Lehre gezogen haben. Auf deutscher Seist wird man
einfach den ungeheueren Mstnngen Frankreichs, die- mit
möglichster Beschleunigung betrieben werden, dft eingehendste
Beachtung schenken und sobald man die Gewißheit erlangt
hat, daß dieselben auf Ueberrumpelung berechnet sind, des
Pcävenire zu spielen wissen, ivie dies üic Pflicht einer sorg-
fältigen Obhut unserer nationalen Interessen bedingt. '
In Frankreich, daS einen Voltaire ustd I- I. Rous-
seau einst bewunderte, schießt der llltramontaiusmus- Ms
üppiger in die Blüthm und üer Lächerlichkeiten.»pertzM täg-
lich so viele vermeldet, daß man sich nur mit den heitersten
Episoden bisweilen befassen kann. So hat ueuestenS der
Erzbischof von Toulouse einen Hirtenbrief gegen das Tisch-
rücke» und Geisterkiopfen erlassen, indem der Prälat der
Ausichi ist, daß die Tischbeine re. sich unter dem'direktst,
Einfluß des Teufels bewegen Vor allem aber sind es die
gelegenen, früher festen Städtchen HageÜau *) herrschte ap,
Nachmittag des 6. August eine fürchterliche Aufregung- deyn
aus der Gegend von Wörth her dröhnte schon seit einigen
StUlidkü ünhctlstMk Känöllendonner, u>Ü>' mast wuJic LzS
jetzt über den Gang der Ereignisse auch noch'nicht'e/n Wort.
Noch ist deri Mittagsfllüide hakten die Bewohner aus einen
für die Preußen miglHkOHßn <Är
wteder'Slundc um Stund? verstrich uitV ftilst'SkegcMachricht

ciniraf, als sogar der Kanonendonner mrhft"vstst SMMepr»
herkam und aus dersei^st'RilDlstst^bedcuuude Ngstihsäulen
aufsticgeu. da blickte man sich ängstlich und verlegen an, sich
'AW'WnKWA mit ÄeMDfWgW'tÄgrnj/?^.
„Was denken Sie, Herr Doktor über 'den Äl^ga'üg des
Gefechts?" fragte die'junge, in Schwarz geÜleidststüüd mit
dem' internationalen Jöhauniterkreuz am Atme gefi
Dame den älteren Herrn, der, wie es schien', der
dircnde der kleinen Karawane war, welche aitst nördlichen
Th'ore von Hngenäil hielt und nur astf dÜS'AüfhAsti deS

*) Hagenau, eine Stadt von 10,000 Einwohnern, ist zwar
mst Mauern, Thiirmcir.und Gräben versehen, dient jedoch nicht mehr
als Festung. Sic wurde im 12. Jahrhundert angelegt und deshalb
befestigt, weil hier von den Reichkkleinodic» : Krone, Scepter, Reichs-
apfel und das Schwert Karls des Großen ausbewahrt werden sollten.
 
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