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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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März (No. 25 - 36)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0099
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»tchenllich drei Mal:
Diensta,, D»nnersta«, ,
»n> Samstag.
Alle Postanstaltm
mr« Boten nehmen Be-
Mungen an.

AmlsverKündigungsötalL für den Amts- und Amtsgerichtsöezirk Schweßingen

Badische Hopfenzcitnng.

Biertcljührl. Abonnement:
Für'z Wochenbl tt 1 Marl
50 Pfennige.
Unterhaltungkblatt
95 Pfennige.
Inferat « :
die »iergespaltene Gor-
mondzcile oder deren Raum
12 Pfennig».

Allgemeiner Anzeiger für die badische and bayerische Ryeinpsalz.

Expedition, Druck und Verlag der C. W. Marie ll'scheu Buchdruckerei in Schwetzingen

Fo. 25. Dienstag, 2. März 1875.__ IX. Jahrgang.
Jns«ke»te von UnSWLrlS nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kaasenstei» L Dogler, Itudokf Masse und H. T- Aauöe L Ko., Süddeutsche Kunoucen-ßrpedtto«
von H. StSLHardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Jäger'schc Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

Bestellungen auf das „Schwetzinger Wochen-
blatt" Bad. Hopfenzeitung für den Monat März werden
bei allen kaiserl. Postanstalten und Postboten, sowie bei
unseren Zeitungsträgern angenommen. Preis für einen
Monat durch unsere Zeitungsträger in's Haus geliefert
57 Pfg.
* Welt Ausstellung in Philadelphia 1876.
Zur Säkularfeier der Unabhängigkeitserklärung der
Bereinigten Staaten von Amerika soll im nächsten Jahre
in Philadelphia eine internationale Ausstellung
von Erzeugnissen der Künste und Industrie, sowie des Land-
«nd Bergbaues veranstaltet werden. Der Bundesrath hat
die an das Deutsche Reich gerichtete Einladung zur Theil-
nahme an der Ausstellung angenommen, und ist demnächst
die Unterzeichnete Kommission mit der Vorbereitung und Lei-
tung der Theilnahme Deutschlands beauftragt worden. Die
ausgedehnten Verkehrsbeziehungen zwischen Deutschland und
den Vereinigten Staaten und die umfangreichen Handels-
tn'eressen, welche zahlreiche und bedeutende Zweige der hei-
mischen Industrie mit dem transatlantischen Kontinent ver-
binden, lassen eine rege Betheiligung deutscher Aussteller
erwarten. Soll jedoch die Ausstellung den deutschen Ge-
werbefleiß würdig und unserer Stellung unter den industriel-
len Nationen entsprechend repräsentiren, so darf zugleich
nicht vergessen werden, daß diesem Zwecke weniger durch die
Anhäufung einer bunten Manigfaltigkeit vergleichsweise min-
der erheblicher Produkte, als vielmehr dadurch gedient wer-
den wird, daß unsere hervorragenden Industriellen sich be-
streben, ihre Leistungsfähigkeit durch zusammenfassende und
planmäßige Vorführung ihrer ausgezeichnetsten Erzeugnisse
zur Anschauung zu bringen. Es muß daher als besonders
erwünscht bezeichnet werden, daß die Interessenten der wich-
tigeren und vorzugsweise betheiligten Industriezweige sich
örtlich und gruppenweise zur Veranstaltung von Kollektiv-
ausstellungen vereinigen. Das allgemeine Reglement für
ausländische Aussteller ist bereits früher durch die öffentlichen
Blätter zur allgemeinen Kenntniß gebracht und am Fuße
der gegenwärtigen Bekanntmachung wieder abgedruckt. Nach
den der Kommission weiter zugegangenen Nachrichten soll
die Ausstellung der zu den Gruppen II., 111., IV. VII. und
X., zum Theil auch der zu den Gruppen I., V., VI. und
VIII. gehörigen Gegenstände im Hauptausstellungsgebäude,
in welchem Deutschland ein Raum von 27,246 Q.-F. eng-
lisch, ausschließlich der Wege, zugetheilt ist, Platz finden.
Für die Gegenstände der Gruppe IX. ist ausschließlich die

Kunsthalle, für diejenigen der Gruppen V. und VI. vor-
zugsweise die Maschinenhalle bestimmt. Für die Erzeugnisse
und Geräthe des Land- und Gartenbaues sollen besondere
Gebäude errichtet werden. Endlich bietet der Park, in wel-
chem die Ausstellungsgebäude gelegen sind, ausgedehnte
Räumlichkeit zur Errichtung abgesonderter Pavillons für
Spezialausstellungen dar. Ueber die von den Ausstellern
zu übernehmenden Kosten gibt das allgemeine Reglement
Auskunft. Die Kommission bemerkt, daß es nicht die Ab-
sicht ist, einen Theil dieser Kosten auf die Reichs- oder die
Staatskaffen zu übernehmen. Sie wird jedoch Sorge tra-
gen, daß die Aussteller Gelegenheit finden, die Abnahme,
Auspackung und Aufstellung der Gegenstände, sowie die
Aufbewahrung der Emballagen durch Repräsentanten bewir-
ken zu lassen, welche unter Aufsicht der an Ort und Stelle
anwesenden Ausstellungskommissäre stehen. Hierüber, sowie
über die Transportangclcgenheiten, Versicherung rc. wird
die Kommission seiner Zeit weitere Mittheilung ergehen las-
sen. Die Kommission behält sich vor, für die Anordnung
und Ausstattung der zur Aufnahme der ausgestellten Gegen-
stände bestimmten Behälter nach Form, Farbe und Einrich-
tung nach Bedürfniß übereinstimmende Vorschriften zu er-
lassen, welche für jeden Aussteller verbindlich sein werden.
Die Beschaffung der Behälter nach diesen Vorschriften wird
den Ausstellern selbst überlasten bleiben. Indem die Kom-
mission hiernach zur Theilnahme an der Ausstellung ein-
ladet, ersucht sie, außer den Vorschriften des allgemeinen
Reglements die nachstehenden Bestimmungen bei der Anmel-
dung zu beachten: 1) Die Anmeldung ist durch Ausfül-
lung eines Anmeldebogens nach einem bestimmten
Formular zu bewirken. Exemplare dieses Formulars, so-
wie des allgemeinen Reglements und der vorstehenden Be-
kanntmachung, werden von der Unterzeichneten Kommission,
sowie von sämmtlichen Handelskammern und kaufmännischen
Korporationen auf Wunsch verabfolgt. Den Letzteren geht
eine Anzahl Abdrücke hierneben zu und werden sie ersucht,
sich bei weiterem Bedarf an die Kommission zu wenden.
2) Die Entsendung des gehörig ausgefüllten Formulars an
die Kommission unter der auf der Rückseite bezeichnten Adresse
muß bis spätestens zum 15. März d. I. erfolgen.
3) Diejenigen, welche beabsichtigen, Spezialausstellungen in
besonderen zu diesem Zweck im Park zu errichtenden Gebäu-
den zu veranstalten, werden ersucht, ihre desfallsige Absicht
unter Angabe der Dimensionen und der Konstruküonsweise
der zu errichtenden Gebäude bis sPätenstenS zum I.
M a i d. I. anzuzeigen. Nicht minder wollen Diejenigen,
welche im Parke zu anderen Zwecken Raum in Anspruch
nehmen wollen, ihre bezüglichen Anträge unter Angabe des

Zweckes und des Bedarfes an Raum bis spätestens
zum 1. Mai d. I. einreichen. Sobald auf Grund der
eingegangenen Anmeldungen die nöthigen Raumdispositionen
getroffen sind, wird die Kommission den Ausstellern Mit-
thcilung darüber zugehen lassen, inwieweit ihre Anmeldun-
gen Berücksichtigung finden können. Da leer bleibende
Plätze der deutschen Ausstellung verloren gehen, und die
ganze Anordnung derselben stören, so darf schon jetzt der
Erwartung Ausdruck gegeben werden, daß alle einmal an-
genommenen Anmeldungen demnächst auch wirklich zur Aus-
führung gebracht werden. Berlin, 10. Febr. 1875. Die
Reichskommission für die Welt-Ausstellung in Philadelphia:
Or. Jacobi. Or. Stüve. Or. Weding. Reither. v. Nostitz-
Wallwitz. Frhr. v. Spißenberg. vr. Neidhardt. I. Kauff-
mann. vr. Krüger, v. Holleben.

* Bismarck s Rücktritt..
Die Gerüchte über einen bevorstehenden Rücktritt des
Fürsten Bismarck, welche in der letzten Woche auftauchten,
unterscheiden sich von früheren ähnlichen Ankündigungen
durch die Form, in welcher sie auftreten. Allerdings sind
sie auch diesmal auf anonyme Zeitungsnotizen zurückzufüh-
ren, aber diese Notizen tragen die Physiognomie der in-
spirirten. Ihre Sprache klingt wie ein Wiederhall aus den
inneren Gemächern des Hotels in der Wilhelmsstraße. Es
werden uns Erwägungsgründe vorgeführt, welche einem
politischen Berichterstatter ferner liegen, als den Angehörigen
des Fürsten. Nicht geschäftlich: Rücksichten, nicht Schwierig-
keiten der Politik, auch nicht persönliche Verstimmungen,
sondern lediglich Sorge um die Gesundheit, ärzt-
liche Berechnungen werden geltend gemacht, um den Schluß
zu begründen, daß Ruhe unabweislich geboten sei. Wir
können leider nicht in Abrede stellen, daß diese Argumente
mehr inneres Gewicht haben, als diejenigen, welche früher
gewöhnlich vorgebracht wurden, wenn von Rücktrittsgelüsten
des Reichskanzlers die Rede war. Daß der Fürst nicht die
robusten Nerven Palmerston's, nicht die zähe Natur Lord
Broughams, nicht die leichtlebige Frische des alten Thiers
besitzt, ist eine unleugbare Thstsache. Daß die Sorgen,
Mühen und Aufregungen seiner Stellung seit fast zwölf
Jahren ganz außerordentliche gewesen sind, davon zeugt die
Geschichte. Wenn er ihnen in der Stunde des Triumphs
erlegen wäre wie Cannig, wie Cavour, Niemand hätte sich
darüber wundern können. Es ist ein besonderes günstiges
Geschick, wenn wir ihn heute, neun Jahre nach Sadowa,
noch an der Spitze des von ihm geschaffenen Reiches sehen.
Es liegt nichts Befremdliches, nichts Unwahrscheinliches in
der Behauptung, daß die körperliche Kraft jetzt endlich er-

Feuilleton.
Aas Mädchen von Slmßöurg.
(Fortsetzung.)
„Was ich thun sollte und wollte, wußte ich selbst noch
nicht, aber indem ich in die Hausflur trete, höre ich Sie
von oben herab die Worte sagen: „Ich reite zum General
v. M., um 10 Uhr denk' ich zurück zu sein, und sehe Ihr
Pferd gesattelt an Ken Stufen stehn. Im Augenblick war
mir alles klar; was weiter geschchn, wissen Sie. Ach, daß
Sie nicht auf mich hörten, daß meine Kraft zu schwach war.
Sie zu halten. Sie hätten sich viel Schmerzen und mir viel
Kummer erspart; daß der Fanatismus noch jetzt bis zum
Vc brechen, bis zum Meuchelmord treiben könne, hatte ich
nicht geglaubt".
Der-Hauptmann antwortete nicht; er ahnte eine andere
Quelle der Frevelthat, aber er schwieg uud ergriff von Neuem
dankend die Hand der Pflegerin, der Retterin. —
Nichts nähert die Herzen wohl leichter, als wenn weib-
liche Hülfe und Pflege ihre ganze Milde und Güte entfaltet
vor dem stärkern Manne, der aber augenblicklich schwach und
hülflos, dieser Pflege bedarf. Fragen wir nur UN sere neuesten

Erfahrungen; in wie viel starren, ja rohen Gemüthern hat
diese Pflege und Milde nicht eine Dankbarkeit, ja eine An-
hänglichkeit an die Pflegerinnen, ga unbekümmert um Alter
und Acußerlichkeit derselben, erweckt, ie wir diesen Gemüthern
niemals zugetraut hätten; und umgekehrt kettet uns Mühe
und Sorge init magischen Banden an die, denen wir mit
Erfolg und Anerkennung diese Mühe und Sorge widmeten.
Was Wunder dann, wenn diese Wirkungen bei edel ange-
legten Naturen stärker hervortreten, und wenn Jugend und
Anmuth auf der einen, und Bravheit, Muth und Ritterlich-
keit auf der andern Seite ihre Macht ausüben. — Auch in
dem Landhaus fand diese Erfahrung ihre Bestätigung. Es
waren wenige Tage, welche den Hauptmann an das Lager
und an das Zimmer fesselten, aber sie wurden ihm zu Tagen
eines Glückes, wie er es nie empfunden, nie geahnt hatte:
zwei treffliche Herzen erschlossen und erkannten sich gegenseitig
und während draußen der Kampf wüthete und Glück und
Leben vernichtete, hatten hier die Feinde den Frieden schon
geschloffen, fest, innig, beglückend.
»Ja, Frieden!" sagte Curt (so wollen wir von jetzt an
den Offizier der Kürze halber nennen) „Frieden sei mit uns
und hoffentlich auch bald mit Euch allen. Wie ich dies Herz
erobert habe und festhalten werde, das erst so kalt und feindlich

sich von mir wandte, so werden wir bald Straßburg und
den ganzen Elsaß erobert haben und — behalten. Ihr seid
ja doch von unserem Blut, und es wird eine Zeit kommen,
wo Ihr vergessen haben werdet, daß Ihr uns einmal fremd
werden konntet".
„Falsch, mein Herr Preuße", — lächelte Clara schelmisch.
Sie sind mein Gefangener; Sie haben kapitulirt und sich
mir auf Gnade und Ungnade ergeben, und ich habe gar
keine Lust, den Gefangenen freizugeben. Doch, ohne Scherz",
fuhr sic ernster werdend fort, „stellt Euch den Sieg und den
Frieden nicht so leicht vor; und wenn .die Gewalt uns Euch
in die Hand giebt (ich weiß nicht,,WaS ich .jtztzt mehr wünschen
oder fürchten soll) täuscht Euch nicht; es.wird lange währen,
bis wir, die Ihr dann an Euch fesseln wollt, gern und frei-
willig diese Fesseln tragen werden; qch. ich denke mit Sorge
und Zittern an den Vater, auch unsertwegen.
„Ich weiß es", antwortete Curt ernst, „aber auch diese
Zeit wird kommen, wenn wir selbst nur einig bleiben und
— auch mit dem Vater hoffe ich Frieden zu schließen, wenn
Du nur mein sein willst" !
„Ewig", lispelte Clara, und der erste Kuß besiegelt«
! das Büudniß.
 
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