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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Januar (No. 1 - 12)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0047
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Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Ryeinpsalz.
Expedition, Druck und Verlag der C. W. M o r i e l l 'scheu Buchdruckerei in Schwetzingen
No. 12. Samstag, 30. Januar 1875. IX. Jahrgang.
— . .. .— ' ' . ' l - "" ..l .^ ...m.gm.>> .'H.s.'l. .
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haasenffein ä- Kogler, N«dols Woffe und K. Aauve L Ho., Süddeutsche K»n»»een-K»Pedtto«
von H. StöLhardl in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Lipzig, München, Wien, Zürich, Bafel und Straßburg, sowie das Züger'sche Lentral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

Wochenschau.
Schwetzingen, 29. Januar.
So wäre denn jetzt mit einer erdrückenden Majorität
das Zvilehegesetz für das Reich geborgen und die baye-
rische Regierung wird, wie die „Augsb. Mg. Z«g." ver-
nimmt , die Vorarbeitung zur Durchführung des Gesetzes,
namentlich hinsichtlich der Bildung der Standesbezirke, so-
fort anordnen, so daß dasselbe längstens bis 1. Oktober d.
I. wird in Wirksamkeit treten können. Die Schlußdebatte
über dieses Gesetz im Reichstage ist nicht ohne eine höch-
lichst erheiternde Episode abgelanfcn, indem auch dem T e u-
fel noch die Ehre erwiesen wurde, mit Hülfe des Pfarrers
Westermayer aus seinem mythischen Dunkel gezogen und als
Bundesgenosse des Zentrums gegen den Fortschritt in die
Versammlung der Reichsboten eingeführt zu werden. Sagt
doch selbst der Berliner Berichterstatter der „Frkf. Zta.", die
sonst nicht gerne die Freundschaft des Zentrums verscherzt:
„Herr Westermayer ist in der That einer der kostbarsten
Typen des Reichstages und wenn er vielleicht für katholische
Augen nur als einer unter Vielen erscheint, so ist er für
uns Bewohner der norddeutschen Tiefebene mit ihrem kah-
len und nüchternen Protestantismus ein unbezahlbares Phä-
nomen, das uns tieferen Einblick in Art und Wesen des
Katholizismus gewährt, als die dicksten Bände Dogmen- und
Kirchengeschichte. Hier in Norddeutschland wäre der ortho-
doxeste Pfarrer in der orthodoxesten Gemeinde unmöglich, der
von der Kanz l herab erklärte: „Den Fortschritt soll der
Teufel holen! Amen." Doch kaum hatte Dr. Völk dieses
burleske Predigtschlußwort des Münchener Pfarrers, Reichs-
tagsabgeorvnelen und parlamentarischen Berichterstatters des
Münchener „Vaterland" zitict, als Westermayer ausdrücklich
das Diktum bestätigte und gar noch beifügte, er habe sich
an die falsche Adresse gewandt, denn der Teufel hole das
nicht, was von ihm herkomme." Daß eine stürmische Hei-
terkeit diese Worte lohnte, kann sich Jeder verstellen, der
weiß, welch' dankbares Interesse der Reichstag an solchen
mittelalterlichen Exkursionen zu nehmen pflegt.
In Fulda steht binnen kürzester Frist eine aberma-
lige Konferenz des preußischen Episkopats bevor. Wenn die
Herren dort beschließen, daß sie sich den Staatsgesctzcn zu
fügen gewillt sind, könnten sie ihr Protokoll sehr kurz fasten
und der Friede in Deutschland wäre die Besiegelung des-
selben; alles sonstige Berathen hat keinen Zweck, indem es
absolut nichts an der bisherigen Situation zu ändern vermag.
„Die „Monlagsrevue", ein offiziöses Organ der ö st er-
reich i s ch c n Regierung, bringt einen längeren Artikel über
die Podgorucza-Affaire, in welchem es heißt: „Indem der
z wischen der Pforte und Montenegro ausgebrochene Eonfl kt
u erledigt zu betrachten sei, ließe doch das durch Vermit-
Frnillrtuil.
Pie Hiake».
(Fortsetzung.)
„Habe ich nicht heute ineinen letzten Besuch auf dem
iesterfeld und bei dem Waldhüterhaus gemacht, um Abschied
a nehmen? Und jetzt, anstatt mich in Dein Land zu führen,
lsj Du mich mit Gewalt in vas Gehöft ziehen, aus dem,
wiederhole es Dir, ich nicht lebend hcrausgehen würde."
„Nein, nein, jetzt will ich es nicht mehr. Susanne,
mir noch einmal, willst Du m?t mir kommen und Dich
/ mehr von mir trennen?"
„Ja, Du kannst meinen Worten glauben."
„Und nun die Reise, wie wollen wir es machen? Sage
wir, ich werde Dir in Allem gehorchen."
„Gut. Hast Du Geld?"
„Ja."
„Und ich auch," sagte Susanne, in ihrer Tasche klimpernd.
„Höre, kennst Du das Dorf Chastagnier?"
„Es liegt auf unserm Wege, einige Meilen von hier."
„In dem Orte ist ein Wirthshaus „Zur schwarzen
Kugel". Der Wirth heißt Bardin. Wir miethen uns bei

telung der Großmächte erzielte Kompromiß, die tieferen
Fragen betreffend, die nationale, politische Gegnerschaft bei-
der Staaten ungelöst, und daS staatsrechlliche Verhältniß
Montenegro'S zur Türkei bliebe immer noch ein schwanken-
des, ungewisses. Die „Montagsrevue" betont, daß bei dem
j tzt erzielten Resultate insbesondere das politische Zusam-
mengehen der drei Nordmächte aus's Neue seinen Werth er-
probt und von seiner Bedeutung für den europäischen Frie-
den Zeugniß abgelegt worden sei. Die in Berlin angebahn-
trn und in Petersburg vollzogenen Abmachungen waren
zum ersten Male einer wirklich ernsten, ja drohenden Ge-
staltung der orientalischen Frage gegenüdergestellt." So
hätten wir also hier eine authentische Bekräftigung der guten
Wirkungen der Drei-Kaiser-Zusammenknnft, die uns bei dem
einigen Zusammen halt der mächtigsten Herrscher den Frieden
hoffentlich auf lange Zeiten verbürgen.
Der Prozeß Ofenheim in Wien wirft stets grel-
lere Streiflichter aus die höheren Gesellschaftsklassen unü auf
die politische» Kreise Oesterreichs. Ist schon der bisher
hochgeachtete Minister Banhans nicht ganz so, wie es sein
sollte, bei dem Prozesse weggekommen, so kommen jetzt einige
Exminister noch schlimmer an die Reche. So fanden böse
Enthüllungen für den früheren Ackerbauminister Petrino
statt, als dieser als Zeuge vernommen wurde Begierig ist
man auf Giskra's Vernehmung, der jetzt an die Reihe
komm!. Sehr interessant war das Verhör mit dem Fürsten
Jablonowski, dermalen Geheimrath und Herrenhausmitglied,
welcher auf die Frage des Präsidenten, wofür er denn
10,000 fl. als Verwaltungsrath erhalten habe, daS Haupt
senkte und vor sich hinlispelte: „Nun — als Betheiligung."
Das war n un freilich noch nicht einmal eine sehr große
Summe, da die Konzessionäre wie Giskra 100,000 fl. erhielten.
Die A kunft Garibaldi'» in Rom gab den Anstoß
zu einem großen Volksenthusiasmus für den greisen Helden.
Eine unabsehbare Menschenmenge empfing ihn am Stations-
platz msi beispiellosem Enthusiasmus. Die Pferde wurden
ausgespannt; es war unmöglich, den Wagen bis zur Woh-
nung seines Sohnes Meaotn zu bringen. Garibalüi's Aus-
sehen wird als verhäünißmäßig frisch geschildert. Ja einer
Ansprache ermahnte er die Römer, ernst und fest zu sein.
Daß er den Eid als Abgeordneter geleistet, haben wir be-
reit s mitgetheilt.
Daß die französische N o t > o n a I v e r j a m m -
lang mit der großen Mehrheit von 5 l2 gegen 188 Lum-
men in die zweite Berathung des Senaisgesetzes einzutreten
beschlossen hat, kann als ein günstiges Zeichen für die wei-
teren Verhandlungen betrachtet werden; doch gilt hier, wenn
irgendwo das Wort: „Man soll den Tag nicht vor dem
Abend loben."
Die Nachrichten über das künftige Regierungssystem in
ihm einen Wagen und fahren bis Aubenas. Dort nehmen
wir die Post und fahren nach Nyons, das ist der Weg
nach Italien. Ich werde morgen Vormittag in Chastag-
nicr sein."
„Ich werde um dieselbe Zeit ankommen."
„Nein, komm eine Stunde später, damit man uns nicht
zusammen in dem Dorfe sieht. Du fragst nach Bardin.
Ich werde mir ein Zünmer nehmen, Du klopfst an die Thür
und ich öffne Dir. Doch gehe» wir jetzt, es ist spät; sagen
wir diesem verfluchten Acker Lebewohl. Auf Wiedersehen!"
„Auf Wiedersehen, also morgen?" sagte Mattco, welcher
in seiner Liebcstrunkenheit Alles vergaß.
„Ja, morgen."
„Ach, ich wollte, wir wären schon da!" rief er mit
fieberhafter Leidenschaftlichkeit.
„Ich auch," antwortete Susanne, sich eilig entfernend.
17.
Susanne kam gegen elf Uyr Morgens in Chastag-
nier an.
Sie hatte keine Mühe, das WirthshauS zu finden.
Eine schwarze Kugel über dem Thorweg war ein beredtes
Z-ichen.

Spanien sind immer noch mehr oder minder verworren
So deutet man es als ein günstiges Zeichen Wr die Herz:-
schuft der liberalen Ideen unter Alsonso. daß dieser dem
Kardinal-Erzbischof Moreno von Valladolid auf dessen, di«
ultramontanen Tendenzen .in den Vordergrund stellende An-
rede eine ausweichende Antwort gab. Der Kardinal Wt»
nämlich die Nothwendigkeit betank, „es Müsse hi« Religion
zur Leiterin des sozialen und moralischen Fortschritts gemacht
werden; die menschliche Vernunft solle sich. Die eS recht»
mäßig sei, der göttlichen Oberhoheit unterwerfen", mi,t an-
deren Worten, es sei an der Zeit, die menschliche Vernunft
der Priesterherrschaft unterzuordnen. Der König ließ nun
in seiner Antwort das, was der Erzbischof über die Religion
gesagt hatte, unerwiedert und verhieß dagegen eine Regie»
rung des Friedens, der Gerechtigkeit und der wahren Frei-
heit für alle Spanier ohne Unterschied, da er nicht hex
König einer Partei, sondern der der ganzen Nation zu sein
wünsche. Man will darin einen der klerikalen Partei von
Canovas del Castillo ertheilteu Wink erkennen. Ferner hqt
König Alfons in dem Schreiben, in welchem er der Königin
von England seine Thronbesteigung anzeigt, die Versicherung
gegeben, er werde die verfassungsmäßige. bürgerliche und
religiöse Freiheit aufrecht erhalten. Andrerseits Mr NW
die Proklamation des Königs aus Peralta manche Zweifel
darüber erregen, ob Alfonso ernstlich dem Geiste Her Neuzeit
diejenigen Konzessionen zu mähen bereit ist, welche Spanien
in der That und in der W Hoheit unter dir zivflisictesten
Länder einzureihen geeignet wären. Wenn er dort perspricht,
daß er die der Kirche zugrfügten „Unbilden" wieder gstt
machen werde, so kann das schwerlich etwas Anderes heißest,
als daß er sich dem Vatikan gefangen geben Will, da von
besonderen „Unbilden" der Kirche in Spanien W ßtzft noch
nichts ruchbar geworden ist. Ziemlich boshaft meint die
„Frkf- Z'g ": „Ein bischen konstitutionell, ein bische» Pfaf»
fenkiiecht, ein bischen liberal, ein bischest ultramantan —
das sind unvereinbare Gegensätze."
Heber das Treiben der Kar listen wird her „Köln.
Z'g." u. A. geschrieben: „Der scheußliche Befehl des Kar-
listengenerals Lizarraga, welcher alle such nur in der Mhe
ihrer Berufsorte angetroffenen Eisenbahn- und Telegraphen-
beamlen dem Tode überliefert , ist leider kein leeres Wort
geblieben. In Mores haben die Ksrlisten eisten Telegraphi-
st, n aus der Müte seiner flehenden Kinder zuW Richtplatze
geschleppt und erschossen, worauf 4 der Mordbrenner ist hie
Wohnung der unglücklichen Witwe eindrangen upd, indem
sie ein »nier daS Bett gestelltes Gefäß mit Petroleum qn-
zündeten, das Haus nwdcrhrannten. Wohl können spanische
Blätter, wenn sie diese Unthat yerzeichnen , hinznsetzeji!
„Welcher Schimpf für uns, daß diese Vorgänge im HO-
lande bekannt werden!
-—--z , » ..
Die Wirthin betrachtete dgS junge Mädchen mit einer
gewissen Neugier. Halt« sie vielleicht unter der tzqnd irgend
welche geheime Nachricht, etwa von Herrn von Rihivre er*
halten?
Susannens Stimme zitterte ein wenig, als sie ei»
Zimmer begehrte.
Frau Bardin nahm einen Schlüssel und führte Kujannr
über den Hof. Eine Holztreppe führte in eine Galerie und
von da in ein kleines Zimmer, mit her Aussicht fir den
Garten.
„Wünschen Sie, etwas zu genießen?" fragte dje W-rlhin.
„Nein — doch ja ---in einer halbe» Stunde wird
wahrscheinlich ein junger Kann kommen und nach mir fragen;
führen Sie ihn zu mir. Doch ich will nicht lauge mit jhm
allein bleiben. Hören Sie, sobald er eingetreten ist. bringen
Sie das Mittagessen; Sic gehen hinaus, aber entfernest Sie
sich nicht. Wenn ich Hilfe nöthig habe, so werde ich ganz
laut sagen: „Glaubst Du nicht an Gott!" Mud man mich
aber auch hören?"
„Ich werde hören."
„Es ist gut, ich danke."
Zwanzig Minuten später hörie Susanne Tritte auf der
Treppe. Man klopfte all die Thür.
 
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