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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Mai (No. 50 - 61)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0227
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wöchentlich drei Mal:
Menstag, Donnerstag,
und Samstag.
Alle Pestanstaltcn
Md Boten nehmen Be-
stellungen an.

AmLsverKündigungsökalt lür den Amts- und Amtsgerichtsöczirk Schwetzingen

vierteljlhrl. Adinnement
Vllr', Wochen»! tt 1 «mi
Ȇ Pfennige.
Unterhaltun,,»l,tt
ss Pfennige,
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1» Pfennig».

Allgemeiner Tln zeige r sür die badische und bayerische Nyeinpfalz.
Tlpedition, Druck und Verlag der T. W. M » ri»ll 'scheu Buchdruckerei in Schwetzingen

M. 57.

Donnerstag, 20. Mai 1875.

IX. Jahrgang.

Inserat« VS» Auswärts nehmen sitr u»^ auch entgegen die Annoncen-Bureaux von äaalenstein ch Jogter, Pudoks Masse und H. -js. z»«use L G»., Fützdentsche A»»«»ee»-G»pe»ilo«
don H. Stöckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie da« ZSgrr'sche Lentral>B«rea«r für Inserate in Frankfurt «.M.

* Nochmals das preußische Klostergesetz.
Kiöster aufzuheden. ist nicht» Neues in der L-Iaatenge--
schichte. Aber wie die Klöster selbst, so haben sich auch ihre
Gegner im Laufe der Zeiten verändert. Die preußischen
Staatsmänner, welche heute die geistlichen Orden der rvimschen
Kirche dem Untergange weihen, lassen sich von ganz anderen
Motiven leiten als die Minister und Fürsten des vorigen
Jahrhunderts oder gar als die Zeitgenossen Luthcr's und
Calvin's. Im Reformationszeitalter war es die Siitenver»
dcrbniß der Mönchsorden, was den moralischen Antrieb, war
es ihr Reichihum, was den politischen Anstoß zu ihrer Auf-
hebung gab; im vorigen Jahrhundert trat mehr in den Vor-
dergrund die Rücksicht auf ihre wirthschaftiiche Schädlichkeit
und der Wunsch, das Vermögen des Aberglaubens für die
Sache der Aufklärung nutzbar zu machen; heutzutage sind
es ausschließlich politische Gesichtspunkte, welche die Ent-
scheidung herbeisühren. Die römische Kirche hatte nicht ver-
säumt, die Lehren des sechzehnten und des achtzehnten Jahr-
hunderts zu praktischen Reformen des Klosterwesens zu ver-
werthen. Man hatte eingesehen, daß die Klöster jene beiden
Katastrophen selbst verschuldet hotten, die erste durch die all-
gemeine Mißachtung, in welche sie durch Faulheit, Liederlich-
keit und Habsucht gerathen waren, die zweite durch träge
Nbschlirßung gegen ein auf Nützlichkeit gerichtetes philan-
thropisches Zeitalter. Die neuen Mönchsorden wurden deß-
halb aus Grundlagen errichtet, welche nach beiden Seiten hin
dem Angriffe keinen Zuweg bolen. Bon dem lustigen und
sst.ü'llchkü Kiosterieben, welche? alle satirische und» polemische
Literatur des Mittelalters mit nie versiegendem Stoffe ver-
sah, weiß das neunzehnte Jahrhundert, wenigsten? in den
zuvilisirteren Ländern, nichts mehr zu erzählen. Mau darf
d-'n Ketzern und den Ungläubigen nicht die Handhabe gönnen,
welche den R.formaioren einst ihr Zerstörungswerk so furcht-
bar erleichterte. Strenger Lebenswandel gehört heute zum
Programm: der Skandal soll um jeden Preis vermieden
!werden. Wenn ab und an gleichwohl skandalöse Klosterge-
schichten an'» Licht kommen, so bilden sie Ausnahmen zur
Regel, und man kann sicher sein, daß die kirchlichen Obern
solche Dinge um meisten beklagen, wenn nicht aus Liebe zur
Tugend, doch jedenfalls dcS Schadens halber, welcher daraus
dem Ansehen der Kirche erwächst. Geistliche Herrschaft ist
heutzutage nicht mehr möglich ohne den Ruf sittlicher Acht-
barkeit. Die l-tzt re zu wahren, wird daher von den Odern
den Geistlichen zur ersten Pflicht gemacht, nicht aus Heuchelei,
sondern in vollem Emsle. in klug r Berechnung.
Die zweite Klippe, welche zu vermeiden war, der Schein
der Untätigkeit, der Makel einer nutzlosen Drolmenexfftsuz,
l at die Stevcrlcule der Hierarchie in das Fahrwasser der
Icuillrion.
Die Liebe kennt keine Grenze.
(Fortsetzung.)
„Nur schießen, wenn Ihr einen von den Schuften an
l en Okffnungen seht!" sagte unterdeß der Führer der „Gkister-
lanner." „Die Kerle müssen in dem Glauben hingehalten
werden, daß wir nur wenige Legte sina .... vielleicht wagen
sie einen Ausfall."
„So wollen wir doch das Nest stürmen!" sagte ein
Unteroffizier.
„Unsinn, wozu denn? .... Es wäre um jeden Haut-
riß schade, den Ihr Euch um dieses Lumpengesindel holtet.
Das Schloß hat nur hier den einzigen Ausgang .... hier
müssen sie durch und dann laßt sie nur komme»! Sind wir
mich nicht stärker als das Pack, so nehmen wir es doch jeder-
it mit ihnen auf. Ich glaube übrigens gar nicht, daß die
Bande ausbrechni wird und das wäre mir das Liebste, denn
leute Abend oder spätestens morgen früh müssen Stcrchen-
l ach und Beulwitz zu uns stoßen."
„Sie haben Boten nach Ihnen ausgesandt?" fragte
der Unterofizier wieder.

Jugenderziehung und der Krankenpflege geführt In den
alte,, naiven Zeiten berief man sich, den Spöttern und An-
klägern gegenüber, ans das 'lilmosenspenden; die Kirche
nannte mit kühner Uebertreibuug zwar, aber doch mit einiger
Schcmbarkeit, ihren Retchthum „das Gut der Armen". Aber
die Welt hat aufgebört, das Füttern einer st-chenden Bettler-
kundschaft als eine Wohlthat anzusehen. Die Fortschritte der
Wirtschaftlichen Rechenkunst haben noch mehr Illusionen zer-
stört als die der astronomischen. Aber der Macht der Kirche
ist daraus lein Nachtheil erwachsen. Im Gegentheil hat sie
durch die Organisation des Unterrichts und der Krankenpflege
ihrer Herrschaftsmiltel in einer Weise vervollkommnet, welche
nur in der Vervollkommnung der modernen Armeen, im
Vergleiche mit den Truppen Walleustein's und Gustav Adolphs,
ihr Seiienstück findet. Die Thäiigkeit deS Lehrers und des
barmherzigen Samariters entwaffnet den Vorwurf des faulen
Lebens, begegnet de» wärmsten Sympathien der menschlichen
Natur, verpflichtet die Laien zu stets erneuter Dankbarkeit
für sichtliche, handgreifliche Leistungen und eröffnet zugleich
den Weg in das Innere der Häuser, in die Gemüther der
Heranwachsenden Generation. Wie weitgreifend der Einfluß
ist, den durch diese Organisationen die Hierarchie gewinnt,
kann man gleichwohl erst dann ermessen, wenn man sich ver-
gegenwärtig«, daß die einzelnen Mitglieder der Orden, welche
jene Thätigkeit in Schulen und Spitälern ausüben, durch
Gelübde, durch äußere Fesseln und durch eine allesbeherrschende
Dressur vollständig, mit Leib und Seele, mit Hirn und Herz
zu willenlosen Werkzeugen in der Hand ihrer Obern gewor-
den sind, ohne eigene Entschließung, ohne eigenes Urtheil,
ohne eigenes Genüssen, blind gehorchend wie eine Maschine,
und in maschinenariiger Ertödtung das Ideal der Heiligung
erblickend. Man fleht leicht, daß es nur von den Obern
abhüngt, wo eine solche Organisation der übrigen Welt ver-
derblich werden soll oder nicht. Ir heilsamer und Verdienst-
licher die Thäiigkeit des einzelnen Ocdensmitgliedes erscheint,
je mehr Dankbarkeit, Rührung und Bewunderung er erregt,
desto gefährlicher wird dies Instrument in der Hand deS ge-
wissenlosen, ehrgeizigen Führers. Die Heiligkeit selbst wird
zu einem Faktor der weltlichsten Berechnung.
Deit großen Abstand zwischen der mordernen und der
älteren Heere-orgcmisation der römischen Kirche zeigt in augen-
fälliger Demlichkeit das statistische Material, welche» die
preußische Regierung dem Klostergefltze beigesügt Hai. Bon
beinahe z-Hittausend Mitgliedern geistlicher Orden und Kon-
gregationen, welche im Jahre 1873 innerhalb der preußischen
Monarchie lebten, waren nur 176, welche lediglich dem be-
schaulichen Klosters-ben, dem ursprünglichen rein religiösen
Zwecke des Mönchthums, ergeben waren. Von den übrigen

beschäftigten sich etwa 8000 mit Unterricht und Kranken-
pflege, nicht ganz 2000 mit Seelsorge. Alle diese Genossen-
schaften stehen unter dem Oberbefehl erkläner Feinde des
preußischen Staats, nämlich entweder der Bischöfe oder aus-
wärtiger, in Rom und in Frankreich refidirendcr Generale.
Alle Mitglieder sind diesen staatsfeindlichen Oberen gegenüber
zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet, das Wort unbedingt
in der strengsten Bedeutung genommen Und dieser unbe-
dingte Gehorsam ist nicht etwa blos eine theoretische For-
derung, welche am gesunden Menschenverstände, an der mensch-
lichen Natur, an der Macht der Verhältnisse ihre selbstver-
ständlichen Grenzen fände; sondern er ist eine Praxis, welche
sich auf vorgängige systematische Verdumpfung des Verstandes,
Ertödtung der Natur und Vernichtung aller Privatoerhält-
niffe stützt. Man beschränkt sich nicht auf die bloße For-
derung eines feierlichen Gelübdes, sondern man sucht zu dem
Gelübde ein sorgfälltig berechnetes Regime, einen Apparat
von Regeln und Gesetzen, welche den einzelnen Ordensbruder
allmählich innerlich und äußerlich zu jedem Widerstande, jeder
selbstständigen Regung untauglich machen. Die Motive der
Regierungsvorlage bemerken in dieser Beziehung:
„Wenngleich nach dem staatlichen Rechte der Austritt
aus diesen Genossenschaften jeder Zeit frei ist, so führen dir
Loklüsung der einzelnen Mitglieder von den Familienbandrn,
die strenge Kontrole ihres gesammten Leben«, namentlich auch
ihrer geistigen Beschäftigung die hermetische Abschließung von
allen Einflüssen der Außenwelt, die unbeschränkte Ueberwachung
der Korrespondenz, die übermäßigen und geisttüdtenden
Hebungen, die vermögenSrechtliche Unselbstständigkeit, in Ver-
bindung mit der g-dachten Gehorsamstheorie, nicht nur dazu,
die Festigkeit des Willens, welche zum Austritt aus derar-
tigen, das Individuum vollkommen umspannenden und er-
drückenden Verbindungen erforderlich ist. für immer zu be-
seitigen, sondern auch dazu, die Mitglieder zu willenlosen
Werkzeugen in der Hand der Dirigenten zu machen."
Es ist ein entsetzliches Bild, welches sich bei diesen
Worten der ausfüllcnden Phantasie darstellt. Es erinnert
an die schrecklichen Enthüllungen, welche der Sturm auf die
Pariser Bast'lle hcrbeiführte, au jene durch lange Haft geistig
gelähmten Gefangenen, welche die Fähigkeit Vicht mehr be-
saßen, zu verstehen, daß sie frei seien, und welche ihre Be-
freier baten, sie in ihrem Kerker zu lassen, da sie verlernt
hätten in der Welt zu leben. Gleichwohl vernehmen wir
Stimmen, welche die EMenz dieser Genossenschaft als die
B'üthe religiösen Lebens verherrlichen und das Verbot ihrer
Fortdauer als einen Frevel zugleich an der Kirche und an
der Freiheit verdammen. Die Redner des Zentrums erklären
alle Thatsachen, welche die Gemeingrfährlichkeit der Orden

„Sofort als mir von Kruth aus gemeldet wurde, daß
sich eine Frankürnirbande, noch dazu die berichtigste, die „Gc-
speuster der Vogesen" von Cornimont aus nach Wildcnstein
zu bewege."
Eine Kugel schlug nicht weit von den Beiden in den
Boden.
„Die Kerle werden üppig", sagte Benno spöttisch. „Wer
von Euch klettert gut?"
Es meldete» sich mehrere.
„Seht Ihr die Schlingel da oben in den Dachfenstern?"
„Ja l" tönte es zurück.
„Die müssen unschädlich gewacht werden. Klettert doch
auf die Bäume und zeigt der Schwefelbande, das die Geister-
banner auch gute Schützen find."
Der Befehl Benno's wurde sofort ausgeführt.
Der mit einigen Leuten Rrkognoszirung fortgeschickte
Unterofizier kam jetzt wieder zurück und meldete, daß auf der
gegenüberliegenden Seite des Schlosses die Möglichkeit einer
unbeobachteten Entweichung der Franktireurs gegeben sei, da
die nach dieser Seite gehenden Fenster des unbewohnten
Schloßflügels kaum zwei Stock hoch vom Erdboden cntfemt
seien.
Benno leuchtete diese Möglichkeit ein. Er begab sich

sofort mit 12 Mann unter dem Schutze der Bäume nach
der näher bezeichüeten Stelle. Er war kaum hier angekom-
men, so erschien durch daS starkvergitterte Fenster in der von
dem Unteroffizier bezeichneten Etage ein weißes Tuch und
gleich darauf drang der Ruf „Benno" an sein Ohr.
„Felice!" rief Benno.
Ein Winken dek Taschentuches antwortete ihm. Gleich
darauf verschwand die Gestalt vom Fenster.
Durch Benno's Kopf jagten eine Menge Projekte, aber
er kam zu keinem Resultate. Dieses Schwanken in einem
zu fassenden Entschlüsse hatte einige Minuten gedauert als
das Tuch in dem Fenster wieder erschien und gleich darauf
eine kleine Karte langsam durch die Luft sich heradsenkte.
Der nach ders Iben haschende Soldat hatte die Karte noch
nicht erreicht, alr ein gellender Schrei durch die Lust schnttt
und gleichzeitig ein klirrender Gegenstand zur Erde fiel.
Benno hob ein Schlüsselbund auf und sprang dann in den
Wald zurück, um die von dem Soldaten überbrachte Karte
zu lesen. Mtt zitternder Hand waren einige Wotte auf die-
selbe gekritzelt.
Benno traf, nachdem er diese Worte von der Karte ab-
gelesen hatte, sofort seine Anstalten.
Dir mitgedrachten Leute mußten bis auf Einen hie,
 
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