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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Juli (No. 75 - 88)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0351
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»ichentlich drei A«l:
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stell»n«en «».


Amlsverkündigungsötalt lür den Amis- und AmlsgeriHLsvezirK Schwetzingen.
Badische Hopfenzcitung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Ryeinpfalz.
Expedition, Druck und Herlaz der T. W. M»r j e tliche« Hosbuchdruckerei in Schwetzingen.

VierteljSh . Ubpnnement
Ftlr's chenl>l-Nt 1 M»r
50 Pfennige.
Unterhaltungsblatt
35 Pfennige.
Inserate:
di« diergespaltene Gor-
mondzcile oder derenRan»
12 Pfennig«.

88.

Samstag/31. Juli 1375.


IX. Jahrgang.

gs«rs*r«t* »,« N«»wLrt» nehmen stlr UN» auch entgegen die An,,»ncen«Bure«,r non -«nsenß-rn -t V»zsri, Pndos.i rsofte und ch.^. Danve L PtiddeutsLeAnuoncea-^rpedii»«
»»» y. Kttckßardt in Fr„ks»rt, Ttuttzart. Berlin, Leipzig, MSnchen. Wien. .Altrich, Vaiel nyd LIrahl>n: n,,' »wic da» -Le»,,'sche«entral^Vureavr kör Inserate in Frankfurt o./M.

werden Bestellungen auf da, »TchWetzinger Wochen-
blatt, Bad. Hopfenztg von ollen Postanstalten,
unfern Zeitungsträgern und von der Expedition cntgegen-
genommen.

' Politische Wochenübersicht.
Schwetzingen, 30. Juli.
Der Reichstag wird im letzten Drittel des Oktobers
zusammentreten. Beginnt der preußische Landtag spätestens
am 19. Januar seine Thätigkeit, so muß der Reichstag
Alles aufbieten, um sich nur annährend der großen Arbeits-
last zu entledigen. Immer noch ist der Platz für ein neues
Reichstagsgebäude nicht gefunden.
Fürst Bismarck wird sich, wie man aus guter Quelle
mittheilt, auch in diesem Jahre wieder, und zwar zu Anfang
August, zur Cur nach Kissingen begeben; seine Wohnung
wird er gleichfalls wieder bei Dr. Diruf jun. nehmen.
Bereits soll einer der Berliner höheren Polizeibeamten, die
dem Fürsten im vorigen Jahre nach Kissingen folgten, zur
Recogno-cirung des Terrains dorthin abgereist sein.
Die ultramoutanc Presse ist in arger Verlegenheit
wegen der Unterwerfung der preuß. Bischöfe unter das Gesetz
betreffend die Verwaltung des katholischen Kirchenvermögens,
da sie sich zu stark mit den Aeußcrungen des Abg. Reichend
perger bezüglich der angeblichen Unmöglichkeit der Ein-
willigung kirchticherseilS identisicirt hatte; auch kann sie sich
nicht verhehlen, daß die Neigung deS Klerus, seinen Frieden
mit der Staatsgewalt zu machen, im steten Wachsen be-
griffen ist. Sie wendet sich daher mit Vorliebe wieder der
auswärtigen Politik zu und die „Germania" eröffnet
den Reigen mit der Schauermähr: Fürst Bismarck beschäftige
sich in Varzin nicht blos mit Rübenbau und Papierfabri-
kation, sondern mit Plänen gegen Belgien. Eine neue
deutsche Note, welche wegen der aus Deutschland vertriebene ,
in Belgien sich aufhaltenden OrsenSleute in Aussicht gewesen,
sei dadurch glücklich verhütet worden, daß auf Ersuchen der
belgischen Regierung der päpstliche Nunzius in Brüssel seinen
Einfluß auf die an der Grenze sich aufhaltenden deutschen
Geistlichen geltend gemacht habe, und so sei „denn wohl
diese Handhabe der deutschen Regierung aus den Händen
gewunden". Natürlich werde sich aber schon ein anderer
Grund finden lasten, um mit Belgien anzubinden. So wird
Deutschland verlästert und der Friedensstörung im Auslande
angeklagt, und zwar von der nämlichen Presse, den den

ungeschickten Kriegslärm einig-r Berliner Bläster im ver
stoffenen Frühjahre nicht stark g img Katt, verimhesicn können.
In Bayern beginn! lnrests Per bischöfliche Ter.ro»
riSmuS anläßlich der Kammerwae,len. So w rd berichtet,
daß Domkapitular Hohn in Würzlmrg, der, wie mitgetheilt
worden, sich den Liberalen angeschkvffen Halle, von dem
bischöflichen Ordinariat zur Rechenschaft über seine Wahl
aufgefordert und zugleich seiner Verrichtungen bei der Ver-
waltung der Diözese enthoben worden sei. Nach der „Würzb.
Presse" wäre Herr Hohn übrigens in der Lage, den Schutz
der Staatsgesetze gegen d:e über ihn verhängte Maßregel
anzurufen. Jener Terrorismus ist denn doch selbst der
„Franks. Ztg.", auf deren Uclheil sich sonst die Ultramv'h-
tanen häufig zu berufen Pflegen, zu stark und sie bemerkt
daher ganz treffend, daß die Lhatsache, wenn sie richtig sei,
klar beweisen würde, daß die Wahlfreiheit, auf die der KleruS
poche, in seinem Munde eine Lüge sei.
Der angebliche Aufenthalt Dorregaray's in Frank-
reich hat zu ziemlich unangenehmes Erörterungen zwischen
dem spanischen Boischafter und Herrn Busses, welcher in
Abwesenheit des Herzogs DäcazeS dem Ministerium des
Aeuß-rn Vorstand, Anlaß gegeben. Der „Köln. Ztg." wird
darüber aus Paris geschrieben: „Die hiesige spanische
Botschaft erhielt die Nachricht von Dorregara's Grenzüber-
tritt von dem spanischen Konsul in Bayonne, der ihr meldete,
daß der General verwundet in Cainerets.pngekommen und
daß der Marquis de Lalande und Herr' Dubosc (der Ban-
quier der Karlistcn in Bayonne) sich als drffm Kranken-
wärter und „6aräs äu oorxs" konstituirt häTn. Gleich
nach Empfang des betreffenden Telegrämmes begab sich der
Botschafter zu dem Minister Buffet, um ihm dies .nitzMheilen
und ihm zu sagen, daß er hoffe, er werde Dorregaray in-
te rni re n lassen. Der Minister erklärte, daß er von der
ganzen Sache keine Kemitniß habe, versprach aber, sofort
Erkundigungen einzuziehen. Ec ielegraphirte an den Prä-
fekten Nadaillac, der ihm antwortete,/Daß er, obgleich
er alle möglichen Nachforschungen angestellt, nicht die geringste
Spur von dem General entdeckt habe. Der spanische Boi-
schafter, welchem Buffet die Antwort seines Präfecten mil-
theilte, äußerte sein Befremden, indem er zugleich daran
erinnerte, daß es nicht das erste Mal sei, daß der Marqüs
de Nadaillac auf solche Weise handle. Vor zwei Monaten
habe dieser Präfekt Don Carlos in Tolosa besucht, und er
(der Botschafter) dcßhalb bei dem Herzog Decazes Klage
geführt, der eine Untersuchung augestellt und ihm dann habe
sagen lasten, daß der Präfekt gar nicht in Spanien gewesen
sei. Unglücklicher Weise sei ihm ader am nämlichen Tage,
an dem der Herzog Ddcazes ihm seine Antwort zugesanvt

linke, eine Dpesche zugegangen, in welcher ihm der alfon-
sistischr Gouverneur von Zaragoza gemeldet, daß der Präfekt
Nadallaic sich ihm vorgestellt und ihm nicht verhehlt habe,
daß er aus den baSkischen Provinzen komme. Ob übrigens
die der spanischen Barschaft zugegangeven Berichte über Dorre-
garay richtig sind, bleibt noch immer zweifelhaft."
Die Chambordisten in der französischen Nalionalver-
sammlung haben immer noch-,nicht die Hoffnung verloren,
den „Roy" schließlich auf den Thron zu bringen und sie
gehen bei ihrem Verhalten in der Versammlung, wie der
„Temps" sagt, von folgendem CalcnS aus: „Das ganze
Gehciinniß der legitimen Rechten liegt in dem Satze: So
lange die Versammlung vom 8. Februar lebt, so lange ist
die Monarchie noch nicht begraben. Deßhalb handelt es
sich darum, heule nichts zu thun, um einen Vorwand zu
haben, morgen zurückzukehren. So wird von dieser Seite
die Tagesordnung an einem Ende belastet, indem man
sich wohl hület, sic am andern Ende zu entlasten; so
ruht man periodisch von der Arbeit aus, die man nicht
gethan und nicht thun wird. Bei oiesec Stückelung ist jede
für das Vaterland verlorene Mumie eine für Gott und den
König gewonnene."
Die schlimmsten Befürchtungen in Betreff der zu er-
richtenden katholischen Universitäten in Frankreich
drohen sich zu verwirklichen; die freie Forschung, ohne die
keine Wissenschaft zu existircn vermag, soll in jenen Brut-
anstalten des blindesten Kadavergehorsams von der Tages-
ordnung Vollständig abgesetzr werden. Das „Uuivers" ver-
öffentlicht nämlich ein Breve des Papstes als Antwort auf
eine Adresse der Mitglieder der Kongregation der heiligen
Jungfrau vom Kollegium der Jesuiten in Vaugirard und
bemerkt dazu, die baldige Umwandlung des höheren Unter-
richts gebe diesem Schriftstücke ein besonderes Jutereffe.
Indem der Papst die jungen Leute ihrer guten Gesinnung
wegen belobe und ihre Lehrer rühme, empfehle er einen
Unterricht, in dessen Grundsätzen die künftigen katholischen
Universitäten geleitet werden müßten- Ebenso wie im Kollege
der Jesuiten in Vaugirard alle falschen Theorien des Libe-
ralismus und Naturalismus verpönt, ebenso müssen sie vom
höheren Unterricht ausgeschlossen bleiben und die Lehren des
Gehorsams und der Unterwürfigkeit dem heiligen Stuhle
gegenüber zur Regel genommen werden.
Das englische Parlament hat noch nie eine
solche Sturmscene erlebt, als diejenige, welche sein Mitglied
Plimsoll am Donnerstag der vorigen Woche herbeiführte.
Trotz des mehr als unparlamentarischen Auflrelens Plimsoll's
sind aber die Sympathien weit kräftiger auf seiner Seite
als auf jener des Ministeriums, das sich durch die Zurück-

Fcuillrion.
Z> o r e n ö e r g.
Fortsetzung.
„Lassen Sie uns ruhig prüfend weiter gehen. In der
Nacht vom zwanzigsten Februar hören Sie aus dem Hause
deS Majors einen Hülfeschrei. Sie dringen ein und finden
einen Menschen, den Sic für den Dorenberg halten, mit
dem Sie sich in einen schweren Kampf einlaffen. In solchen
Augenblicken prägen sich die Züge des Gegners genau in
unser Gedächtniß! Jenen Menschen haben Sic nicht flüchtig,
sondern genau und scharf beobachtet, ihn mußten Sic später
wieder erkennen. Wer war dieser Mensch? — Ein Neffe
des Majors; — dies sagte Ihnen das Gespräch, welches
Sie mit angehört haben, dies hat Ihnen später der Major
bestätigt. — Ist dem so?"
„Ja wohl."
„Der Major hatte nun zwei Neffen, den Dorenberg
und den Baron Laßperg. Der Dorenberg saß an jenem
Tage schon in einsamer Haft, er war also unschuldig an
jenem Verbrechen. Der Thäter war der Baron Laßperg.

Dies ist klar, wie die Sonne. Diesen selben Baron treffen
Sie später in der Gesellschaft beim Geheimen Rath, so kurze
Zeit darauf, daß sich die starken Eindrücke jener für Sie ^
ereignißreichen Nach! verwischt haben konnten, und Sie
erkennen ihn sofort wieder. Hier konnte von eine Täuschung
nicht mehr die Rede sein! Und nun weiter! In der Nacht,
in welcher der Mord geschehen ist, begegnen Sie einem
Menschen, in dem Sie wieder den Baron erkennen. Hier
wäre eine Verwechselung mit dem Dorenberg denkbar, wenn
dieser nicht fest hinter Schloß und Riegel säße und wenn
nicht außerdem zum Ueberfluß der Vorgang des ersten miß-
lungenen Mordversuchs die Wahrscheinlichkeit der Thäter-
schaft für den zweiten, so blisiig vollendeten, feststellte. Sie
haben hier eine Kette von so vollwichtigen Vcrdachtsgründen,
daß Sie meiner Ueberzeuaung nach verpflichtet sind, dieselben
dem Staatsanwalt mitzutheiicn; diesem mögen Sie über-
lasten, zu beurtheilen, ob ans solche Gründe eine Untersu-
chung eingeleitet werden kann oder üicht."
„Sic haben mich überzeugt , Herr von Alt, und ich
werde mich meiner Pflicht nicht entziehen; besonders, da
auch Clara ausdrücklich ihren Verdacht gegen den Vetter
Hugo ausgesprochen hat."

„Der Vorname würde kein Beweis sein, denn beide
Vettern nennen sich Hugo."
Wieder stiegen neue Zweifel in der Seele Heldreich's
auf, er zögerte nochmals; aber der Polizei-Lieutenant wußte
mit schlagenden Gründen jedes Bedenken zu widerlegen,
das Protokoll wurde niedergeschrieben und von Heldreich
unterzeichnet. Mit einem Oitässiras versehen, schickte es der
Polizei-Lieutenant zum Staatsanwalt, — ein folgenreiches
Aktenstück!
XI.
Ein Jahr war seit dem Morde des Majors Arnburg
verflossen. Vor dem Criminalgerichts-Gebäude in B* drängte
sich schon seit dem frühesten Morgen eine aus allen Ständen
bunt durcheinander gewürfelte Volksmoffe. Jeder war be-
müht, der erste am Thor zu sein, um, wenn dasselbe dem
Publikum geöffnet werden würde, noch einen Platz im Zu-
hörerraum des Schwurgerichts zu finden. Der Prozeß des
vornehmen Raubmörders, des Baron von Laßperg, sollte
heute vor den Geschworenen verhandelt werden, ein Prozeß,
der ein Interesse in allen Kreisen der Residenz erregt hatte,
wie seit langen Jahren kein anderer.
Ein Raubmörder, der einer der vonehmsten Familien
 
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