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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Juli (No. 75 - 88)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0327
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Erscheint
»tchenilich drei M«l:
Dienvag, Donnerst»,,
»nd Lamst«,.
«Le P»st»np»lt«n
««» «»ten nehmen Ne-
stell«»,ea ««.


Amtsverkündigungsötall für den Amts- und Amtsgerichlsöezirk Schwchingen.
Badische Hopfenzeitung.

Merteljäh . AtöNNiMtqt
Für's ^ ckenbl tt 1 W«
50 Pfennige.
Unterhaltungtblatt
35 Pfennige.
Inserate:
die »iergrspaltene S,r»
mondzcilc oder verenR«»«
12 Pfennig«.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz.
Elpedition, Druck und Verlag der T. W. Mo rie ll'schen Hosbuchdruckerei in Schwetzingen

Ho. 82. _Samstag, 17. Juli 1875._ IX. Jahrgang.
Inserate VS« AuSW-rt» nehmen für «nr auch entgegen die Annoncen-Dureaux von Saasenssei« L Kogker, Iludoks Masse und ch. L. Pauke L tza., Süddeutsche Annoncen-Krprdiio«,
»an Sir»s«rdt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie dar ISger'sche Central-Bureaur für Inserate in Frankfurt a./M

Die badischen Abgeordnetenwahlen.
Die am letzten Freitag erschienene Nummer XXVIII
deS badischen EtaatSanzeigerS enthält die Anordnung der
Erneurrungs- und Ersatzwahlen zur I. und II. Kammer der
badischen Landstände.
Für die II. Kammer stehen 32 Wahlen bevor. DaS
ist eine Thatsoche von höchster Tragweite. Sie darf bis
zum EntscheidungStagc nicht mehr außer Acht gelaffen werden.
Wie oberflächlich un» irrig würde Der die heutigen dculschen
Verhättniffe beurtheilen, welcher die Meinung hegte, die
Gründung einer mächtigen, deutschen Centralgewalt enthebe
uns der Aufgabe mit früherer Lebendigkeit und mit dem
vor Zeiten bewährten Ernst, die Sonverangelegenheiten
Badens zu behandeln. Im Gegentheile. Gerade weil wir
in die organis en Ordnungen des Reiches cingetrelen sind
und unsere politischen Jnieressen im Reiche und in der
Heimath, sich gegenseitig ergänzend und trugend, in einander
hineinwachscn müssen, zu einem harmonischen und gesunden
Staatsleben — gerade darum haben wir auch bet den Er-
eignissen, die in erster Reihe den Sonderdestand Badens
betreffen, auf die deutschen Gesammtintereffen zu sehen und
gleichmäßig für Reich und Heimath mit allen Kräften ein-
zutreten.
Der die ganze preußische Monarchie, mit dem Staub
eines erbitterten Kampfes, erfüllende Streit gegen Sen rö-
mischen Despotismus — einen Gegner, der schon unter den
Eiuscheidungen des französich-deuischen Krieges seine voc-
dereüenden Rüstungen begann und der soeben in Bayern,
pochend auf die dort bisher besessenen Gewalten, die ge-
ringe Volksbildung, schlechten S huleinrichtungen, unklar
schwankende Regierungen, eine Ueberwäliigung des Staates
durch Aufbietung aller klerikalen Einflüsse versuchen will —
alle diese Thatsachen sind eben so viele Aufrufe für uns
Badener, die wir schon den Rücken dieses Feindes gesehen
haben, unter die Waffen zu treten, unsere Vorposten aus-
zustellen und uns zu rüsten zur schärfsten Bekämpfung
Jedes in unserem Lande gegen Ultramontane verlorene
Gefecht wäre unter heutigen Umständen eine Niederlage zu
Ungunsten Gesammtdeutschlands. Vergessen wir EmeS nie
und nimmer. Es giedt keine Compromiffe mit diesem
Gegner. Er ist selbst unfrei und empfängt mit der ge-
bieterischen Undedingtheit des Despotismus seine Instruktionen
von Außen. DaS Hauptquartier dieses Feindes ist in den
Kollegien der Jesuiten-OcüenS. Materiell muß diesem
Herrn heute jeder deutsche Bischof — und Herr v. Kübel
wird nicht der unbeugsamste sein — willenlos sich unter-
werfen und seinen demüthigen Gehorsam leisten.
FeuillcitM

Aorenverg.
Fortsetzung.
Er war kaum einige Schritte gegangen, als er den
neben sich erblickte. „Mein Herr," sagte dieser, „Sie haben
sich heute gegen mich auf eine höchst verletzende Weise be-
nommen, indem Sie sich unmittelbar nach der Vorstellung
von Mir abwendeten und mich stehen ließen. Sie werden
sich hierüber zu erklären haben."
Eine solche Frechheit war zu bodenlos, um sie zu er-
tragen. Heldreich wollte loSbräusen, aber im richtigen Augen-
blicke erinnerte er sich des Versprechens, welches er dem Ge-
heimen Rath gegeben hatte.
„Herr Baron," erwiderte er sich mit höchster Kraft
bezähmend, „ich habe dem Herrn Geheimen Rath mein
Ehrenwort gegeben, jeden Streit mit Ihnen zu vermeiden.
Deshalb und nur deshalb erkläre ich Ihnen daß mein Be-
tragen veranlaßt wurde durch eine Miene der Herablassung
bei der Vorstellung, zu der Sie nicht berechtigt waren."
»Da» ist allerdings eine sehr wenig genügende Erklä-

WaS als Bedürfniß der römischen Politik erscheint,
wird durch die bischöflichen Verwoliungen nur in die kirch-
liche Provinz hindurchgeleitet. In den Bischofssitzen
hat man ja seine früher kundgegebenen Ueberzeugungen in
einer Weise auf höheren Befehl zu verleugnen gelernt und
sich selbst dadurch zum unbedingten Diener einer politisch
kirchlichen Despotie herabgewürdigt, wie die Geschichte mensch-
licher Charakterbeugungen nur Weniges dergleichen auf-
zuzählen im Stande sein wird. Eine Milderung dieses
Opfer? liegt darin, daß man die niedere Geistlichkeit in
gleicher Kniebeugung vor sich — der nach Oben eine Null
ist, — niedersinken sieht. Der unbegrenzte Servilismus
der aus d?n geistlichen Kreisen in Stadt und Land, aus
den Wohnsitzen höher gebildeter Menschen, wie aus den ^
einsamen Orten der Ortspfarrer empordringt und „die
Disciplin" als die höchste menschlich-rel'göse Tugend be-
währt, entschädigt die höheren Gewalthaber für jedes Ge-
wissens- und Verstandsvpfer, daS man den eigentlichen
Herrschern „in der Fremde" darbringt.
Mn glühendem Wetteifer sucht unter den Carriere-
Bedürfiigen der Geistlichkeit Einer dem Anderen den Preis
zu entreißen. Die Kanzel und der Beichtstuhl, das Ver-
trauliche Berathungszimmer, in dem der Bürger und Bauer
guten Raty für seine Seele empfängt, die Prozession mit
der Dorsjugend im Kriegervereine, das Wt thshaus mit
dem Festabend des Gesellenvereines oder einem anderen
„heiligen" Bunde werden in Bälde wiederhallen von den
Schmerzensrufen der „verfolgten Klrche-" Lassen wir uns
durch eine scheinbare Ruhe und Stille, die eine Zeit lang
in Baden herrschte, nicht in Schlummer wiegen. Es giedt
im ultramonkanen Lager nur Ein Hauptquartier und einen
Oberfeidherrn, jeder deutsche Staat enthält in sich eine
Division oder Brigade des einheitlichen Heeres. Alle be-
wegt ein Wink. Der Krieg uns die Schla hten sind ander-
wärts schon entbrannt. Seien wir badische Bürger, als
wachsame Truppen im Heere Deutschlands, auf der Wache.
Der Tag der Entscheidung kommt auch für uns. Bereite
jedes Dorf, jedes Stäbchen einstweilen seine Wehrkraft.
Beginne man schon jetzt die einleitende Thäligkeit mit Eifer
und vor Allem mit Mißtrauen gegen den Feind. Die
Sammlung der Freunde an den einzelnen Orten ist daS
Erste. Die gemeinsamen, zusammenfassengen Maßnahmen
werden nicht ausbleiben.
Deutsches Reich
Karlsruhe. Seine Königliche Hoheit der Großheczog haben
Sich unter dem 6. d. Mts. gnädigst bewogen gefunden, dem Leibarzt
Hofrath 1)r. Tennec den Titel ,Geh:im:r Hofrath' zu verleihen, dem
rung," entgrgnete der Baron; „aber meinetwegen mag sie
genügen; eS lohnt ja ohnehin nicht, sich mit einem Bürger-
lichen zu streiten." Er warf bei diesen Worten den Kopf
stolz zurück, wartete einen Augenblick auf eine Entgegnung,
und als diese nicht erfolgte, eilte er fort, ohne sich umzusehen.
Heldreich schaute ihm empört nach. „Das ist das
Uebermaß aller Frechheit I Ein solcher Mensch ist noch stolz
auf seinen Adel! Nun freilich, worauf sollte er sonst stolz
sein?" Und mit dieser sehr natürlichen Erklärung beruhigt
setzte er seinen Heimweg fort.
VIII.
Heldreich'S Verhältniß zum Major wurde mit jedem
Tage inniger. Der alte Herr verjüngte sich in dem steten
Umgänge mit dem frischen, kräftigen jungen Mann- Er
liebte diesen wie einen Sohn und oft schaute er mit einem
gar freundlich sinnenden Blick auf seine Clara, wenn diese
etwa mit ungezwungener Vertraulichkeit sich auf Heldreich'S
Schulter lehnte, um mit in das Buch zu schauen, wenn er
vorlaS.
Dem alten erfahrenen Mann war eS nicht lange »er-
borgen geblieben, daß sein junger Fcennd sich mit einer
zauberischen Gewalt in das kleine Haus gezogen fühlte,

Hofoffizi'antm Jakob Hollenbach die große goldene Verdienstmedaille
und dem Hofoffizianten Joseph Adam, sowie dem Holzhofausseher
Karl Frohmllller die kleine goldene Verdienstmedaille zu ver.cihen.
— Litzen Mitiwoch wurde in Heidelberg unter-
halb der Brücke im Neckar eine männliche Leiche gefunden.
Wie Wir hören, soll in ders.lben eine dem Arbeiterstande
ungehörige Persönlichkeit im Aller von etwa 50 Johren er-
kannt worden sein.
— Montag Nachmittag, während einer RückwärtS-
bewegung des Zuges Nr. 104 im Bahnhofe von Bruchsal,
fiel Viehhändler Joseph Bähr von Leimersheim bei Ger-
mersheim von der Vorprilsche eines würilembergischen Güter-
wagens herab. Dessen rechter Vorderarm gerieth dabei
unter die Räder des Wagens und wurde derart verletzt,
daß eine Amputation des Eilenbogengele,ikes alsbald ftalt-
finden mußte; ebenso erlitt derselbe bei diesem Unfälle noch
einige Beschädigungen am Kopfe. Viehhändler Ludwig
Stern, ebenfalls aus Leimersheim, ein Vetter des Ver-
uuglück-eii, .vollte dem Bavr Hilfe leisten und stürzte dabei
so ung ück ich über den W igen, daß er einen Armbruch
vavonirug. D r Erstere befindet st p in hiesigem Spital
und der L tzlere konnte mittelst einer Droschke in seine
Heimath reisen.
— Seit einigen Tagen sieht man in Dietlingen,
A. Pforzheim, an einer hiesigen Hausrebe gefärbte
Trauben.
— Der S'ühlinger Gemeinschaft der Altkatholiken ist
nun auch die Mitbenützung der Siadtkirche dahier eingeräumt
worden (>m Besitz der Klosterkirche befindet sie sich schon
längere Zen); mit dem weitere Begehren um Zuweisung
der KaPlaiieipfrünüe wurde sie abgewiesen, mit Rücksicht auf
nicht hinreichend günsti ze Zahleuverhältnisse der Altkatholiken
zu den übrigen Katholiken des ganzen Kirchspiels.
— Gestern Mittag gerieth in der Poststraße in Ra stait
ein öjähriges Knäblem mit dem Koofe unter das Rad
eines Mübel-Transportwagens und wurde todtgedrückt.
Der Vater des Kindes, Feldwebel B. der Festungsartillerie,
war in Straßburg bei den Schießübungen, als ihm daS
Unglück mi'getheilt wurde.
Nächsten Samstag, den 17. d., kommt, wie der „Bad.
Beob." meldet, vor dem Schöffengericht Heidelberg eine An-
klage Mehrerer Mitglieder des allkatholischen Kirchengemeinde-
ralhS gegen Herrn Jakob Lindau wegen Ehrenbeleidigung
zur Verhandlung. Die Anklage gründet sich auf eine Be-
kanntmachung, welche Herr Lindau erließ, nachdem er vom
Inhalt des Strafantrages, welcher Anlaß zur Einleitung
des Orgel- rc. Prozesses geworden war, Kennln'ß erhalten hatte.
— Letzten Samstag hatten wir bei abwechselndem Regen
und Sonnenschein sehr argen Sturm auf dem See, der
welche er keineswegs den Reizen seines grauen Schnurrbarts
zuschrieb; auch daß Clara mit einer gewissen Unruhe den
ganzen Tag auf die Stunde wartete, in welcher der Abend-
gast zu erscheinen Pflegte, daß sie seinen Tritt, die Art wie
er klopfte, auf das Genaueste kannte, daß ein reizendes,
zartes Roth ihre Wangen höher färbte, wenn sie ihm ent-
gegen eilte, um ihm die Thür zu öffnen, daß sie jedes seiner
Worte im treuen Gedächtniß hielt. Alles hatte der Vater
sehr wohl und nicht ungern bemerkt. Er pflegte sich oft
mit Heldreich über dessen beabsichtigte Staatslaufbahn zu
unterhalten, um Pläne mit ihm für die Zukunft zu machen ;
er rechnete nicht weniger eifrig, als sein Freund selbst, aus
wie lange dieser wohl noch bis zu einer festen Staatsan-
stellung zu warten habe, und wenn er dann zu dem Resultate
kam, daß Heldreich bei seiner Anstellung 28, Clara kaum 22
Jahre alt sein werde, so war er damit recht wohl zufrieden.
Ein so großes Vertrauen der Major in Heldreich setzte,
so blieb er doch über seine Familienverhältnisse stets schweig-
sam ; nur einmal sprach er sich mit einigen Worten über
dieselben aus, aber in einer Weise, welche dennoch kein Licht
in daS räthselhafte Dunkel brachte.
Ein lebendiges Gespräch, in welchem Heldreich in ein»
 
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