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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Juni (No. 62 - 74)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0247
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Erscheint
»dchentlich >r«i M»l :
DienKag, Donnerst«»^
»nv G,mft«».
All« P.stanpaltm
,«y Boten nehmen >»-
stell««,« an.

MwH«m WochmklM

Amlsverkündigungsökalt für dm Amis- und Amisgerichtsöezirk Schwetzingen.
Badische Hopfen,Zeitung.

Bierteljllhrt.
V«r'S Sochcnhlutt 1 Vt«,
50 Ps«nni,«.
Unterhaltung»,litt
55 Pfennig»,
-nserat»:
hi« »ier,«spalte«» G»»
«an»,eil« »>«r »«r«, »««,
1» Ps«»i,«.

Allgemeiner Anzeiger für die badische «nd bayerische Ryeinpsalz.
Expedition, Druck und Verlag der L. W. M » riell 'scheu Buchdruckern in Schwetzingen

«o. 62.

Dienstag, 1. Juni 1875.

IX Jahrgang.

gnsonwt« »»« nehmen für NN, auch entgegen di, «nnoneen-Bureaur von Haasenstei« ch Vogler, Andorf Waffe und ch. L- Jauüt ch Küddautfch, A»»o»te».O«,»>«o,
»an O Kttcksardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, L«ip,ig, München, Wien, Zürich, Basel «nd «traßburg, sowie da, ASger'sch- Lentral-B.reaur für Inserate in Fraukfurt ,.M.

Deutsches Reich.
Seine königliche Hoheit der Troßherjog haben Sich gnädigst be-
wogen gesunden, dem früheren badischen Mitglied der Direktion der
Main-Neckar-Eisenbahn. Großh. Geheimerath Scheyr-r, die unterthänigst
nachgesuchte Erlaubnist zur Annahme und zum Tragen de» ihm von
Sr. Königlichen Hoheit dem Grostherzog von Hessen und bei Rhein
verliehenen Comthurkreuze» 2. Klasse de» Verdienst-Orden» Philipp»
de» TrostmUthigen zu ertheilen; Ferner dem Professor vr. Stark an
der Universität Heidelberg den Charakter als Hofrath zu verleihen, den
Privatdozenten vr. Ernst W. A. Kuhn an der Universität Leipzig,
unter Verleihung der Staatrdiener-Eigenschast, zum ordentlichen Pro-
fessor der vergleichenden Sprachwissenschaften und de» Sanskrits an der
Universität Heidelberg zu ernennen, dem Großh. Hofastronowen Pro-
fessor Vr. Eduard Schönfeld an der Sternwarte zu Mannheim die
unterthänigst nachgesuchte Entlastung au» dem badischen Staatsdienst
aus 1. Septbr. d. I. zu ertheilen ; den Obergeometer Johann Nepo-
muk tzritschi an der Polytechnischen Säule auf sein unterthänigste»
Ansuchen unter Anerkennung seiner langjährigen treu geleisteten Dienste,
und dm OberamtmannWeist in St. Blasien wegen vorgerückten Alter»
unter Anerkennung seiner langjährigen treu geleisteten Dienste in den
Ruhestand zu versetz«, den AmtSvorstand in Sppingen, Amtmann
Baumitller, in gleicher Eigenschaft nach Staufen zu versetzen; Zu
Amtlvorstände.i zu ernennen: in Eppingen den Amtmann Wiedtemann
in Baden, in Neustadt den Amtmann Föhrenbach in Freiburg, in St.
Blasien den Amtmann Lewa!» in Pforzheim. Nachbenannte Referen-
däre unter Ernennung zu Amtmännern den folgenden Bezirksämtern
beizugeben: dem Bezirksamt Freiburs den Referendär Alexander Pfi-
sterer, dem Bezirksamt Pforzheim den Referendär Martin Friederich,
und dem Bezirksamt Baden den Referendär Otto Beck.
Seine Königliche Hoheit der Grostherzog haben unterm 26 d. Mt»,
gnädigst geruht: Den Amtsrichter Albrecht ». Jagemann zu Bruchsal
auf sein unterthänigst-s Ansuchen bis zur Wiederherstellung seiner Ge-
sundheit in den Ruhestand zu versetzen; den Revisor bei Großh. Be-
zirksamte Karlsruhe, Karl Stricker, unter Ernennung zum GerichtSnotar,
dem Großh. Amtsgerichte Wolfach beizugeben.
Karlsruhe, 25. Mai. In Folge der Einführung
der Siempelmarkm an Stelle des EtempelpapierS war de-
stimmt worden, das die bis dahin in Gebrauch gewesenen
Stempelpapiere und gestempelten Impressen von den Haupt-
steuerämtern, Obereinnehmereien und Steuererhebern bis zum
15. Januar d. I. auf Verlangen gegen baaren Ersatz der
bezüglichen Stempelbeträge eingelöst werden. Später wurde
genehmigt, daß die Einlösung auch noch nach Sem genannten
Tage erfolgen könne. In neuester Zeit hat nun das Finanz-
ministerium den Endtermin für die fragliche Einlösung auf
den 1. Juli d. I. festgesetzt.
Aus Baden. Der Untergroinbacher Mi-
litär t> e r e i n ist amtlich aufgelöst worden, weil derselbe
sich als solcher (und wahrscheinlich mit Waff n) bei dem
festlichen Empfange des BiSthumSverweserS Kübel betheiligte.
— Am g'eichen Tage soll auch der Militärverein Jvh-
lingen mit einer amtlichen Einschrcitung bedacht worden
sein, indem den Mitgliedern die Gewehre abgenommen wurden.
— Am Freitag, den 21. d., ist eine Deputaten von

Karlsruhe, an der Spitze Herr Oberbürgermeister Lauter,
nach Berlin abgegangen, um die Errichtung einer Filiale
der preußischen Bank und der Reichsbank für Karlsruhe
persönlich zu betreiben. Es heißt, daß dieselbe sehr günstig
ausgenommen wurde und alle Hoffnung vorhanden ist. daß
Karlsruhe und Mannheim solche Filialen in Bälde erhalten
werden.
— Aus Pforzheim wird dem „Schwäb. Merk."
geschrieben: „Die Folgen der andauernden geschäftlichen
KrisiS beginnen sich endlich in der empfindlichsten
Weise fühlbar zu machen. Zu dem Fallimente eines
Bijouteriehändlers in der Havannah, bei welchem vor-
zugsweise hiesige Fabrikanten mit bedeutenden Summen
betheiligt sind, kommt das eines hier ansäßigen Händ-
lers, welches nicht minder bedeutende Verluste am hie-
sigen Platze zur Folge haben wird. — In unserer Ge-
mcindckrisis ist insofern eine Wendung zum Bessern
eingctreien, daß nachträglich acht Stadtrathsmitglieder
sich für Annahme der auf sie gefallenen Wahl erklärt
haben. Weitere zehn Mitglieder find nun noch zu
wählen."
— Kürzlich fand in Rastatt eine Versammlung
statt, in welcher über eine neue Eisenbahn-Ver-
bindung mit dem Reichslandr berathen wurde.
Es kamen drei Linien zur Besprechung: Rastatt-Selz-
Hagenau; Rastall» Iffezheim-Reschwoog-Hagenau; Ra-
statt - Stollhofen - Druscnheim - Bischweilcr. Die Linie 2
würde die Verlängerung der Linie-Bodcn-Oos bis nach
Iffezheim zur Folge Halen. Die Linie Rastatt-Selz-
Hagenau ist so ziemlich aufgegeben, eS handelt sich also
nur noch um die beiden anderen, von denen wohl die
2. Linie den Vorzug verdienen dürfte An der Ver-
sammlung nahmen auch viele Elsässer Theil.
— In der untern Mühle in R h einb isch ofs he im
wurde am 19. d. zwischen den beiden sog. Rechen die Leiche
eines neugeborenen Kindes weiblichen Geschlechts, welches
nur kurze Zeit im Wasser lag, mit durchschnittenem Hals
und durchstochenem Kopf durch Mühlarzt Zink aufgefunden.
Hoffentlich wird eS gelingen, der Urheberschaft der an dem
armen Geschöpfe ausgeübten verruchten That auf die Spur
zu kommen.
— Der Landbriefträger Otto von Oberimsingen,
der vor wenigen Tagen auf dem Wege von Munzingen
nach seinem Heimathsorte todt aufgefunden wurde, ist,
wie die „Oberrh. Zig." berichtet, nicht ermordet wor-
den, vielmehr stellt sich vie Sache jenem Blatte zufolge
ganz anders heraus. Besagter Otto war eben „wie ge-
wöhnlich" so stark betrunken, daß er bewußtlos auf der

Straße hinfiel und in diesem Zustande überfahren wurde,
und zwar nicht einmal von dem Fuhrwerke des ElsäßerS,
sondern von dem Wagen eines Israeliten. Der ver-
meintliche Mörder, eben der Elsäßer, soll selber in einem
Zustande gewesen sein, daß er schwerlich mehr Jeman-
den hätte um das Leben bringen können. Derselbe
Gemüsehändler wurde zwar verhaftet; er wird aber
wahrscheinlich unterdessen wieder freigelaffen worden sein.
— In Bühl bei Erzingen wüthetr am 28. rin starker
Brand.
— In Krenkin gen, «, vonndorf, brach gestern
Nachmittaq gegen 6 Uhr, während die meisten Bewohner
sich im Wirthrhause vergnügten, auf bis jetzt unaufgektärte
Weise in der Wohnung des Bürgermeisters Feuer aus,
Welches, von dem heftig wehenden Nordwestwind gepeitscht,
binnen S Stunden fast die Hälfte der Häuser des Orte»
eiiiäschertr. DaS Vieh konnte gerettet werden. Der heurige
FrohnleichnamStag wird den Krenkingern gedenken. — In
Opferdingen fiel der 5'/, Jahre alte Knabe des Josef
Baumann beim Wafferschöpfen in den schlecht verwahrten
Schöpfbrunnen und ertrank.
— Dem „Bad. Beob." schrieb man Vom Sc«, 27.
Mai: Dem Vicar Jhringer von Merrsburg hat sich ge-
stern zum zweiten Male das Gefängniß in Radolfzell ge-
öffnet; nach Erstehung einer stläg'gen Haft wird er alsbald
auf weitere 4 Monate das Kreisgefängniß beziehen müssen.
Zugleich mit ihm sitzt auch Vicar Fauler von Sipplingen
im AmtSgefängniß zu Radolfzell. Es befinden fich gegen-
wärtig fast in allen Gefängnissen Baden» katholische Priester
hinter Schloß und Riegel rc.
— Der Knecht che» Hirschwirth Beck in Haltingen
fuhr auf einem Einspänner nach Hause, al» da» Pferd ge-
rade am Eisenbahnübergang au»riß. Bor der geschloffenen
Barriere bäumte fich da» Pferd und setzte hinüber, wobei
die Schranken zertrümmert und der Knecht Henn auf die
Schienen geschleudert wurde. DaS Pferd konnte erst am
Rangirbahnhof angehalten werden. Glücklicher Weise hatte
der Bahnwärter Siegrist seine Geistesgegenwart nicht ver-
loren. Durch sofortiges Signalgeber, konnte der heran-
brausend« Kurierzug noch rechtzeitig zum Stehen gebracht
werden. Der verunglückte, am Kopf schwer verletzte Knecht
ist in's Spital gebracht worden.
Hessen. Der Schaden, den der am letzten Samstag
in Mainz stattgehabten Brand in der großen Lade-
halle verursachte, wird nach vorläufiger Schätzung für
Güter auf etwa 200,000 fl und für Transportmaterial
auf 50,000 fl. veranschlagt. 80 Wagen wurden theils

Feuilleton.
Aer Student von Aotogna.
Historische Novellette
von
Karl Wartenburg.
1.
Die Lhüren und Fenster des Balkons waren geöffnet....
Ein lauer West zog hindurch und spielte mit dem weichen
Lockenhaar eines Mannes, der zu den Füßen der schönen
Mathilde von Barbiano lag und flehend zu ihr hinaufblickte,
wie zu einer Heiligen , einem Bilde der Madonna, welche
man um Erhörung eines heißen Wunsches bittet . . . Schön
war st«, Mathilde von Barbiano, aber sie war auch stolz
wie eine Königin, nicht wie die anderen Frauen atis die
Reize ihres Körpers, sondern auf die lange Reihe ihrer
Ahnen, den Reichthum und die Macht ihres Hause» und auf
den Ruhm des alten Geschlechts, dessen einziger Sproß sie
jetzt noch war. . .
Der junge bleiche Mann, welcher vor ihr auf den Knien
lag. besaß nichts von all' den Herrlichkeiten, denn sein Vater

war ein armer Verbannter, dessen Haus zerstört und dessen
Name geächtet ünd von dem Scharfrichter von Florenz auf
offenem Markte als der eines Verschwörers verbrannt worden
war — er selbst ein armer Student, den man nach Bologna
geschickt, um hier die Lehren des röhmischen Rechts zu hören
und der nichts besaß als seine Feder und seines Vater
Degen. —
Und dennoch duldete es die stolze Barbiano, daß er zu
ihren Füßen lag, zärtliche Sonnette zu ihrem Ruhm und
Preis dichtete, an schönen Abenden unter ihrem Balkon stand
und ihr ein selbstverfaßteS Liebeslied zur Mandoline sang?
Sie duldete es, weil sie ihm Dank schuldig war, den man
nicht mit Gold abstatten kann, vielleicht auch weil sie ihn
liebte — ohne es sich selbst zu gestehen oder auch »eil eS
ihrer Eitelkeit schmeichelte in feurigen Versen besungen zu
werden. Wer erklärte die Geheimnisse eines Frauenherzens?
° . . Will man noch fragen, wie sie in Berührung gekommen,
die stolze Barbiano und der arme Student? Durch eines
jener Ereignisse, welche man so gern Zufall nennt, da der
Name zugleich die bequemste Erklärung für die Sache ist. —
An einem schönen Herbstmorgen, als das Laub schon
von den Bäumen fiel, war die junge Patrizierin auf ihrem
weißen Jagdroß, begleitet von ihren Pagen, hinausgeritten

in die Walöebene, welche sich von Bologna weit in das Land
hinein erstreckt, um fich an der Falkenbeize zu ergötzen. Da
hatte sich plötzlich ihr Pferd vor einem alten Heiligenbild
gescheut und war mit der erschreckten Reiterin in zügellosem
Laufe zu den steilen Ufern der reißenden Savena gesprengt...
Erstarrt vor Schreck, hielt keiner der Pagen das wüihende
Roß auf und Bologna hätte an diesem Tage seine schönste
Blume zu betrauern gehabt wenn nicht ein junger Student,
der den Virgil in der Hand am Ufer dahinging, dem un-
bändigen Thiere in die Zügel gefallen wäre und es zum
Stehen gebracht hätte. Die Reiterin sank erschöpft von dem
Rosse in des jungen Mannes Arme und in diesem Augen-
blicke, wo er aus tiefer Stirnwunde blutend, das schöne
bleiche Weib in seinen Armen hielt, hatte sich ihm die Liebe
zu Mathilde von Barbiano ins Herz gestohlen. —
Was war natürlicher dann, als daß er einige Tage
später nach ihrem Wohlsein erkundigte und so allmälig ein
oft gesehener Gast im Palast Barbiano wurde? Es durfte
ihn Niemand deshalb zur Rechenschaft ziehen, denn Mathilde,
deren Eltern früh gestorben, war die alleinige Gebieterin und
obgleich erst zwanzig Jahre alt besaß sie dennoch alle Ener-
gie des Befehlen- und war freie Herrin ihres Willens.
„Mathilde!" flehte der junge Mann, indem er bittend
 
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