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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Mai (No. 50 - 61)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0231
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wchinger Wolijenblall

Amtsver»«ni>igu«ks»tatt für den Ami,- und Amtsgerichts»-,»» Schwetzingen.
Badische Hopftnzeitnng.

Vierteljiihrl. Utzinnement
Sür', A.chkndlott 1 M«k
kV Psennige.
Rnterh»ltun,»tl«tt
Sk Pfennige.
Sns« r «te:
die »iergestznltene Gor.
m»nd,cile »der deren N,a«
1» Pfennig«.

Allgemeiner Anzeiger für die badische nnd bayerische Rheinpfalz.
Expedition, Druck und Perlag der k. W. M, riell 'schm Buchdruckern in Gch««tzingm

«o. L».

Samstag, 22. Mai 1875.

IX. Jahrgang.

»-« AuSWärt» nehmen s»r unr auch entgegen die «nnoncen-Bureaux von A>aas«nft«in ä- V-gker, Audokf W«ss« und K. Jaule A <»., Ktddeutsche A««»«c««-G,p»dtt»»
»,n G. Stkckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Strastburg, s»«ie da» KSger'sche «entral-Bureau; für Inserate in Frankfurt ,./M.

politische Wochenttverficht.
Schwetzingen, 20. Mai.
ES ist in jüngster Zeit in englischen wie in französischen
Blättern gar viel von der deutschen Militärpartei
gefabelt worden, die angeblich die alleinige Verschuldung an
der ernster gewordenen Situation der jüngsten Zeit tragen
soll. In einer sehr zutreffenden Weise wird diese verkehrte
Auffassung, die auf einer gänzlichen Verkennung der tat-
sächlichen Verhältnisse in Berlin beruht von der „Weserzei-
tung" zurückgewiesen, wenn diese u. A. sagt: „Man kann
zugeben, daß eS unter den militärischen Rathgebern des Kaisers
manchen gibt, welcher es für vernünftig hält, lieber heute
als morgen einen jener raschen Angriffe auszuführen, welche
oft die beste Weise der V e rt h e i di g u ng sind. Wir
wissen es nicht, aber wir halten es durchaus nicht für un-
wahrscheinlich. Die militärischen Rathgeber sind Techniker;
sie fragen lediglich nach dem technisch Zweckmäßigen. Kein
Fachmann kann sie tadeln, wenn sie das militärische Interesse
nachdrücklich und selbst einseitig vertreten. Auch würden sie
sehr triftige Gründe für ihre Ansicht anführen können. Man
würde ihnen weder Leichtsinn noch frevelhafte Kriegsleiden-
schaft vorwerfen können, wenn sie aus den unleugbaren Rü-
stungen Frankreichs und deren unzweifelhafter Bestimmung
den Schluß zögen, daß man am klügsten thue, die doch nicht
zu vermeidende Entscheidung herbeizuführen, ehe es dem
Gegner genehm uns bequem sei. Ganz ähnlich, wenn wir
nicht irren, haben die militärischen Autoritäten, mit Einschluß
der höchsten. :m Jahre 1867 während des Luxemburger
Handels gespochen. Aber gerade dieser letztere Vorgang be-
weist, daß es in Berlin keine M i l i t ä r p a r t e i in dem
Sinne gibt, wie man sie sich in London denkt. Die Politik
wird nicht im Palais des Generalstabs gemacht, sondern im
Kabinet des Kaisers, und in diesem Kabinet wird man zwar
vor einem n o th w e n d ige n Kriege nicht zurückschrecken,
ober den blos nützlichen nie gutheißen."
Die „Wests. Provinzialztg." bringt die überraschende
Meldung (s. Tel.), daß das gesammte Domkapitel
von Köln demnächst seine staatsfreundliche Gesinnung kund
thun wolle. Wir nehmen diese Nachricht mit größter Vor-
sicht auf, da sie nicht im Einklang steht mit der sonstigen
Haltung des Klerus in Deutschland und wollen vorerst keine
weiteren Reflexionen daran knüpfen. Nur Eins glauben wir
schon heute nicht verschweigen zu dürfen, daß nach unserer
Ueberzeugung, die auf näherer Ksnntniß der Dinge beruht,
die große Mehrheit des Klerus längst schon gerne den Kampf
eingestellt hätte, wenn nicht der Vatikan mit der Peitsche im
Hintergründe stände und unablässig die müden Kämpfer
Fcmllklon.
Die Lieöe kennt keine Grenze.
(Fortsetzung.)
Unterdeß sich die Flugbahnen der Kugeln zwischen der
Thorwärtcrwohnung und dem bewohnten Theile des Schlosses
wo Benno mit seiner Verstärkung nach der nndern Seite de»
Schlosses, an der soeben die Solidsten die aufgefundene und
mit Backsteinen eingesetzte Thür einhockten. Als der letzte
Stein weggeräumt war, betrat Benno vorsichtig den dunklen
Gang. Die Soldaten folgten mit geladenen Gewehre.
* - *
„Eie hat den Preußen drüben von: andern Füge! aus
die Schlüssel hinuntergeworfen ..... ich kam gerade dazu,
als sie es that", beendete Goviller seinen Bericht, als der
Schwarze nach seiner Flucht aus der Thorwärterwohnung
in dem bewohnten Flügel angekommen war und seine Leute
hier vertheilt hatte.
„Wo ist die Kanallie?" schrie der Anführer zähne-
knirschend.
„Claude Martin bewacht sie drüben!"
«.Schlag' sie nieder oder hänge sie aus.... thue über-

weiter triebe. Nach dieserSeite hin aber Front zu machen, §
dazu fehlt heutzutage dem deutschen Klerus der Muth; wir i
finden da keine Charaktere mehr wie im Mittelalter, wo die s
Fälle so häufig waren, daß Kleriker, hoch und nieder, auf
Seiten der Staatsgewalt gegen Nom Partei ergriffen, ohne
deßhalb im mindesten ihrer Katholizität Eintrag zu thun.
Jahrhunderte deutscher Geschichte sind dafür Zeuge und nicht
zum Mindesten die Zeiten der Hohenstaufischen Kaiser.
Die w ü r t t e m b e r g is ch e Kammer ha! noch vor
Pfingsten die allgemeine Debatte über den Gesetzentwurf
betreffend die Bewirthschaftung und Beaufsichtigung der Wal-
dungen der Gemeinden, Stiftungen und sonstigen öffentlichen
Körperschaften beendet. Gegen dieses Gesetz hat sich eine
lebhafte Opposition erhoben, da seitens der Gemeinden von
demselben eine zu große Beschränkung ihrer Selbstständigkeit
oder vielmehr ihres bisherigen Dispositionsrechts befürchtet
wird. Doch wurde mit 47 gegen 36 Stimmen der Be-
schluß gefaßt, auf die Einzclberathung dieser Vorlage ein-
zugehen.
Wie der Wiener Korrespondent der „Karls». Ztg."
wissen will, sei der Fürstbischof Förster bereits im
Allgemeinen österreichischerseits dahin verständigt worden,
daß er den ganzen Schutz genießen werde, den Oesterreich
urtterschiedlos Jedem schulde, der sein Gebiet betrete, daß es
aber umgekehrt auch von ihm die Erfüllung aller der Pflichten
erwarte und verlange, welche ausnahmslos Jedem obliegt,
dem es den Schutz seiner Gesetze gewähre. Cs werde im
Uebrigen nicht behindert sein, zu thun, was sein Gewissen
ihm verschreibe, aber er werde in keinem Fall vergessen
dürfen, daß er keinerlei exzepticnelleStellung anzusprecheu habe.
AuS der von dem Frhrn. v. Los an der Spitze einer
Deputation von 600 deutschen Pilgern dem Papste an
dessen Geburtstag (13. d.) überreichten Adresse wird folgender
Passus von Wiener Blättern hervorgehoben: „Je größer
die Gewalt ist, die man uns anthut, und je mehr unsere
Feinde sich bemühen, uns von der Beobachtung der Gesetze
der Kirche abwendig zu machen, desto größer muß unsere
Sorge sein, alle unse ie Pflichten gegen die Kirche zu erfüllen.
An die Stelle der deutschen Gesandtschaft, welche wir nicht
wiederherstellen können, setzen wir unsere Abgesandten.
Wir wissen, daß neue, heftigere Angriffe uns bedrohen;
aber wir eilen herbei zu den Quellen der Gnaden, die durch
das Jubiläum eröffnet sind. Wir bitten Sie, von JesuS
Gnade und Beharrlichkeit für Uns zu erflehen, und wir be-
thcuern, daß wir stets Söhne Deutschlands und deS Papstes
bleiben wollen." Söhne Deutschlands und des Papstes, das
heißt doch wohl, die Herren werden Söhne Deutschlands
bleiben wolle-!, »venu der Papst erst Herr von Deutschland
Haupt mit ihr, was Du willst. Wenn ich nicht hier bleiben
müßte, ich würde sie mit eigener Hand erdrosseln."
Goviller flüsterte dem Schwarzen noch einige Worte
heimlich in's Ohr.
„Ganz recht" , antwortete der Anführer. „Der Plan
ist teuflisch! Führe ihn aus! Dann stürze die Vettel durch's
Fenster in den Hof herab"
Gouviller eilte mit leuchtenden Augen und glühendem
Gesicht nach dem unbewohnten Theile deS Schloßflügels, in
dessen einem Zimnier Felice stand und von Claude Martin
mit geladenem Gewehre bewacht wurde.
Goviller war ziemlich stark, aber die Angst und die
schreckliche Gefahr, in der Felice schwebte, gab ihr übermensch-
liche Kräfte, als sie mit dem wüthenden Franzosen rang.
Der übermäßigen Steigerung der Kräfte mußte nothwendiger»
weise eine Abspannung folgen. Felice fühlte, daß sie eintrat.
Aber auch Govillers Krüfte nahmen ab.
„Elaude, hilf mir!" keuchte er. „Hast Du keinen
Strick? Wir müssen die Kanaille binden!"
Claude stellte sein Gewehr an die Thürpfoste und suchte
in seinen Taschen nach dem Verlangten. „Warte nur noch
einige Augenblicke — ich hole einen."
Er wandte sich nach der Thür und war kaum einen

geworden ist! Ucker die Antwort des Papstes auf die An-
sprache der deutschen Pilger berichtet das „UniverS" Fol-
gendes: „Es gibt in Deutschland zwei Nationen, die eint
unzuverlässig und gewaltsam in ihrem Vorgehen, die andere
sicher und heldenmüthig. Diese letztere ist eS, die Ihr ver-
tretet ; Euer Verhalten gegen den heiligen Stuhl ist ein
mächtiges Bekenntniß der päpstlichen Autorität." Weiter
sagte der Papst: „Deutschland krankt an der freien For-
schung und sieht nicht mehr klar. (!) Als Ihr die Ka-
takomben besuchtet, hattet Ihr ein Licht nöthig, um Euren
Weg zu finden, gleicher Weise bedürfen die Völker des Glau-
bens und Führer, welche ihren Weg erleuchten. Der Papst
ist der Führer, er trägt das Licht." In Bezug auf „die
religiöse Verfolgung" sagt der heilige Vater: „Die Verfolgten
müssen ohne Furcht sein, ihre Seele ist den irdischen Dingen
unzugänglich; die Verfolger dagegen, gefesselt an die Materie
und vergänglich wie sie, sind vo ll S ch recke n." AuS
allen Länder»» kommen jetzt seit dem 12. d. die Festbesuche
»»ach dem Vatikan, Geistliche und Laien, Pilger und vor-
nehme Reisende und Alle, die Einlaß begehren, versehen sich
mit dem unvermeidlichen Geldröllchen für die Kasse des
Petcrpfemiigs. Der Papst selbst soll sehr heiter gestimmt
sein und sein Aussehen deute auf einen noch länger aushal-
tenden Fond von Lebenskraft.
Der Uebermuth der Klerikalen in Frankreich hat
in der That einen erstaunlichen Grad erreicht. Machen sie
doch jetzt sogar Versuche, sich einen Theil ihrer Unkosten für
die Wallfahrten und Prozessionen aus Gemeindemitteln be«
zahlen zu lassen. Ein Beispiel davon liefert Douai, wo
sie aber mit ihrem Ansinnen nicht durchgedrungen find.
Dort verlangte nämlich der Klerus, daß der Gemeinderath
zur Prozession, welche daselbst am 17. Mai stattfinden sollte,
2000 Franken besteure. Der von der Regierung ernannte
Maire verstand sich auch dazu, den betreffenden Antrag zu
stellen, aber der Gemeinderath verwarf ihn einstimmig. Ins-
besondere aber sind die J-suiten sehr geschäftig, sich die so«
genannte U n i v e r si t ät s fr e i h e i t bei den seit Befe-
stigung der Republik für sie doch immerhin etwas minder
günstig gewordenen Verhältnissen nicht entschlüpfen zu lassen.
Unter ihrem Einfluß kommen jetzt die ReaklionSmänner de«
rechten Zentrums und die klerikale Rechte der Nationalver-
sammlung auf die Dupanloup'sche UniversitätSfreiheit zurück,
u»n sie noch auf die Versailler Tagesordnung zu bringen.
Hierfür sind auch alle Einflüsse des Vatikans thätig. In-
zwischen hat der katholische Unterrichtsminister Wallon
den Jesuiten ain 15. d. einen schlimmen Streich gespielt.
In dein betreffenden Kammerausschuß widersetzte er sich
zwar nicht der Stellung der Universitätsfreiheit auf die
Schritt aus derselben herausgetreten, als ein Kolbenschlag
auf seinen Schädel niederfiel und er lautlos zu Boden sank.
Der Füsilier, der den gewaltigen Schlag ausgeführt hatte,
trat in die Thür und sah die beiden miteinander am Boden
Ringende». Er sprang zurück.
„Herr Lieutenant, Herr Lieutenant, schnell, hier ist das
Mädchen!" flüsterte der Füsilier.
Mit einem Satze war Benno die wenigen Stufen der
Treppe hinaufgeeilt und konnte im Augenblicke das Kritische
der Lage Felice's erkennen.
Goviller hatte von den sich in den letzten Minuten ab-
spielenden Vorgängen durch seine Aufregung nichts gehört.
„Hast Du einen Strick," keuchte er, als er Schritte
hinter sich vernahm.
„Ich muß die Kanaille binden ... ich will doch sehen
ob .." — Er vollendete nicht.
Die nervische Faust Benno'S hatte den Schurken gepackt.
Wie eine junge Katze warf er ihn auf den Boden. Er ver-
suchte aufzuspringen, aber die Klinge von Benno'S Schlepp-
säbel sauste in diesem Augenblick auf ihn nieder. Der Säbel-
hieb mußte ihm den Kopf gespalten haben.
Felice hatte sich mühsam aufgerafft. In halb fitzender
^ Stellung preßte sie die Hände auf den wogenden Busen und
 
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