Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

DOI chapter:
Mai (No. 50 - 61)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0199
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Erscheint
wiichcntlich drei Mal:
Dienstag Donnerstag,
»nd Eamstag.
Nlle Postanstalten
>;nd Boten nehmen Be-
^ stellungen an.



MMger


AmtsverkündigungsötalL für den Amis- und AmLsgerichlsöezirk Schwetzingen.
Badische Hopfenzeitung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Ryeinpfalz.
Expedition, Druck und Berlag der E. W. Moriell 'scheu Buchdruckerei in Schwetzingen

vierteljührl. Utzonntment
Für'» Wochenbett 1
SO Pfennige.
Unterhaltungtblatt
SS Pfennige.
Inserat«:
die »iergefpaltene Gn»
mondzcile ober deren kt«««
12 Pfmnige.

Sto. 5«.

Samstag, 1. Mai 1875.

IX. Jahrgang.

Inserate von AnswLrtS nehmen für uns auch entgegen di° Annoncen-Bureaux von Laase,lssein L Aogker, Anbots Wesse und K. L. Z»anS« L Süddeutsche Aunouceu-chrPedtto«
»on tz. Stöckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Stratzburg, sowie dar ASger'sche Lentral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

L ür MAL L .SUNL
werden von allen Postanstalten, sowie von unfern
Zeitungsträgern Bestellungen aus das „Sch wetz.
Wochenblatt, Bad. Hopfenztg." ange-
nommen.
'Politische Wochenübersicht.
Schwetzingen, 29. April.
Der Brief des Deutschen Kaisers an König Viktor
Emanuel hat in allen rcichöfrenndlichen Kreisen entschiedene
Befriedigung erregt, weil daraus zu ersehen ist, daß die Reise
unseres Kaisers nach Italien, die wir den bedeutendsten Er-
eignissen der Gegenwart beizählen würden, aller Wahrschein-
lichkeit nach noch noch stattfinden wird. Auch in Italien
wird diese Reise von Allen, denen ein gutes Einvernehmen
zwischen der italienischen und deutschen Regierung am Herzen
liegt, mit Genugthung begrüßt werden, was bereits aus der
warm gehaltenen Antwort des Königs von Italien ersichtlich
ist. Und was den Besuch des österreichischen Kaisers in
Venedig angeht, so wünschte Kaiser Wilhelm dem Könige
Viktor Emanuel geradezu Glück wegen dieses Besuches, den
er als ein höchst erfreuliches Ereigniß bctrachlei. Sehr richtig
erinnert in dieser Beziehung eine römische Korrespondenz der
„Köln. Ztg." daran, wer es denn gewesen, der zuerst die
Annäherung zwischen Italien und Oesterreich angebahnt, deren
letzter und sprechendster ckuSdrnck die venetiams.he Zusammen-
kunft geworden ist? „War es nicht gerade Kaiser Wilhelm
nud seine Regierung, welche es im Jahre 1873 dem König
Viktor Emanuel nahe legten, Wien als geographische und
politische Station auf der Reise nach Berlin zu besuchen?"
— Auch die vielfach von Ullramonlanen und Mannheimer
Afterdcmokraten ausgebeutete Angabe, daß der Kronprinz
seine Reise nicht über Florenz hinaus erstrecken werde, ist
inzwischen durch die Ankunft des Letzteren in Neapel bei Viktor
Emanuel widerlegt worden.
Ueberraschend schnell ist die königliche Sanction und dem-
nächst die Prvmulgirung des „Brodkocbgesetzes" erfolgt. Am
17. April wurde der Entwurf vom Herrenhause angenommen
und hatte damit die beiden Häuser des Landtages passirt
und heute bereits veröffentlicht der Staals-Anzeiger das Gesetz,
gegengezeichnet von allen Ministern. Es werden sonach die
Staatsleistungen bereits am 1. Mai eiubehalten werden, natür-
lich soweit sie nicht schon quartaliter am 1. April zur Aus-
zahlung gelangt sind.
In den bestimmenden Kreisen neigt man dahin, die
Eintheilnng der parlamentarischen Arbeiten für die
Kuillrlon.
Aie Liebe kennt keine Hrenze.
(Fortsetzung.)
Felice nahm daS Blatt in die Hand und überflog den
Inhalt.
„Sind Sie der Benno Beendet?" fragte sie, als sie
die Ephisode, welche die Leser bereits aus dem 5. Kapitel
kennen, gelesen.
„Ja, ich bin es", aniwortete dieser mit einem gewissen
Stolze.
„Dann muß ich in Zukunft wohl Herr Lieutenant sagen?"
„Ist nicht nöthig, Fräulein.
„Ich möchte Ihre Frau Mutter sehen, wenn sie von
Ihrer Heldenthat liest.,,
„Fragt sich, ob sie es zu Gesicht bekommt. Wenn Sie
es erlauben, sende ich das Zeitungsblatt mit nach Haus."
„Sehr gern, aber meinen Papa lassen Sie es doch
erst lesen . . er interesstrt sich für solche Vorkommnisse.
„Warum sollte ich das nicht?"
„Doch nun zum Schreiben", sagte Felice, als sie sich an
den Tisch setzte und die Feder eintauchte. „Sie diktiren doch?"

nächste Reichstags- bezw. preußische Landtagssession von der
Förderung der Arbeiten der Justiz-Kommission des Reichs-
tages abhängig zu machen. Demgemäß hat man in's Auge
gefaßt, den Reichstag so früh wie möglich für nächsten Herbst
zu einer ganz kurzen Session einzuberufen, in welche: nur
der Reichshaushaltsetat festgestellt werden soll und während
welcher die Arbeiten der Justiz-Kommission ruhig fortgeführt
werden könnten. Unmittelbar darauf, und zwar noch vor
Ablauf dieses Jahres würde dann der prcuß. Landlag folgen,
so daß das preuß. Budget noch in diesem Jahre festgestellt
werden und der Landtag vielleicht noch im Januar geschlossen
werden könnte. Bis dahin würden dann die Arbeiten der
Justiz-Kommission entschieden zu Ende geführt sein und der
Reichstag in seiner Nachsession an diese heranlreten können.
Das Schicksal des Klostergesetzes ist seit einigen
Tagen Gegenstand lebhafter Besprechungen und Befürchtungen.
Es sollen an höchster Stelle Bedenken dagegen erhoben worden
sein und zwar in Folge einflußreicher Gegenwirkungen. Was
die darüber hier und da auftauchenden Mittheilungen Wahres
enthalten, wird sich wahrscheinlich darauf zurückführen lassen,
daß militärischer Seils die segensreiche Wirksamkeit der barm-
herzigen Schwestern in den letzten Kriegen hervorgehoben und
daran der Wunsch geknüpft worden ist, für diese und ähnliche
Institute eine Ausnahme zu gestatten. Daß der Gesetzentwurf
an diesen Bedenken aber so wenig scheitern werde, wie frühere
Gesetzentwürfe, bei denen noch gewichtigere Bedenken zu über-
winden waren, darf schon jetzt als sicher angenommen werden.
Von Berlin schreibt man uns in dieser Beziehung: Die
Befürchtungen, daß das Klostergesetz in dieser Session nicht
mehr zur Vorlage gelangen könne, werden von officiöser
Seite wiederholt als übertrieben bezeichnet. Was Uber die
Differenzpunkte verlautet, ist, da es sich um die Discussion
zwischen dem Staatsministerium und dem Könige handelt,
mit großer Vorsicht aufzunehmcn. Andererseits aber wird,
freilich nur in Blättern zweiten oder dritten Ranges, wieder
einmal von dem Rücktritt des Fürsten Bismarck im Zu-
sammenhang mit dieser Angelegenheit gesprochen, wozu nur
zu bemerken ist, daß der vorliegende Gesetzentwurf auf einem
Beschlüsse des Staatsministeriums beruht. Es ist nicht
nöthig, sich in der Pause mit dergleichen Combinationen die
Zeit zu vertreiben. Erfahrungsmäßig sind alle kirchenpoliti-
schcn Vorlagen an den Landtag, vielleicht mit einziger Aus-
nahme des Gesetzentwurfs über die Aufhebung der drei
Verfassungsartikel das Resultat langwieriger Erwägungen
gewesen.
In Bayern wird sich der Wahlkampf, zu welchem
bereits beide Parteien ihre Vorbereitungen treffen, in dem
Schlachtruf: „Hie Welf, hie Waibling" gipfeln; denn die
Benno bejahte und sagte Felice Satz für Satz vor.
Er theilte seiner Mutter in kurzen Worten seinen jetzigen
Aufenthalt und seine eigenihümliche Rettung mit.
Felice faltete hierauf den Brief zusammen und versprach,
ihn nebst der Zeitung an die Adresse seiner Mutter gelangen
zu lassen.
„Ich werde noch einige Zeilen an meine Freundin
Anna v. Hohenheim beilegen, oder, was noch besser ist, ich
sende gleich Ihren Brief und die Zeitung an Anna . . . .
sie mag dann Beides an Ihre Frau Mutter abgeben."
Felice räumte mit geschäftiger Hand die herbeigeholten
Schreibutensilien zusammen und entfernte sich dann.
Benno blieb noch eine ziemliche Weile an dem offenen
Fenster sitzen. Wer jedoch vermuthet hätte, daß ihn die
Reize der vor ihm ausgebreiteten Landschaft so gefesselt, der
würde sich getäuscht haben. Erst als ein kühler Wind zu
erheben begann, schloß er das Fenster.

8. Bekennu ngen nnd Geständnisse.
„Rache! Rache! sage ich . . . fürchterliche Vergeltung
wollen wir an den Deutschen üben. Wenn ich jetzt ein
Deutscher wäre, weißt Du, was ich singen würde?"

sog. patriotische Partei d. h. die aus ullramontanen und
partikularistischen Elementen zusammengeschweißte reichsfeind-
liche Opposition verfolgt kein geringeres Ziel als die LoS-
trennung vom Reiche und hofft mit diesem Programm eine
ansehnliche Mehrheit in der Abgeordnetenkammer zu erhalten.
Erlangt sie wirklich die Majorität, dann steht Bayern vor
einem seine Existenz bestimmenden Wendepunkt, der nur
einen glücklichen Ausgang nehmen kann, wenn auch dann,
wie zu erwarten steht, der König fest bleibt und im engsten
Anschluß an das Reich die inneren Wirren seines Landes
zum Austrag bringt. Vorerst hat eS in allen nationalisst
Kreisen angenehm berührt, daß in dem kgl. Landtagsabschied
zu der nächsten Kammer ausdrücklich das Vertrauen ausge-
sprochen wurde, sie werde treu zum Reiche stehen.
Endlich scheint denn doch der ö st e rr ei ch i s che nRe-
gierung die Geduld gegenüber den Ultramontanen aus-
zugehen; denn Letztere sind bereits nahe daran, sie in Un-
annehmlichkeiteil mit Deutschland zu verwickeln, wenn sie zu
dem Leitmeritzer Vorgang völlig schweigen würde. So lesen
wir denn, daß die Zustimmungsadrcsse des Klerus von Leit-
meritz an die deutschen Bischöfe Gegenstand einer Untersuchung
werden wird, di' zunächst erheben soll, ob es sich da um
ein Privatschreiben oder um eine öffentliche, von dem Di-
özesanklerus ausgehende Kundgebung handelt. Bisher hatten
die österreichischen Bischöfe den Takt und Patriotismus, der
Regierung keinerlei Verlegenheit nach außen zu bereiten.
Sollten sie jedoch, nach dem wenig rühmlichen Beispiele deS
jüngsten Rauscher'schen HirtenschreibenS, Miene machen, diesen
Weg zu verlassen und sich zu Agitationen deren Spitze ge,
gen befreundete Nachbarregierungen gerichtet ist, bergen, so
dürften sie es nur sich zuzuschreiben haben, wenn man sich
hier ein „Landgraf werde hart" zuriefe und dir Herren
recht handgreiflich an ihre StaatSbürgerpflichten mahnte.
In Oesterreich beunruhigen neue Fallimente die
Geschäftswelt.
Die Verwicklungen, die di« Ultramontanen mit ziem-
licher Schadenfreude in Betreff des österreichischen
TheilS des FürstbiSthums Breslau mit dem Prozesse
gegen vr. Förster Fürstbischof entstehen sahen, werden dem
Wiener Korrespondenten der „KarlSr. Ztg." zufolge nicht
eintreten. Dieser glaubt zu wissen, daß die formellen Ver-
handlungen über eine Ausscheidung der österreichischen Ge»
bietstheile aus dem FürstbiSlhum BreSlau in der allernäch-
sten Zeit beginnen werden, und daß die vorläufig (durch
Oesterreich) eingeleiieten Schritte, die Zustimmung der Kurie
zu einer anderweitigen Begrenzung der betreffenden Diözesen
zu erlangen, alle Aussicht auf Erfolg haben.
'"„Nun?""
„Das Volk steht auf, der Sturm bricht los."
„DaS ist wohl ein deutsche» Lied?"
„Gewiß! Das singen die deutschen Republikaner. Hch
habe es oft mitgesungen, wie ich noch in Deutschland war....
Diese deutschen Hunde werden sich wundern, wenn jetzt die
„Gespenster der Vogesen" auftauchen und sie im Rücken von
der Flanke angreifen und sie beunruhigen. Haha!"
„Geschieht eS denn nun bald?"
„Uebermorgen wird Alles in Ordnung sein!"
„Wozu hast Du aber die Menge preußischer Uniformen?"
„Wozu? . . . Glaubst Du, daß diese viereckigen Köpfe
der Elsässer etwa bereitwillig unS entgegengenommen werden
.... sicherlich nicht! ... Als fliegende preußische Kolonnen
werden wir kommen, requiriren und dann verschwinden. ...
Dann eilen wir nach unserem Versteck, werfen die preußischen
Jacken ab und ziehen auf den Raub aus. Du, ich sage
Dir, wenn ich einem solchen preußischen Schuft die Augen
ausstechen und die Finger abhacken könnte, ich würde vor
Freude tanzen."
„Hast Du Nachrichten aus Lyon?„
„Ja. Hier sind sie. .... Die Organisation der Armee
deS Gnerals Frappoli schreitet rasch vorwärts und kommt
 
Annotationen