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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Mai (No. 50 - 61)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0211
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wöchentlich drei Mal:
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chwchiM WocheMM

AmtsverkündigungsßtalL für den Amts- und Amlsgerichlsöezirk Schwetzingen.
Badische Hopferizeitnng.

MerteljShrl. Abonnement.
Sür's Wochenbl tt 1 Ma?
50 Pfennige.
UnterhaltungSblatt
35 Pfennige.
Inserate:
die »iergespaltene Ear-
mondzcile oder deren Ranm
12 Pfennig«.

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Ryeinpsalz.
Expedition, Druck und Verlag der. L. W. Morie ll'schen Buchdruckerei in Schwetzingen
An- 53. ___Samstag, 8. Mai 187^. IX. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kaasenstcin K Mgker, Andorf Masse und K. Danke L Ho., Süddeutsche Knnoncen-Erpedlien
Von H. StöLhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin. Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Stratzburg, sowie das Jägcr'sche Tentral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

'Politische Wochenübersicht.
Schwetzingen, 6. Mai.
Eine prinzipielle Aenderung ist an dem preußischen
Klostergesetze bezüglich des ursprünglichen Entwurfes
nicht vorgenommen worden. Außer der bereits erwähnten
Hauptänderung in Bezug auf die Verlängerung der Maxi-
matsrist für den Fortbestand der Unterrichtskongregaiionen
von zwei auf vier Jahre verdient nur noch der Punkt her-
vorgehoben zu werden, daß eS zurBufhebung der der Kran-
kenpflege gewidmeten Orden einer königlichen Verordnung,
statt der ursprünglich beabsichtigten einfachen Ministerialver-
fügung bedürfen soll. Wie der „N. Frkf. Pr." mitgetheilt
wird, beabsichtigt das Abgeordnetenhaus noch vor seinem
Eintritt in die Pfingstferien die drei Lesungen des.Gesetzent-
wurfs zu erledigen. Das Präsidium habe diesem Wunsche,
der von hervorragenden Mitgliedern des Hauses an dasselbe
gelangte, bereits zugestimmt. Der „Franks. Zig." geht aus
Berlin über das Gesetz folgende Mutheilung zu, die wir
mit Beziehung auf die Tendenz deS Blattes unter allem
Vorbehalte geben: „Den liberalen Parteien sind einige Be-
stimmungen des Gesetzes nicht weitgehend genug, so halten
sie den für Unterrichts- und Erziehungszwecke gestifteten Or-
den gewährte Auflösungsfrist von 4 Jahren für einen viel
zu langen Termin, sie verlangen die Wiederherstellung der
ursprünglichen Regierungsvorlage, wonach diesen Orden eine
Frist von zwei Jahren bis zu ihrer Auflösung gewährt
würde. Ferner wird Seitens der liberalen Parteien die
Bestimmung bemängelt, nach welcher alle der Krankenpflege
gewidmeten Orten eine abweichende Behandlung erfahren
und unbeanstandet weiter bestehen bleiben nach der Anschau-
ung der liberalen Majorität führen eine Anzahl der zum
Zwecke der Krankenpflege gestifteten Orden nur diesen Namen
und beschäftigen mit ganz anderen Dingen; es wird hier
eine Dinstinktion versucht werden, uni eine präzisere Fassung
der Vorlage zu finden." Eine gewisse Bestätigung erhält
diese Mitihcilung durch die „Augsb. Allgem. Ztg." insofern,
als diese behauptet, der Gesetzentwurf werde als das Resul-
tat eines Kompronnss-s zwischen sehr verschiedenen Auffassungen
auf dem Wege parlamentarischer Verhandlung eine wesent-
liche Vereinfachung erfahren. Wie es beißt, will der preu-
ßische Episkopat auch gegen das Kwstergesetz beim Kaiser
Protest einlegen.
Die Gerüchte über eine große Friedensdemon-
stration während deS Aufenkbalis des Kaisers von Ruß-
lands in Deutschland erhalten sich und die „Köln. Z g."
will wissen, daß dieselbe sich in Ems vollziehen solle. Damit

facht von neuem die Angabe von der Möglichkeit einer Reise
des Kaisers von Oesterreich nach Ems auf.
Der K a i s e r von Oesterrreich ist auf seiner
Dalmatischen Reise überall mit Enthusiasmus und
mit einer gewissen Art Prunk empfangen worden, jedoch soll
dem Monarchen nicht entgangen sein, daß beide etwas Ge-
machtes an sich haben. Kaiser Franz Joseph soll sich dem-
gemäß seiner Umgebung gegenüber, sowie nach Wien geäußert
haben. Diese Äeußcruugcn sollen einer genessen Partei, einer
militärischen, wenn man so sagen kann, Anlaß gegeben haben,
durch den Statthalter von Dalmatien Feldmarschall-Lieutenant
Rodich darauf hinzuweisen, daß die Zustände in Dalmatien
sich nur dann zam Bessern wenden werden, wenn DUmanen.
auf dem Landwege mit öerösterceichischen-ungarischen Monarchie
Zusammenhänge. Wie weit diese Mckiheilungen, die öster-
reichische und außeröfterreiche Blätter bringen, begründet
sind, muß dahin gestellt sein.
In G r a z hat die Anwesenheit des Jnfanten Don
Alfonso von Bourbon, des Bruders deS spanischen Kronprä-
tendenten Don Karlos, der durch seine Knegsführung in Ka-
talonien eine traurige Berühmtheit erlangt, und sich Seitens
der Madrider Regierung eine Anklage auf Mord, Brandstif-
tung und Nachzucht zngezogen Hai, zu bedauerlichem Auftritte
Anlaß gegeben. Das Vorgehen der Grazer Studentenschaft
ist auf keinen Fall zu billigen, ebensowenig aber die Art
und Weise ÜeS .Auftretens des Jnfanten, welcher dem Volks-
Unwillen herausgefordert hat. Schwere Verantwortlichkeit
fällt auch den Behörden in Graz zu, welche, da sie die ge-
reizle Stimmung der Bevölkerung in Graz kannten, zu ver-
hindern suchen mußten, daß Don Alfonso die ihm gebotene
Gastfreundschaft, in der Weise, wie er es gethan mißbrauchte.
In Graz ist die Ruhe vollständig hergsstellt. Die
Miikhcilnng, daß Dou Alfonso mit Gemahlin nach Salzburg
abgereist sei, hat sich jedoch nicht bestätigt. Das Jnfanten-
paar verweilt noch in Graz, iiiöefs.m wird versichert, Alfonso
habe den Wunsch ausgedrückt. nach Tyrol überzusiedeln und
auf der Besitzung des Erzherzogs Albrecht seiner Wohnsitz
zu nehmen.
Gestern hat Fürst Nikata von Montenegro sich dem in
Cataro eingetrosseneu Kaiser von Oesterreich vorgestellt. Während
es im Jteresse der österreichischen Politik ist, dieser Begegnung
den Charakier eines bloßen Austausches von Höflichk iten
zu erhalten, möchte die süoslav sche Propaganda und die von
ihr beeinflußte U ngebung des Fürsten gerne Capital daraus
schlagen. So bringt das in Cenünje erscheinende officiöse
Blatt „Glas Cronogorca" einen Artikel, worin das freund-
schaftliche Verhältnis, in welchem Niktia zu Franz Josef
stehe, betont und dann gesagt wird: „Dieses Freundschafts-

verhältniß, ist aber lein gewöhnlicher, kein solches nämlich
wie es zwischen zwei Nachbarstaaten obwaltet, die sich gegen"
fettig nichts vorzuwerfcn haben. Nein, es ist dies ein außer"
gewöhnliches, durch die Lage der Dinge geradezu gefordertes.
Uno daß ein solches außergewöhnliches Freunvschaftsverhältniß
zwischen beiden Staaten auch wirklich bestehe, beweist UNS,
aus vielem Anderen, auch der einem Souverain zukommende
feierliche und ebenso aufrichtige Empfang, dessen unser Herrscher
gelegentlich unsers letzten AufenthalS in Wien theilhaftig
wurde. Wir begrüßen die Zusammenkunft der beiden Herr-
scher als ein Ercigniß von großer Tragweite." Diese Aus-
lassungen der montenegrinischen Gerngroß haben jedenfalls
einen komischen Beigeschmack. —
In mehreren Schweizer Cantonen fanden am
letzten Sonntag wichtige Wahlhandlungen statt. In Grau-
bünden , Luzern und Appenzell a. Rh. wurde der Große
Rath (die Volksvertretung) erneuert, in Zürich dagegen die
Regierungsbehörde. Durch den Ausfall dieser Wahlen ist
in den bisherigen Parteiverhältnissen nichts Wesentliches
geändert wurden. Graubünden wählte überwiegend liberal
Luzern überwiegend conservativ, richtiger klerikal, Außerhoden
hat nur einige Neuwahlen aufzuweisen. In keinem der drei
Caatone hatte man ein anderes Ergebniß erwartet. Dagegen
erfuhren die Liberalen im Canton Zürich eine unangenehme
Enttäuschung. Sic hatten diesmal ziemlich sicher auf den
Sieg über die Demokraten gerechnet, welche sich durch ihr
bisheriges Regiment nicht gerade mit besonderen Ruhm bedeckt
hatten — sie unterlagen aber trotzdem vollständig, so daß
die Züricher Regierung wieder durchaus demokratisch besetzt ist.
In Frankreich glaubt man aus verschiedenen Sympto-
men und aus einzelnen Aeutzerungen der Minister schließen zu
dürfen, daß die allgemeinen Wahlen für die Nationalver-
sammlung jedenfalls noch vor Ablauf des Jahres, und wahr-
scheinlich schon im Oktober stattfinden werden. Die Entwürfe
zu den organischen Gesetzen, die Dufaure dem Dreißiger-
AuSfhuffe übergeben hat, bestehen aus einem Gesetze von 28
Artikeln über die Senatorenwahl und aus einem Gesetze
von 13 Artikeln über die öffentlichen Gewalten. Balbie,
Vorsitzender des Ausschusses, will aber die Dreißig nicht vor
der Wiedereröffnung der National-Versammlung zusammen-
berufen. Die Mitglieder der drei Fraktionen der Linken
haben von dem Präsidenten der „republikanischen Linken" die
Eniladung zu einer Versammlung erhalten, welche am 10.
Mai statifinden soll, um über die Feststellung der Tagesord-
nung bei Beginn der parlamentarischen Session zu berathen
und Beschluß zu fassen. Die Republikaner wollen darauf
dringen, daß das politiche Wahlgesetz vor allen anderen Vor-
lagen zur Beralbung gelangt, damit die Auflösung der Ver»

Fruillrton.
Die «Ließe kennt keine Grenze.
(Fortsetzung.)
„Aber Fräulein, wie können Sie nur so fragen. Er-
innert es mich doch stets an die schönen Stunden, welche ich
in Ihrer Nähe verbracht, und dann dürfte es besonders des-
wegen für mich von besonderem Werthe sein, weil es mir
jedeSmal, wenn ich aublicke, sagen wird, ein Produkt franzö-
sischen Gewerbfleißes, von Freundinhand gespendet, rettete
mich vom tödlichen Blei und wenige Stunden später vom
sicheren Tode.
Felice's Hand zitterte, als sie ihm das Parteuille reichte.
„Meine Bitten sind noch nicht zu Ende", sagte Benno,
die linke Hand Felice's erfassend.
„Nun?"
„Fräulein Felice, mit der Existenz dieses Portefeuilles
wird sich stets Ihr Bild verknüpfen, denn dasselbe ist mit
unauslöschlichen Farben in mein Herz gepflanzt, allein trotz-
dem möchte ich noch ein wirkliches Bild, eine Photographie
von Ihnen, jdamit ich es meinen Freunden und Bekannten
mit erhabenem Stolze zeigen und ihnen sagen kann, daß ist

meine Lebensretterin.Sie haben noch Photographien
von sich, und ich darf wohl hoffen,, daß Sie mir diese Bitte
nicht abschlagen werden."
Felice entzog Benno ihre Hand und eilte nach der ^
Etagsre, auf der ein prachtvolles Photographie-Album lag.
Sie zog ihre Photographie heraus und überreichte sie Benno.
Dieser betrachtete einige Augenblicke die Züge mit sicht-
lichem Interesse und begegnete, als er eine Vergleichung
zwischen Wirklichkeit und Kopie anstellen wollte, den Blick
Felice's.
„Es wird mir ein theurcs Aandenken sein und für alle
Zeit bleiben. Und sollte ich, wie ich hoffe, in einigen Wochen
wieder in mein Regiment eintreten können, so wird es mich
als Talismann vielleicht nochmals vor den feindlichen Kugeln
schützen. Sollte aber der Feind des Lebens unerbitterlich
sein und mir mein Leben dennoch rauben, so seien Sie ver-
sichert, daß der letzte Gruß und der letz'e Kuß diesem Bilde
gellen wird."
„Dem Bilde?" sagte Felice. In dem Tone des Mäd-
chens lag Etwas, das wie Vorwurf klang.
Felice blickte mit thränenfeuchtem Auge zu Benno auf,
der sprechende Blick sagte mehr, als es tausend Worte ver-
mocht hätten.

„Dem Bilde nicht, sondern Dir, meine Felice!"
Der Augenblick hatte in Benno das ganze Feuer der
Leidenschaft entwickelt. Ohne sich von feinen. Beginnen Rechen-
. schüft abzulegen, hatte er die Gestalt umfaßt und an sich ge»
! zogen. Im nächsten Moment brannten auf den Lippen der
Beiden feurige Küsse.
„Bist Du mein?" flüsterte Benno, seinen Blick tief in
den Spiegel des reinen AugeS Felice's senkend.
Diese antwortete nicht.
„Felice die Zeit drängt, kann ich mit dem Bewußtsein
scheiden, daß Du mich liebst, daß Du einst . . .
„Benno halt ein", sagte Felice, sich aus der Um,
schlingung Benno'S lösend, — „ich bin eine Französin und
Du ein Feind meines Vaterlandes."
Das Mädchen eilte aus der Stube.
„So", sagte Manteau wenige Augenblicke darauf, als
er in das Zimmer trat, in dem Benno stand, — „hier hätte
ich einen Anzug der Ihnen recht sein müßte, Herr Lieute-
nannt .... betrachten Sie ihn als den Ihrigen .... und
hier" — Manteau legte eine mit Gold gefüllte Börse auf
den Tisch — „haben Sie dreihundert Franks, er wird für
den Augenblick genügen, stehe Ihnen auch jederzeit weiter
 
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