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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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September (No. 102 - 114)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0431
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Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
Expedition, Druck und Verlag der E. W. Moriell'schen Hofbuchdruckerei in Schwetzingen.
M. 198. Donnerstag, den 16. September 1875.IX. Jahrgang.
Inserate vo« Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annvncen-Bureaux von H aasenstein L Vogler, Ztudsl'f Moste und H. L. AauSeL Hs., Süddeutsche Ann-ncen-Hrpedition
von H. StöLljardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Zäger'sche Central-Buraux für Inserate in Frankfurt a./M.





(B.C.) Zu Ehren des General v. Werder.
Am 12. d. MtS. fand im Groß. Schlosse zu Baden
eine denkwürdige Feier statt. Sie galt der 50jährigen An-
gehörigkeit des Generals v. Werder zum preußischen Heere.
Für uns Badener ist der hohe preußische Offizier,
welcher auf eine so lange, in ernster Thätigkeit vollbrachte
Dienstzeit zurücksieht, von ganz besonderer Bedeutung ge-
worden. Er war im Fraazosenkriege der ruhmvolle Führer
unserer Truppen und noch gegen das Ende des Feldzuges
der Retter unseres Landes vor dem drohenden Einfalle
eines französischen Heere». So ist denn sein Name untrenn-
bar verbunden mit allen unseren schönsten und eigensten
Erinnerungen. Er besiegte vorwiegend mit unseren tapferen
badischen Kriegern den Ansturm jener an Zahl gewaltig
überlegenen Massen. Die alle Kraft und Energie der Trup-
pen auf's Höchste anstrengenden Eilmärsche in den kalten
Wintertagen und Nächten, und die drei furchtbaren Kampfes-
tage von Belfort haben dem Führer und den Gefährten
einen Ehrenplatz in der Geschichte des französisch-deutschen
Krieges errungen, den ihnen keine Mißgunst mehr entreißen
kann. Jeder Badener ehrt — im Andenken an jene Thaten
— den tapferen General und damit die kriegerische Tüch-
tigkeit unseres eigenen Volkes.
Diesem Gefühle sollte, auch aus Volkskreisen, am Fest-
tage Ausdruck gegeben werden. Dies ist geschehen in einer
Adresse, welche der Landesausschuß der national-
liberalen Partei in Baden dem zur Festfeier in
,, das Grotzh. Schloß zu Baden geladenen General dorthin
übersandt hat.
Der Wortlaut der Adresse besagt:
Ew. Excellenz!
Hochverehrter Herr General:
Wie wir vernehmen, werden Ew. Excellenz in diesen
Tagen des hohen Glücke» theilhaftig, die Gedächtnißfeier
Ihrer 50jährigen Wirksamkeit in den Reihen des ruhmvollen
preußischen Heeres begehen zu können.
An diesem Hedächtnißtage, den die großen Ereignisse
der jüngsten Vergangenheit auch für uns Badener zu einem
so hochbedeutungsvollen gemacht haben, wird unser erhabener
Landesfürst, als der vor Allen berufene Vertreter unseres
Heimalhlandcs, Ew. Excellenz die Glückwünsche huldvoll
aussprechen, deren hohe Bedeutung nicht nur in der Würde
des Fürsten, sondern, zu unserem Stolze, ganz vorzugsweise
in dem hervorragenden Verdienste beruht, das sich unser
Fürst um die Wiederaufrichtung des deutschen nationalen
Reicher erworben hat.
Aber auch wir — die ehrerbietig Unterzeichneten —
als Bürger und Angehörige der badischen Volkes, dessen
Icuillcüm.

Wer?
Fortsetzung.
„Daß ich nicht wüßte; er lebte sehr solid und kein
Mensch kann was gegen ihn sagen. Er soll auch ein Schätz-
chen in der Stadt haben, wie man munkelt, ein reiches
Mädchen; doch soll die Sache noch ganz geheim sein, weil
Herr Jachem ... ja, wie soll ich sagen . . . dem Vater
deS Mädchens nicht reich genug ist. Erst wenn er die
gnädige Frau beerbte, wollte er voran machen, . . das heißt,
Herr Gerichtsrath, so hörte ich, ich weiß nicht, ob's wahr ist."
„Ah, diese Nachricht ist gut. Sonst wissen Sie nichts?"
„Nein," —
Der Gärtner Joseph war jetzt an der Reihe.
„Sje sind es hauptsächlich, der den Verdacht auf den
Verwalter lenkte/ Hub der Untersuchungsrichter an. Was
veranlaßte Sie hierzu?"
„Ich habe durchaus nichts gegen Herrn Jochem, im
Gegentheil, er ist ein chrenwerthrr Mann und war sehr
freundlich gegen unS Alle; aber e» war mir auffallend, daß

ganze waffentragende Jugend Ein. Excellenz an ernsten
Tagen der Entscheidung, auf den Schlachtfeldern geführt
haben, wir fühlen uns im Herzen gedrängt, zu den reichen
Kränzen der Ehren und Huldigungen, welche der schöne
Festcstag Ihnen verleihen wird, ein tiefempfundenes Wort
unserer dankbaren Verehrung niederzulegen.
Ueberall im Lande Baden, in den blühenden Gebilden
der Ufer des deutschen Rheines, wie in den einsamen Thälern
unserer Schwarzwaldberge, in den Wohnstätten der Reichen
und Hochstehenden, wie in den bescheidenen Häusern und
Hütten deS Handwerkers und des Bauern, im strahlenden
Glanze patriotischer Feste und in den weihevollen Stunden,
da der Sohn im Familienkreise den Seinen erzählt von den
Erlebnissen des Krieges, klingt allerwärts der Name Werder
Wieder, als der Ausdruck Eines gemeinsamen hohen Gefühles:
daß es auch dem badischen Volke vergönnt
war, seine begeisterte Liebe zum deutschen
Vaterlande, in den Erprobungen blutiger
Schlachttage, durch die tapfere Thal zu be-
währen.
Solange der ragende altersgraue Dom von Straßburg
fernen Zukunftstagen erzählen wild von der vergangenen
Herrlichkeit deutschen Voiksihums, ebensolange werden die
kommenden Geschlechter vernehmen von jenen waffengewal-
tigen Kriegern, die in unserer großen Zeit ein entfremdetes
Land und Volk wieder gewonnen haben für das deutsche
Reich und seinen siegreichen Kaiser. Jene kurzen, inmitten
der Sorgen und Unruhen täglicher Kämpfe, auf den Schlacht-
feldern geschriebenen Worte unseres Kaisers, aus der Zeit
der Entscheidungskämpfe von Belfort: „Bourbaki hat
nach dreitägiger Schlacht sich vor dem Wer-
der'schen heldcnmüthigen Widerstande zu-
rückgezogen. Werder gebührt die höchste
Anerkennung und seinen t a p f e r e n T r n p-
pen!" und jene aus freudig bewegter Seele hervorströmcnde
Fülle des Lebens: „I h r e h e l d e n m ü t h i g e, d r e i-
tägige siegreiche V e r t h e i d i g u n g Ihrer
Position, einebelagertcFestung im Rücken,
ist eine der größt en Waf f en that en allerZei-
ten!" — sie werden reden als ein Denkmal, unvergäng-
licher als Erz und Marmor.
So möge denn Ew. Excellenz das schöne Fest des
Rückblickes auf lange Jahre stiller, unermüdlich ausharren-
der Arbeit und auf die ln hohen Ehren bestandenen Sturme
ereignißvoller Kriegstage, mit der Ueberzeugung feiern, daß
das ganze badische Land und Volk diese Feier mitbegeht in
ehrerbietiger Huldigung, in Liebe und in Dankbarkeit.
Möge es Ihnen, hochverehrter Herr General, unter
er gestern Abend, zur selben Stunde, als der Mord be-
, gangen worden, in's Gewächshaus ging und offenbar von
mir nicht gesehen sein wollte, denn er hielt sich hinter den
LebenSbaum-Pyramiden, bis er mich fern glaubte. Als
ich nun heute Morgen die gnädige Frau ermordet sah, da
wurde ich zornig und die Worte fielen mir so aus dem
Munde."
„Also er suchte sich vor Ihnen zu verbergen?"
„Ja, so schien es mir wenigstens."
„Haben Sie gesehen, daß der Verwalter in das Ge-
wächshaus hineinging, oder wandte er sich nach dem Wohn-
haus-?"
„Er ging in's Gewächshaus."
„Hüben Sie denn nicht beobachtet, was er dort vor-
nahm und wie lange er in demselben verweilte?"
„Nein, ich ging bald darauf in, die Stallungen, da
ich nichts Böses ahnte; ich habe ihn später nicht mehr ge-
sehen."
„Pflegte der Verwalter sonst nicht gegen Abend hier-
^ her zuröckzukehren?"
„Nein, er ging stets M 6 Uhr nach der Stadl, Abends
hahe ich ihn, nie hier gesehen."

dem Schutze der Versetzung vergönnt sein, noch recht lange
in rüstiger Gesundheit und in glücklichen Tagen des Friedens
in unserer Mitte zu weilen.
Mannheim, den 12. September 1875.
Der national-liberale Landes-Ausschuß von Baden.

Deutsches Reich.
— Der Bundesraih hat seine Sitzungen am
Montag wieder ausgenommen.
Aus Baden, 11. Skpt. Im October wird bei
uns eine Anstalt eröffnet werden, welche, bis jetzt die erste
in ihrer Art, bald Nachfolgerinnen haben dürfte. Wir
meinen das gemischte Schullehrer-Seminar in Karlsruhe.
Ursprünglich zn einem katholischen Seminar bestimmt, wurde
dasselbe noch vor seiner Fertigstellung seinem jetzigen Zweck
entsprechend umgestaltet, und mußte dies um so mehr ge-
schehen, als man sich in maßgebenden Kreisen mit dem Ge-
danken vertraut machte, unsere ConfessionSschulen auf gesetz-
lichem Wege in gemischte zu verwandeln. Es werden darum
Lehrer der verschiedenen Confessiomn an der neuen Anstalt
wirken und ebenso Zöglinge aus den bestehenden überfüllten
katholischen und protestantischen Seminarien ausgenommen
werden, wie auch unmittelbar junge Leute mit genügender
Vorbildung eintreten können. Die staatlichen Anstaltsge-
bäude befinden sich im neuen Stadttheil von Karlsruhe an
der Rüppurer Straße und sind eine neue Zierde der immer
schöner werdenden Residenz. Hoffen wir, daß aus dem
neuen Seminar ein Lehrergeschlecht hervorgehe, welches,
jedem konfessionellen Vorurtheil fremd, die ihm anvertrauten
Schüler im Geiste und Sinne ächter Toleranz und treuer
Vaterlandsliebe erziehen und sie zu tüchtigen Bürgern unseres
Landes heranbilden werde.
— Se. Excellenz Herr Staatsminister Or. Iolly ist
am 8. d. von seiner etwa 14tägigen Urlaubsreise wieder
in Karlsruhe eingetroffen.
— Za der Festtafel, welche S. K. H. der Großherzog
gestern za Ehren des Generals v. Werder im Schlosse
zu Baden gegeben hat, waren etwa 140 Personen ge-
laden. Die Offiziere des 14. Armeecorps haben dem Ju-
bilar als Ehrengabe eine aus Silber gefertigte Nachbildung
des Modells zum Freiburger Werderdenkmal überreicht.
Das Werk wurde in Berlin gefertigt und wird als sehr
gelungen bezeichnet.
— Das in Baden-Baden aufgestellte Denkmal des
Deutschen Kaisers ist am 8. d. enthüllt worden.
— Dem Herrn Bisthumsverweser Kübel in Frei-
„Trug er ein Packet in der Hand, als er durch den
Garten ging?"
„Nein, ich erinnere mich nicht, ein solches gesehen zu
haben."
Das Stubenmädchen Henriette beschrieb, so gut und
so genau eS ihr möglich war, die neue Gesellschafterin.
Fräulein Schröder. Wesentlich neue Momente gab ihre
Aussage nicht an die Hand. Das Fräulein hatte schwarze
Haare, ein feingeschnittenes, bleiches Gesicht mit auffallend
rothen Wangen, die Züge waren nicht mehr jugendlich frisch,
sonderg eher abgelebt, die Augen matt, und von schwarz-
blauen Schatten umgeben. Die Toilette der Gesellschafterin
schien ziemlich dürftig zu sein, was aber daher rühren mochte,
daß ihr Gepäck noch nicht eingeiroffen war, in seinem Auf-
treten war das Fräulein sehr zurückhaltend gewesen es hatte
mit keinem der Dienstboten ein Wort gewechselt.
„lieber die Vergangenheit der Person ist Ihnen also
nicht bekannt?" fragte der Richter.
„Nein, aber vielleicht könnte uns ein Brief hierüber
näheren Aufschluß geben, den die gnädige Frau vor Kurzem
von ihrem Neffen erhielt und den ich ihr vorlesen mußte.
Derselbe wird sich unter den Papieren befinden, die im
Schreibsekretair eingeschlossen sind."
 
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