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KmlsverküttdigungsötalL sür den Amts- und Amtsgerichtsbczirk Schwetzingen.
Badische Hopfenzeitung.
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die »iergespaltene K»r«
mondzcile »der deren N«««r
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Allgemeiner Anzeiger für die badische Nnd bayerische N y e i n p f a l z.
Expedition Druck und Verlag der C. W. Moriell 'scheu Buchdrucker« in Schwehingen
A«. 32._ _ _ Donnerstag, 18. März 1875. _ IX. Jahrgang.
Inserat« von Auswärts nehmen für uns auch entgegen di- Annoncen-Bureaux von .tzauseuffein L Bögler, Rudolf Waffe und ch. Paul« » Süddeutsche -nnouceu-Srpedri»»
tzon ch. StöLhurdl in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ASger'sche Eentral-Vureaux für Inserate in Fronlfurt «./M
Stil zusammengeschmiedet, sr daß man annehmen könnte, sie !
habe nicht in der Kanzlei eines Würdenträgers der Kirche, !
sondern in der Offizin des Dr. Sigl das Licht der Welt ^
erblickt. Im Vergleiche dazu ist das jüngste Breve des j
Papstes noch milde und maßvoll gehalten und trägt IG - j
Gegensatz zu den sonstigen Kundgebungen PiuS IX. eilten--
mehr elegischen Charakter zur Schau. Ist eS doch
hauptsächlich nur gegen den „Ir r i h u m" gerichtet, den die
verblendete Menschheit nicht loZ werden kann und der seine
Wurzel in dem fatalen Umstand hat, daß die Welt eben immer
noch nicht in Rom die Quelle aller Wahrheit und die un-
fehlbare Schiedsrichterin aller weltbewegenden Frage» ent-
decken will.
— Das Eiscnbahnlomite für die projekmte Linie von
T a ub e r b i s ch o f s h e i m über Kvnigheim, Schweinberg,
Hardheim, zum Anschlüsse an die Miltenberg-Seckacher-Bahn
hatte auf gestern Sonntag eine Versammlung nach Tauber-
bischofsheim ausgeschrieben. Es soll in derselben festgestellt
werden, zu welchen Opfern sich die einzelnen betheiligten
Gemeinden verstehen wollen, um die Realisirung des Pro-
jektes zu erzielen.
— Bei der Badener S t a d t ra l h sw a h l hat
die von der nationallibcralen Partei ausgestellte Liste sowohl
für Stadt, als für die Stadthalterei Badmscheuern vollstän-
dig gesiegt.
— Herr Kaplan HoIlingcr in Offenburg hat den
Ortsschulrath beim Kceisschulrath verklagt, weil er eine wohl-
verdiente Rüge erhalten. Ein Erlaß des großh. Oberschul-
raths besagt nun, daß Herr Kaplan Hollinger in Dinge
cingegriffen, die ihn gar nichts angehe», daß somit der
OrtSschulrath lediglich eine Pflicht gcthan, wenn er ihm
dies erwiesen.
— Der „Beob." bring! die M'ldung von der Ver-
urtheilung de; Herrn Kübel mit einem Trauerrand! Vom
Erhabenen zum Lächerliche» ist nur ein Schritt.
— Verflossenen Montag fand in Gernsbach die
Leiche eines neugeborenen KinocS in ein Kistchen verpackt
in einer Dnngstätte. Eine in selbem Hause dienende Magd,
welche schon uneheliche geboren hatte, wurde der That ver-
dächtig und in Rastatt, woselbst sic eben in Diensten stand,
gefänglich eingezogen. Im Verhör gestand dieselbe ihre That.
— Gestern Abend geschah in Welzheim eine schau-
derhafteThat. Ein sonst braver Familienvater legte,
während die Frau im Stalle war u >d die 4 kleinen Kin-
der in der Stube sich befanden, eines derselben, einen zwei-
jährigen Knaben, in einem Anfall von Geistesstörung auf
den Tisch und hieb den Kopf mtt einem Beil vom Rumpfe
ab. Auf das Jammergeschrei der durch ein anderes Kind
gerufene Mutter verhielt er sich ruhig und still. Er wurde
sofort in den Jrrenraum des hiesigen Krankenhauses ge-
bracht. Untersuchung ist eingeleitet.
— In Konstanz soll der bisherige Bürgermeister
Stromaier zum Oberbürgermeister gewählt werden.
Pforzheim, 13. März. Als der 15 Jahre alte
l Sohn des Wirths zum grünen Wald hier gestern Nacht 8^/,
Uhr mit einem brennenden Lichte das im zweiten Stock des
Seitengebäudes befindliche Schlafzimmer betrat, entzündete
sich in Folge Offenstehens deS Gashahnens im Zimmer an-
gesammelte Gas. Der Knabe wurde durch die Explosion
zurückgeworfen, die Seitenwand des Zimmers hinausgedrückt.
Der Hahnen wurde natürlich sofort zugedrcht und weiterem
Unglück dadurch vorgebeugt Der verletzte Knabe bedarf
ärztlicher Hilfe.
Rastatt, 13. März. Die hier verbreitete, von uns
in Nr. 31 nütgetheilte Vermuthung, als könne der an der
untern Schleußenbrücke gefundene Reservist ermordet worden
sein, hat sich als unrichtig herausgestellt.
Aus den Reichslanden, 13 März. Das kürz,
lich erlassene Verbot der P f e rd e a u s f u h r hat, wie
eS vorauszusehen war, bei der Bevölkerung einige Aufregung
hervorgerufen, da man dasselbe als den Vorboten einer Mo-
bilmachung ansah, eine Anschauung, die von gewisser Seite
aus naheliegenden Gründen nach Kräften genährt wurde.
Wer aber annähme, daß die Einwohner des ReichSlandes
einen baldigen Krieg zwischen Deutschländ und Frankreich,
herbeisehnen, würde si ch in einem schweren Jrrthum befinden.
Die Leiden des letzten Krieges stehen noch überall in zu
frischer Erinnerung, als daß man an einem neuen Kriege,
selbst um den Preis der Wiedervereinigung mit Frankreich,
Gefallen finden könnte. Was das Ausverbot betrifft, so
kommt dasselbe unserer ackerautrcibenden Bevölkerung in erster
Linie zu Gute. Unser Bezirk zählt nach der neuesten Auf-
nahme etwa 64,009 Pferde, von denen nach der Musterung
von 1872 nur 3690 für Militärzwecke tauglich erfunden
wurden. Eine Ausfuhr in größerem Maßstabe hätte also
die für bessere Pferde jetzt schon hohen Preise unverhältniß-
mäßig hinaufgeschraubt. Schon bei dem an den ersten zwei
Tage» d. MtS. zu Metz staltgefundencn Pferdemarkl machte
sich eine nicht unwesentliche Preissteigerung geltend, die damals
auf die ungewöhnlich hohen Einkäufe der zahlreich anwesend
gewesenen französischen Händler zurückgeführt wurde.
München, 12. März. Die gebrachte Nachricht von
der beabsichtigten Amtsniederlegung des Kriegsministers Hrn.
v. Prunk) beruht gegenwärtig nur auf einem leeren Gerede,
denn ohne Zweifel wird diese Absicht, wenn sie überhaupt
besteht, doch wohl erst von den weiteren Verhandlungen ab-
Einladung zum Abonnement.
Mit dem 1. April wieder beginnt ein neues
Abonnement auf das
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welche das Blatt unter Kreuzband erhalten, bitten
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neuerung des Abonnements.
Der Jnseratentheil, welcher sowohl von
hier als auswärts sehr stark und mit den besten
Erfolgen benützt wird, eignet sich am Besten zu An-
zeigen aller Art, und kostet die vierspaltige Gar-
mondzeile 12 Pfennige. Größere Aufträge und
öftere Wiederholungen der Anzeigen berechtigen zur
Gewährung von namhaftem Rabatt.
Der Verlag.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 16. März S. K. H. der Groß.
Herzog haben dem königlich preußischen Geheimerath und
Oberbibliothekar Dr. Karl Richard LipsiuS in Berlin
das Kommandeurkreuz erster Klasse des Ordens vom Zäh-
ringer Löwen und dem Haupllehrer Iah. Jakob Kaiser
in Meissen he im die kleine goldene Verdienstmedaille
verliehen den Revisor Wilhelm Schnaibel bei dem Be-
zirksamt« Kork bis zur Wiederherstellung seiner leidenden
Gesundheit in den Ruhestand versetzt und den Kameralprak-
tikanten Emil Seubert von Karlsruhe zum Slations-
kontroleur ernannt.
* Schwetzingen, 15. März. Der bayerische
Episkopat hat eine Adresse an den Papst gerichtet,
welche gleichzeitig von den extremsten Blättern des Ultra-
montanismuS, dem Wiener und dem Münchener „Vaterland"
veröffentlicht wurde; dieselbe ist in einem ganz grobklotzigen
Icuillcim«.
Z)ie <Lieöe kennt keine Grenze.
Novelle von W. M.
(Fortsetzung.)
„Setzt den Franzosen nieder.... Der Förster ist in
der Nähe!" . . . Vorsicht! .. . und nun laßt ihn nicht aus
dur Krallen! ... Er muß sterben!"
Benno hatte zwar noch nicht die sanft abfallende Stelle
des Höllengrundes erreicht, allein so viel konnte er trotz der
ihn umgebenden Dunkelheit bereits erkennen, daß die Fels-
wände nicht mehr so nahe aneinander waren. Mit wenigen
kühnen Sätzen hatte er den nächsten Abschnitt der Böschung
erreicht. Er machte sich schnßfertig.
Die Wilddiebe hatten seine Fährte gefunden und stürmten
ihm nach.
„Der Erste, der mir naht, ist ein Kind des Todes
und für den Zweiten ist auch die Kugel im Rohr!" schrie
der Förster. Er kniete nieder und legte die Büchse an den
Backen.
„Schieß' nur zu, wir sind zu viert'!" antwortete der
Schwarze.
In diesem Augenblicke krachte ein Schuß auf.
Der Vorderste der Anstürmenden sank mit lautem Auf-
schrei zusammen.
Der Förster mußte auch beim zweiten Schuß seinen
Mann gut auf's Koru genommen haben, denn nach dem
zweiten von ihm abgegebenen Schüsse rollte auch der andere
der Wilddiebe bergab.
Im nächsten Augenblicke stand der Schwarze und der
noch unverletzte Begleiter desselben ans dem Platze, ans dem
sich der Förster noch soeben befunden hatte.
„Der Hund steht mit dem Teufel im Bunde!" knirschte
der Schwarze, als er die Stelle leer fand, auf der er ganz
sicher den Förster erwartet halte.
„Straf' ini^ Gott ... 's ist der Leibhaftige selber!"
fluchte der Begle r.
Ungefähr z> ..nzig Schritt weiter knackte der Verschluß
des LefaucheuxgewchreS.
„Oder ein geübter Schütze, dessen Kugel zu treffen weiß!"
rief der Förster herab. Gleichzeitig erdröhnte die Schlucht
von einem neuen Schuß.
Diesmal halte der Förster gefehlt.
Die Kugel, welche für den Schwarzen bestimmt war,
riß von dem diesem zunächst stehenden Baume die Rinde los.
Ohne ein Wort zu sprechen, stürmten die Wilddiebe
dem Förster nach.
Die Aufregung der letzte» Minuten hatten Benno wohl
für den Augenblick eine außergewöhnliche Spannkraft verliehen,
allein diese hatte jetzt ihren Kulminationspunkt erreicht. In
dem jungen Förster begann auch diese Ueb.rzeuguug Platz zu
greifen, als er verspürte, wie die Beine zitterten und ihm
bei dem Steigen fast den Dienst versagten.
Sr schöpfte einen Augenblick Aihcm, den verzweifelten
Blick zum dunklen Nachthimmcl sendend.
Ein Lichtblitz, ein Schuß, da-° gleichzeitige Klatschen einer
Kugel unmittelbar neben sich nud das in diesem Augenblick
schreckliche Geheul des Hundes, der sich winselnd auf dem
Boden umherivä zte und, trotzdem er weiter zu steigen versuchte,
auf dem Platze blieb, belehrten ihn, daß der Schuß des Wild-
diebes den Hund getroffen.
Das Keuchen einer Manuesbrust, vielleicht noch zehn
Schritte entfernt, tönte ihm jetzt an's Ohr.
Der Wilddieb war bloß noch sechs Schritte ungefähr
entfernt.
DaS sprühende Pulver aus der Büchse des Försters be-
leuchtete einen Stürzenden.