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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Juli (No. 75 - 88)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0347
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Erscheint
»Schentlich drei vi«l:
Dienttax, Donnerst«-,
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P.st«nst«!ten
an» «»ten nehmen *e-
ft«ll«n,»n «».


AmlsverkündigungsölalL für den Amis- und Amtsgerichtsöczirk Schwchingen.
Badische Hopfenzeitung.
Allgemeiner Anzeiger für die badische nnd bayerische Rh ein Pfalz.
Expedition, Druck und Verlag der T. M. Morie ll'schen Hosbuchdruckcrei in Lchwehingen.

Biertetjüh . «donnement
Für'; wenbi tt 1 Mar
56 Pfennige.
NnterhaUungkdlatt
35 Pfennige.
Inserate:
die »iergcspaltene Aar»
mondzcile oder dereaSiau»
IS Pfennig«.

Ko. »7.

Donnerstag, 29. Juli 1875.

IX. Jahrgang.

Jfnsckrnt* vo« Auswärts nehmen für UN» auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Haalenflei« .» Pogker. -stndoss Wesse und H. Danse L tzo., SüddenlsetieAnnonren-erpedtto«
»»» G. Ktsckßardt in Frankfnrt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Strastburg, sowie dar ZSger'scheEentral-Bureaux für Inserate in Yrantfurt a./M.

werden Bestellungen auf da? »TchWetzittger Wochen-
blatt, Bad. Hopsenztg" von allen Postanstalten,
unfern Zeitungsträgern und von der Expedition entgegen-
genommen.
* Zur Jubiläumsfeier des Bischofs
von Mainz.
Bekanntlich feierte Herr v. Kettel er von Mainz der-
malen sein Bischofsjubiläum, und wir finden eS ganz in
der Ordnung, daß dem bedeutenden Manne von Seite Der-
jenigen, denen er persönlich, dienstlich oder literarisch näher
getreten, eine gewisse Aufmerksamkeit gewidmet werde. Ketteln
ist mehr Verstands- als Gefühlsmensch. Man wird sich
deßhalb nicht darüber wundern, daß nicht alle JabiläumS-
gaben und HuldigungSzeichen dem Herzen entspringen und
daß auch der Verstand seine Kräfte anstrengt, um den Werth
de» gefeierten Mannes im rechten Lichte zu zeigen. ^
Unter den bis jetzt erschienenen kritischen Beleuchtungen
der Thätgkeit de» Herrn v. Ketteler anläßlich seiner der-
maligen JubiläümSfeier heben wir besonders eine Schrift
hervor, die erst kürzlich bei Schneider in Mannheim ver-
öffentlicht worden ist und der die größte Verbreitung zu
wünschen wäre; eS ist dies dir Brochüre von Archivar Bauer,
welche unter demselben Titel, unter dem Bischof Ketteler
jüngst eine Druckschrift erscheinen ließ (»Der Bruch des
Religionsfriedens und der einzige Weg zu seiner Wieder-
herstellung"), die wahren Absichten der dischöfl. Verfassers
beleuchtet und dessen Aufforderung an die Protestanten:
„Den Katholiken zum Frieden wieder wie einst unsere Uc-
eltern die Hand zu reichen und zwar auf der alten Grund-
lage des Westpfälischen Frieden«" als einen gewöhnlichen
Jesuitenkniff entlarvt.
Dauer wiederholt den von Ketteler zitirten Zuruf
von GörreS:
»Die Gegenwart gebietet peremptorisch, daß wir un»
mit einander vertragen; auf dem alten Wege aber, auf
dem ihr seither di« Dinge getrieben, kan« die nicht
geschehen"
und fragt, wenn dieser Zuruf gelte 7 Nach seiner Anficht
bezieht sich da» Wörtchen „ihr" auf Niemand anders als
auf den katholischen Klerus selbst.
Indem Bauer die Ketteler'sche Schrift als eine Frucht
dieser Mahnung charakterifirt, drückt er seine Verwunderung
darüber aus, daß der Bischof von Mainz keinen andern als
den — westfälischen Frieden anzubieten habe, diesen Frieden,
Fkuificton.
Aorenverg.
Fortsetzung.
»Wie, Herr von All. Sie sprechen so?"
»Sie haben Recht. Ein alter Criminalbeamter sollte
nie von Unmöglichkeiten reden, denn das Unwahrscheinlichste
ist nur zu oft die Wahrheit. Fahren Sie fort, entwickeln
Sie mir die Gründe, durch welche Ihr Verdacht erzeugt ist;
erst dann werde ich urtheilen können. Ich werde Sie nicht
wieder unterbrechen.'
Held,eich erzählte. Er begann mit dem Mordanfall,
den zu vereiteln er so glücklich gewesen war. In klarer
einfacher Weise, ohne irgend ein überflüssiges Wort, sich
lediglich an die Thatsachen haltend, gab er dem Polizei-
Lieutenant eine lichtvolle Darstellung des Sachverhalt» Er
theilte demselben die wenigen Gespräche mit, welche er mit
dem Major über den Baron gehabt hotte, sein Versprechen,
über dieselben zu schweigen, seine'Begegnung mit dem Baron
in der Gesellschaft des Geheimen Rath» und später in der
Nacht, tn welcher der Mord verübt worden war, auf der

der seiner Zeit die Rechte der Protestanten besiegelnd den
dreißigjährigen Krieg zum Abschluß brachte.
Bauer wundert sich ferner darüber, daß Ketteler den
Protestanten auf dieser Grundlage, den Frieden geoiete, da
seine- Wissen» nirgends ein Streit zwischen Protestanten
und Katholiken bestehe, überdies aber die Bestimmungen des
westfälischen Friedens durch die nachgesoigien 2>rriiocial-
veränderungen und durch die Auflösung de» Deuischen Bunde»
ganz hinfällig geworden und jene Bestimmungen jn von
Papst Jnnocenz X. in einer eigenen Bulle mit den Worten
verflucht wurden, „daß sie für alle Ewigkeit j-der Kraft
und Wirksamkeit baar und ledig sein sollen und daß Nie-
mand an sie gebunden sei, auch wenn er sich durch einen
Eid dazu verpflichtet hätte." »Und j tz>" . sagt der Ver-
fasser, »wagt es ein Bischof, auf diesen Frieden mit den
Worten Bezug zu nehmen: »von seiner ehrlichen Anerken-
nung und Haltung wird in Deutschland bis zur Wieder-
vereinigung im Glauben immerfort der Religionsfrieden ab-
hängen." Der Verfasser meint, wenn eS den Römlingen
Bedürfnis sei, auf alte vergilbte Pergamente über die Reichs-
Verfassung hinweg zu rekurriren, — warum sie nicht noch
weiter zurückgehen bis zu der Urkunde, welche in ReligionS-
angeligenheiten jedenfalls einen höheren Wirth zu beanspruchen
habe, als der westfälische Frieden, nämlich auf die heilige
Schrift, auf deren Grundlage sich Katholiken und Prote-
stanten am allerersten die Hand reichen können?
Dieses Bach habe eben fatale Stellen, die dem herrsch-
süchtigen Papstihume nicht sehr hold seien. So die unter
Kaiser Nero von vet.i Apostel geschriebene Stelle: „Du sollst
der von Goit eingesetzten Obrigkeit gehorsam sein " M't
dieser Vorschrift venrage sich die Enzyklika vom 5. Februar
d. I- nicht, worin zum Ungehorsam gegen die SiaaiS-
ges.tz« aufgefordert sei. Hier verweist aber der Verfasser
aus eine Bulle der jetz-gen Papstes vom Jahre 1860, worin
derselbe sagt: „Es giebt keine Obrigkeit außer von Gott,
und die, welche da sind, sind von Gott verordnet. Wer
sich also wieder die Obrigkeit auflehnt, der lehnt sich wieder
Gotte« Ordnung auf, aber solche Empörer werden
sich selbst die Verdammniß zuziehen."
Haben diese Worte ihre Bedeutung eingebüßt. weil der
Papst nicht mehr weltlicher H rrscher ist? Gewiß nicht. Und
so geschieht e« den Bischöfen und Geistlichen ganz recht,
wenn ste — der Enzyklika vom 8 Februar folgend — den
Weg zur „Verdammniß" wandeln.
Ketteler klammert sich an den westfälischen Frieden, weil
derselbe unter Anderem die Bestimmung enthält, daß jeder
Rel gio Scheit seine Relig ontangelegenheiten selbständig für
sich abzumachen habe; weil Sachen, »welche Gottes Ehre

und der Seelen Wohlfahrt betreffen," nicht durch Mehrheit
der Stimmen zu entscheiden seien. Mit anderen Wollen —
und dies ist dir Poin'e der Ketteler'schen Schrift — die
Regierungen und Parlamente sollen sich nicht mit Gesetzen
über kirchliche Angelegenheiten befassen dürfen. Nicht allein
die Kacholilen, sondern auch die Prolestanten sollen sich auf-
lehnen gegen die seitherige Uebung, insbesondere gegen die
Einmischung der Staatsgewalt in kirchliche Dinge, wie dick
durch die Maigesitz« geschehen.
DaS ist in den Augen de» Mainzer Bischofs der ein-
zige Weg zur Wiederherstellung deS ReligionSsriedenS.
Wie der Verfasser, so sehen auch wir in der Ketller'schen
Anstrebung nicht den Frieden, sondern den Krieg; daS
Aufsuchen von Verbündeten in dem Lager der Protestanien
zu gemeinsamem Widerstand gegen die Staatsgewalt; ein
Zugestänsiliß der Schwäche deS UltramontaniSmuS, der in
seinem Nächst mde eS nicht verschmäht, die falsche Freundes-
hand den »verdammten Ketzern" schmeichelnd und heuchelnd
entgegen zu strecken.
Indem sich nun der Verfasser auf die Bahn bezieht,
auf welcher Ketteler die Berechtigung der Forderung selbst-
ständiger Ordnung der Religwasangelegenheiten für jeden
Konfessionstheil gefunden, weist er des Nähern nach, daß
Religion«- und Kirchen fachen, die von dem Ullramon»
tanismus wohlberechnet mit einander verqiikt werden, zwei
ganz verschiedene Dinge und Begriff- seien; er anerkannt das
bis j'tzt unbestrittene Recht der Kirchen, ihre inneren Re-
ligionsangelegenheilen, also All-S. waS GotieS Ehre und der
Seelen Wohlfahrt belriffk, selbständig zu ordnen, widerspricht
aber, daß die Mrigesetze, um die st h der ganze Streit dreht,
irgendwie störend in dieses Recht eingreifen und entrollt eine
an» offiziellen Quellen geschöpfte Uedersicht dessen, was die
Butikancr unter kirchlichem, ihrer Herrschaft unterstehenden
Gebiete begreifen. Daß sie diesem Gebiete unter den rein
kirchlichen Angelegenheiten die gemischten Dinge, wie die Ehe,
die Leichenbegängnisse, die WohlthätigkeitSanstalten einoer»
leiben, wollen wir ihrem Standpunkte hingehen lassen.
In höchsten Grade anmaßlich aber müssen wir eS nennen,
wenn — doch hier wollen wir die Quelle selbst itden lassen:
»Die rein weltlichen Angelegenheiten, wie die Oconung
des MckitärwesenS, der Steuern, der bürgerlichen Gerichte
sind direkt zwar der staatlichen Autorität allein unterge-
ordnet, sie können aber nicht» destoweniger indirekt und wie
man zu sagen pflegt, unter dem GesichlSpunkre der Sünde
auch unter sie kirchlich-Gerichtsbarkeit fallen, dann nämlich :
wenn die Gesetz- die Jmmoraliiät begünstigen (!) oder dem
geistigen Wahle der Völker irgendwie shaüen würden. (!)
In einem solchen Falle können um müssen derartige, von

Straße in der Nähe deS kleinen Hauses, seine Gespräche
mit Clara über den Verdacht, den auch sie theilte, und die
Gründe, welche das junge Mädchen zu ihrer plötzlichen Ab-
reise bewogen hatten.
Herr von Alt hörte in tiefster Aufmerksamkeit zu.
„Seltsam," sagte er, als Heldreich geendet, »höchst seltsam i
Ihr Verdacht, so widersinnig er mir im ersten Augenblick
schien, ist durchaus gerechtfertigl. Ich gestehe Ihnen, ich
hatte, als ich den Mord erfuhr, einen ganz anderen Ver-
dacht ; aber leider muß ich sagen, crwieS sich derselbe sofort
als unbegründet- Erinnern Sie sich vielleicht deS Datum-,
an welchem der erste Mordversuch de» Barons gegen den
Major spielte?"
„Gewiß. Es war d«? zwanzigste Februar."
Der Polizei-Lieutenant stand auf und rief durch die
Thür in ein Nebenzimmer „Werner, gehen Sie sofort
zum Polizeirath Siebold und fragen Sie, seit wie lange
der Dorenberg sitz!. Es kommt mir auf ta? genaue Da-
tum an. Beeilen Sic sich! -- So, jetzt erzählen Sie mir
von dem armen Kinde. W e ha' sic den entsetzlichen Schlag
ertragen?"
»Abn tzerr von Alt, ich wünsche jo sehr Ihren Rath "

»Der soll Ihnen werden, Herr Heldreich, sobald ich
die Antwort auf meine Anfrage beim Polizeirath Siebold
erhalten habe. Gedulden Sie sich nur einige Minuten."
»WaS hat aber diese Anfrage mit einem Verdacht zu
thun?"
»Darüber soffen Sie mich einstweilen schweigen. Ich
möchte selbst gegen einen solchen Schuft, wie dieser Doren-
berg, nicht ungerecht sein. Also erzählen Si« mir von der
armen Clara, an der ich den innigsten Antheil nehme. ES
ist wahrlich ein schöne» Zeichen für ihren Charakter, daß
sie unter keiner Bedingung alt Anklägerin gegen den Mörder
ihres Vater» auftreten will, daß sie diese natürliche Rache
vergißt, um die Wünscht de» Verstorbenen z» erfüllen I"
Heldreich mußte erzählen' Der Polizei-Lieutenant ließ
ihn gar nicht dazu kommen, irgend eine Frage zu thun,
soviel frag'e er selbst, und scheinbar nach den unbedeutend-
sten, mit der Msrdthat in keinem Zusammenhänge stehenden
Kleinigkeiten, so vergingen in einem Gespräch, dessen Zu-
sammenhang für Heldreich durchaus unklar war, wohl 10
Minuten bis der Polizist zurückkam.
»Nun. Werner, war giebt'«?" fragt» der Polizri-
Lieutenant.
 
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