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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Februar (No. 13 - 24)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0079
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wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag,
«nd Sartistaz.
Alle Postanstalten
und Baten nehmen Be«
stPungen an.



Amtsverkündigungsötatt für den Amis- und Amlsgerichlsöezirk Schwetzingen.



' Bierteljährl. Abonnement
Für'Z Wochenblatt 1 Mar
>0 Pfennioe.
Unterhaltungsblatt
35 Pfennige.
I n s e.r ate:
dre diergrspaltene G«r-
mondzcile ober deren Raum
12 Pfennig«.


Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kaasenstein L Dogler, Rudolf Waffe und H. A. Jaulte L Ko-, Süddeutsche KnnouceU'Grpediien
von K. Stöchhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Men, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ILger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

Die deutsche Kriegsflotte.
Einem längeren Artikel der „A. A. Z." über die
deutsche Kriegsflotte entnehmen wir folgende statistische No-
tizen, welche jedenfalls auch unsere Leser interessiren werden,
besonders da in Folge der neuesten Erlebnisse unserer zwei
deutschen Kanonenboote in den spanischen Gewässer vielfach
der deutschen Seemacht Erwährung geschieht.
»Es existiren bis jetzt von Panzerschiffen, diesem wich-
tigsten Bestandtheil der heutigen Kriegsmarine, nach welchem
der Wrrth und die Leistungsfähigkeit derselben im Allge-
meinen bcurtheilt zu werden pflegt, 3 Panzerfregatten („Kö-
nig Wilhelm", „Kronprinz", „Friedrich Karl"), dazu
treten in diesem Jahre hinzu: „Friedrich der Große",
„Preußen", „Kaiser," und „Deutschland", und im Herbst
1876 „der große Kurfürst". Aus diesen Angaben erhellt,
daß im Herbst nächsten Jahres ein Geschwader aus 8 Pan-
zerfregatteu gebildet werden kann. Die fünf zuletzt genann-
ten Panzerfregatten zerfallen in zwei Haupigattungen, die
sogenannten Panzerthurmschiffe („Friedrich der Große",
„Preußen", „Großer Kurfürst") und die Breitseit-Panzer-
fregatten („Kaiser" und „Deutschland"), beide zum Kampf
auf hoher See gegen Panzerfahrzeuge bestimmt, sowie zum
Widerstand gegen schwere Küsten- und Hafenbatterien.
Die beiden letztgenannten Fahrzeuge, welche nach über-
einstimmenden Primipien erbaut werden, finden in der russi-
schen Marine lein Schiff, das ihnen an Dimensionen,
Widerstandsfähigkeit und artilleristischer Ausrüstung eben-
bürtig wäre; in der englischen und französischen Flotte sind
es höchstens drei; dort „Sultan", „Hercules", „Monarch",
hier der „Frieüland", „Marengo" und „Suffren", welche
sich mit ihnen messm können, während die noch im Bau
begriffenen „Superb" und „Tsmöraire" (englisch) und der
„Redoutable" (französisch) ihnen überlegen sind. Die Ar-
mirung dieser schwimmenden Festungen von Eisen besteht
aus 8 zehnzölligen (26-Centimeter-Kanonen) in Batterie und
einer 21-Cenlimeter-Kano»e auf Deck. Die Panzerstärke
beträgt 10 Zoll, und der Panzer trägt bis 6 Fuß unter
Wasser noch 8 Zoll Dicke, wogegen der Vorder- und der
Hintertheil des Schiffes, der Erleichterung wegen, ungepan-
zert sind.
Die Schnelligkeit beträgt 3^/- Meilen in der Stunde.
Eine Salve aus sämmtlichen Geschützen würde hinreichen,
die Panzerwand der bis jetzt erbauten stärksten Panzer-
schlachtschiffe niederzuschmettecn. Aber auch die zuerst ge-
nannten Panzerthumschiffe mit je 4 Kanonen (auf jedem
der drehbaren Thürme 2 Stück) und mit zehnzölliger Pan-
zerung sind zu den stärksten Panzerschiffen in der europäi-
schen Kriegsmarine zu zählen.
Die zweite Kategorie der Panzerschiffe sind die Panzer-
Corvetten. Von denselben ist die „Hansa" bis jetzt allein

so weit in Bezug auf Bau und Ausrüstung gefördert, daß
ihrer Jndienstellung in diesen: Frühjahr kein Hinderniß im
Wege steht. Zwei andere Corvetten, welche si h in Bau
befinden und vorausichtlich nicht vor Ende nächsten Jahres
vollendet sein werden, haben eine von der vorigen abwei-
chende Construction und demgemäß auch eine andere Be-
stimmung. Sie sind zur offensiven Küstenvertheidigung und
zur Verwendung in den der deutschen Küste benachbarten
Meerestheilen bestimmt und führen daher auch den Namen
Ausfall-Corvetten.
Ueber den Zeitpunkt, bis zu welchem die außer diesen
drei genannten noch zu erbauenden drei Panzercorvetten in
Arbeit genommen werden sollen, ist noch nichts bestimmt.
Nächst den 6 Corvetten gehören noch zwei 2 Panzer-
fahrzeuge („Arminius" und „Prinz Adalbert"), Monitors
genannt, und 3 Kanonenboote, sowie die beiden Rhein-
Monitors, welche zur Vertheidigung der Rheinübergänge
und Festungen zwischen Mainz und Wesel bestimmt sind,
zur Panzerflotte.
Der Bau der 3 Panzsrkanonenboote wird erst im
lausenden Jahre begonnen werden. Sie erhalten eine acht-
zöllige Panzer und als Waffe ein 30-Centimeter-Geschütz.
Ihrer Verwendung an Küsten und im flachen Wasser hal-
ber erhalten sie nur sehr geringen Defgang und ganz be-
sonders handliche Sieuerungseinrichtungen.
Die in Koblenz in Friedenszsiten stationirten beiden
Monitors der Rhein-Flotills haben je 60 Matrosen und 6
Offiziere an Bord. In Kriege nehmen sie außerdem ein«
entsprechende Truppenabth-ilung auf. Jeder derselben ist
mit zwei 12 Centimetec-Geschiitzen ausgerüstet, die in einem
drehbaren Thurm, der mit einem 7zölligen Panzer geschützt
ist, aufgestellt wird. Von derselben Stärke ist auch der
Schiffspanzer. Ihr Tiefgang ist nicht gering genug, um
sie stromaufwärts über Mainz hinauf zu verwenden. Eben-
so wie die übrigen Kriegsschiffe weroen auch diese Fahr-
zeuge im Laufe des bevorstehenden Sommers Uebnngs-
fahrten und Execiiien mit ausgerüsteter Equipage unter-
nehmen.
Unter dem nicht gepanzerten Theil der deutschen Kciegs-
fahrzeugc nehmen wiederum die Corvetten den ersten Platz
ein. Nach dem Plan, sollen im Ganzen 20 Corvetten in
den Dienst der Flotte gestellt werden; zehn derselben befin-
den sich bereits in Thätigkeit; von den noch zu erbauenden
ist „Louise" soeben vollendet; die „Freya" wird im Herbst
seetüchtig und zur Indienststellung bereit sein. Beide sind
nach dem Master der amerikanischen Corvette „Albama",
welche im dortigen Secessionskriege genügte, um die Han-
delsschifffahrt der Union lahm zu legen, erbast. Außerdem
erhält die deutsche Schraubenfloite noch bis Ende 1876 Zu-
wuchs in der „Thusnelda" und dem „Hermann", die,

ihrer Ausrüstung nach, etwa dreimal so stark als die „Ala-
bama" seil, werden, und in vier weiteren gedeckten Cor-
vetten, deren Ban aber erst in diesem Jahre beginnt. Das
Eigeiithümliche in der Construction derselben besteht darin,
daß sie einen eisernen Schiffskörper erhalten, der mit Holz
verkleidet und dann mit Kupfer, und Zinkplatten bedeckt wird.
Dieses System entspricht dem durch die,, größere Fahrge-
schwindigkeit bedingten höheren Grade von Haltbarkeit, der
namentlich in dem geknpferlen Boden gegeben ist.
Auf dem Programm des FlottengründungSplanes fin-
den sih außerdem «och folgende Schiffarten vertreten: 6
Avisos (d. h. Schiffe die zum Recognosciren und Ueberbrin-
gen von Depeschen dienen, zu welchen Zwecken sie eine hohe
Geschwindigkeit besitzen), 18 Kanonenboote, 2 Artillerie-
schiffe, 3 Segelbriggs und 28 Torpedo-Fahrzeuge.
Die Kanonenboote sind alle vorhanden. Sie dienen
zur Vertheidigung der Küsten, werden aber auf weniger
wichtigen auswärtigen Stationen, und wo ein kleineres
Fahrzeug zur Repräsentation genügt, sine z. B. bei Kon-
stantinopel,, an der Sulinamündung, in Westindien, ver-
wendet.
Die Artillerieschiffe, von denen noch eins fehlt, sind
zum Einexicieren der Mannschaften ay Bord und zur In-
struction für die Bedienungsmannschaft der schwereren Schiffs-
geschütze aller Kaliber bestimmt.
Die drei Segelbriggs dienen zur Ausbildung den
Schiffsjungen zu Matrosen und sind im Kriege ohne Werth.
Am meisten im Rückstände befindet stch noch die Tor-
pedo-Floiille, welcher 22 Fahrzeuge fehlen.
Deutsche- Reich.
Seine Königliche Hoheit,der Großherzog habea Sich unter dem 30.
Januar d. I. gnädigst bewogen gefunden, dem Bürgermeister Anton
Leo in Säckingen das Ritterkreuz zweiter Klasse Hdchstihres Ordens vom
Zähringer Löwen zu verleihen.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben Sich unter dem 8.
d. I. gnädigst bewo.M gefunden dem Bezirksförster Albert Kintzinger
und dem DomLnenverwalter Alerander Walter, Beide in Konstanz, das
Ritterkreuz erster Kl isse Höchstihres Ordens vom Zähringer Löwen zu
verleihen. /
— In der Güterbeförderung wird mit dem 1. April
d. I. neben der Eilguibeföcderung eine Expreß-Güterbeför«
dernng ins Leben gerufen. Die neue Einrichtung besteht im
Wesentlichen darin, daß gegen Entrichtung dex ordentlichen
Gepäckiaxen bei den badischen Güterexpeditionen Gegenstände
jeder Art zur Beförderung aufgegeben werden können, inso-
fern sie nicht 1) unter die im A 43 des deutschen Betriebs-
reglements verzeichneten (überhaupt ausgeschlossenen oder nur
bedingungsweise zulässigen Gegenstände fallen, 2) einer zoll-
oder stcueramtlichen Behandlung unterliegen, 3) über 100
oder weniger als 5 Kilogramm wiegen, 4) wegen des de-

Feuilleton.
Aas Mdchen von Slraßöurg.
Nach Mittheilungen eines Preußischen Offiziers.
„Die packt, Herr Hauptmann, die packt und repirt am
Ziel, so gut, als hätte der liebe Herrgott in seinem Zorne
sic selber d'rauf geworfen" — das waren die Worte des
Oüerkanoniers Kräusler, der vorgebeugten Körpers, mit weit-
geöffneten Augen der Flugbahn seines Geschosses folgte, das
kometenartig einen feurigen Schweif hinter sich herziehend,
hinübersauste nach der Stadt und Festung, die wir nun nahe
an drei Wochen belagerten. — Es war eine jener wenigen
warmen, aber regenlosen Nächte gegen Mitte Septembers,
eine jener Nächte, die besonders dazu ausersehen zu sein
schienen, durch das kräftigste Bombardement Straßburg endlich
zur Uebergabe zu nöthigen: ein großartiges, aber schreckliches
Schauspiel. — Ununterbrochen krachte der Donner der Ge-
schütze aus den Battericen, die nach den beendigten Parallelen
in einem weiten Halbkreis um die unglückliche Stadt aufge-
pflanzt waren; selten, daß eines der Geschosse, welche feurige
Bogen an dem düsteren Himmel beschrieben, einmal ihr Ziel
Verfehlen, das oft auflodernde Feuersbrünße um so deutlicher

msrkirten; prasselnd, zerstörend, zündend schlugen die Geschosse
nieder auf die Punkte, welche die geschickte Richtung der Ge-
schütze sich ausersehen hatte; trotz der Entfernung und des
fortwährenden Dröhnens schwamm ein wirrer, dumpfer Ton-
wie ein gedämpfter Verzweiflungsschrei herüber an das Ohr
der Belagerer, und eine neue Fiammensäule, mit ihrer Lohe
die nächsten Häusergiebel erhellend, flackerte empor.
„Ja, sie Hut getroffen und eingeschlagen," antwortete
nach langer Pause der noch junge Offizier, an den die Worte
des Oberkanoniers gerichtet waren, „sie hat eingeschlagen,
und wer weiß, welches Glück, welches Leben sie zerschlagen
hat. Es ist genug für heute, Kräusler; Mitternacht ist
vorüber; das Feuer wird für heute eingestellt nach Ordre;
wir wollen herunter nach Schiltigheim und unser Lager auf-
suchen, da es uns heute einmal vergönnt ist, während die
Kameraden für uns wachen." — Nachdem er noch einige
Instruktionen erthcilt, erklang das kurze Kommando des Offi-
ziers „Antreten" — und wenige Minuten später zog eine
Abteilung der Mannschaft, welche den Dienst der Batterie
bis spät in die Nacht versehen hatte, zur ersehnten Ruhe.
Der Hauptmann Curt Nolten, eben der Führer jenes
kleinen Zuges, hatte das Glück gehabt, Quartier zu finden
in einem jener freundlichen Landhäuser, welche die Umgebung

von Schiltigheim und RupprechlSau so lieblich erscheinen lassen;
jetzt freilich standen sie meist verödet, wenigstens von den
Besitzern selbst verlassen. Trübe, und von Spinnweben um-
flort, starrten die Fenster gespenstisch hernieder auf das un-
gewohnte kriegerische Treiben; keine geschäftige Hand entfernte
den Staub von den Scheiben, in denen sich sonst die Abend-
sonne golden abspiegelte. Nur eine V lla machte eine Aus-
nahme und selbst jetzt in der dunkeln Mitternachtsstunde
schimmerte das Licht einer Lampe ungedämpft durch die Hellen
Fenster und warf seinen gastlicheinladenden Schein auf den
Pfad, den der Offizier mit den Seinen am Ende des Dorfes
rinschlug. Er war offenbar betroffen von dem Hellen Licht
zu dieser Stunde. Der Besitzer des Hauses, Herr Schöpflin
ein reicher Kaufherr aus Straßburg, bewohnte dasselbe aller-
dings. Er hatte Straßburg vor der Cernirung tnit seiner
Tochter verlassen, um voraussichtlichen Gefahren und Ent-
behrungen dort auszuweichen, hier aber sein Eigentum unter
den Schutz der ungebetenen Gäste zu stellen; er kannte die
Mannszucht und Ordnung deutscher Truppen zu gut, um
von ihnen etwas zu fürchten. Den Hausstand bildeten nur
noch eine junge Pariserin, Hortensc, bald Gesellschafterin,
bald Dienerin der Tochter, ein Diener, Namens Henri, eben-
falls aus Paris, und eine rlsässer Magd. — Bewohnt also
 
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