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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Februar (No. 13 - 24)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0063
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Erscheint
»tchkntlich »rei Mal:
Dienstag, D»nnerst«g,
»n» Samstag.
Alle Pistanstaltcn
im» B»ten nehmen Be-
st Hunzen an.

Amlsverkündigungsötatt tür den Amts-


adische Hopfenzeitung.

Bierteljährl. «tonnement
Für's Wochenblatt 1 Mar
50 Pfenniae.
Unterhaltungiblatt
L5 Pfennig'.
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die »ierg.spaltene Ear-
Mvnbzcile »der bereu Raum
IS Pfennige.

Allgemeiner Anzeiger für dis badische nnd bayerische Rhein Pfalz.
" Expedition, Druck und Verlag der L. W. M » r i e l l 'schen Buchdruckerei in Schwetzingen

No- 16» Dienstag, 9. Februar 1875. IX. Iahraanl!
Jr»s«r«t« von AuSwLrt» nehmen für uns auch entgegen di- Annoncen-Bureaux vH Kaaseustein L Dsaler, Rudolf Moste und eL c -

6. Die Friedensliebe der römischen Kirche.
Als die liberalen Abgeordneten Thonissen und Coudreur
im belgischen Landtage den Antrag auf völkerrechtliche
Schiedsgerichte stellte, bemerkte ein ultramoiitaneS Blatt:
Nur die Kirche hat die Macht, die vom Himmel gekommene
Verheißung: „Friede auf Erden" in Erfüllung zu bringen.
Es läßt sich nicht bestreiten, bis auf einen gewissen
Grad war der Friede das Ideal der Kirche. Der Papst
Jnnocenz III. hat dasselbe mit den schönen Worten verherr-
licht : „Der Friede ist die Wirkung der Liebe und die Liebe
ist das höchste Gebot des Christenthums. Gibt eS einen
größeren Widerspruch gegen diese Liebe, als die Streitigkeit
der Menschen? Kinder des Haffes sind die Quelle aller
Miffethaten und zerreißen alle Bande ver Zuneigung. Wird
Der Gott lieben, der seine Nächsten nicht liebt? Die Men-
schen zur Liebe und zum Frieden anleiten, das ist die erste
Pflicht dessen, der, wenn gleich unwürdig, der Stellvertreter
von Jesus Christus auf der Erde ist."
Wenn man aber die Augen von diesem wunderbaren
Bilde wegwendet auf die Reihe von Kriegen, Greueln und
blutigen Thaten, die man Geschichte der christlichen Kirche
nennt, so wird man gewahr, daß dem päpstlichen Lobgesang
auf den Frieden die wirkliche Politik der Päpste Hohn
spricht. Die Kirche preist ihre Mission, den Frieden zu
bringen und ihre Thaten find ein fortgesetzter Widerspruch
gegen die»e Verheißung.
Es erklärt sich das daraus, daß dar Ideal der Kirche
getrübt und verdorben worden ist durch den bösen Geist
kirchlicher Herrschsucht. Gregor VII. hat diesem Geist einen
Ausdruck verliehen : Indem Gott dem heiligen Petrus die
Gewalt verlieh, zu binden und zu lösen im Himmel und
auf Erden, hat er Niemanden ausgenommen. Er hat ihm
alle Fürstenthümer und alle Herrschaft verliehen über das
Weltall. Er hat ihn zum Herrn der Welt gemacht!
Jnnocenz lll. hat denselben Gedanken mit den Worten
verkündet: „Jesus Christus hat zugleich eine königliche und
eine priesterliche Herrschaft gegründet und er hat dem hei-
ligen Petrus diese zwiefache Herrschaft verliehe» über die
Erde und den Himmel." Noch im XVI. Jahrhundert hat
Papst Sixtus V. in störrischem Hochmuth erklärt: „Mr
(die Päpste) sind auf den höchsten Thron der Gerechtigkeit
erhoben und wir haben eine souveräne Autorität über die
Könige und die Fürsten und über alle Völker, kraft gött-
licher, nicht menschlicher Verheißung."
Der Friede ist daher für die Kirche nur die Folge der
Einheit der christlichen Welt und ihrer Unterwerfung unter
pen Papst. Wenn die Kirche den Frieden preist, so thut
de daS nicht aus Liebe zum Frieden der Völker, sondern
aus Herrschsucht. Wenn sie Widerstand findet bei den Völ-
Feuilleton.

Pie Waben.
(Fortsetzung.)
Anselm senkte den Kopf, er unterlag in dem Kampfe.
Dennoch fühlte er, daß das Schweigen ihn verderben könnte.
„Ich bin nur beschränkten Verstandes," sagte er, ,-aber
bin schon fünf oder sechs Mal bei den Gerichtsverhand-
lungen in Mende gewesen nnd niemals habe ich gehört, daß
Raben als Zeugen- citiri hat. Also wegen dieser Un-
m; Vögel halten Sie einen armen Bauer im Gefängniß,
nichts verlang», als an seinen Pflug zurückzukehrm?"
„Kein Anzeichen," antwortete der Richter, „so nnbe-
deutend eS auch scheinen »nag, darf von pflichtgetreuen Beamten
außer Acht geloffen werden. Manchmal führt unS ein Zufall
— Eofferouss-, kennen Sie dies?"
Einen scharfen Ton annehmend, zeigte Herr von Ribiöre
dein Bauer den Quadrupel, die beiden Doublonen und die
vier Piaster.
DaS war für Eofferouffe ein Blitzschlag. Es blieb ihm
nur die einzige Rettung: vollständiges Leugnen.
»Eie kennen diese Goldstücke nicht?"

kern oder den Fürsten, so steht sie nicht an, gegen die
Widerstrebenden alle Greuel des Kriegs zu entfesseln.
Der Kampf zwischen Kaiserthum und Papst erfüllt daS
ganze Mittelaller. Niemals waren die Kriege grausamer
und die Kirche griff unbedenklich zu den häßlichsten Mitteln,
um ihre Herrschaft zu behaupten. Das Papstthum reizte
die eigenen Söhne des Kaisers Heinrich IV. zur Empörung
wider den Vater und erklärte diese Empörung für den
Willen Gottes. Papst Urban II sprach aus. eS sei kein
Verbrechen , einen Excommunikante - zu erinordcn , wenn
das aus Eifer für die Kirche geschehe. Nicht einmal der
Tod versöhnte die Kirche. Ein Konzil verordnet-, daß die
Leichen rebellischer Bischöfe ausgegraben und verbrannt wer-
den sollten.
Das ist aber nicht das alleinige Gebrechen der kirch-
lichen Lehre. Wenn sie den Frieden vertheidigt, so geschieht
das nur zu Gunstei: derer, welche sich ihrer Autorität un-
bedingt unterwerfen, die nach ihrer Meinung allein auf
menschliche Rechte Anspruch haben. Gegen die Heiden und
gegen die Ungläubigen ist der Krieg erlaubt und eine hei-
lige Pflicht. Die Kreuzzüge bezeugen daS. Sie waren
Kriege voll wildem Haß und auf Ausrottung der Feinde
gerichtet. Den Ungläubigen wird kein Völkerrecht zugestanden.
Alle Greuel sind gestattet. Selbst die Frauen und die
Jungfrauen werden nicht verschont. Nicht einmal die Säug-
linge werden vor dem Morde bewahrt.
Ebenso wurde in Europa wider die Häretiker gewüthet.
Im 11., 12. und 13. Jahrhundert gab eS unzählige Men-
schen, welche sich wider die kirchliche Allgewalt auflehnten
Sie wurden in Frankreich, in Italien und in Spanien mit
Feuer und Schwert vertilgt. Wir wissen, mit welker ent-
setzlicher Grausamkeit Jnnocenz UI. gegen die Albigenser den
Kreuzzug führen ließ. Nicht einmal die Katholiken wurden
verschont, in Orten, welche von Häretikern vertheidigt wur-
den. Die ganze Bevölkerung wurde hingeschlachtet, weil eS
nicht möglich war, mit Sicherheit Gläubige und Ungläu-
bige zu unterscheiden.
Als die böhmischen Hussiten ihr Haupt erhoben, wur-
den von den Päpsten die Deuischen wider sie verhetzt und
Böhmen wurde verheert, wie früher Süd-Frankreich.
Als die deutsche Reformation siegreich sich verbreitete,
erregten die Päpste wiederum alle Völker wider dieselben
und wendeten von neuem die blutigsten uns grausamsten
Mittel an, sie zu unterdrücken oder zu beschränken.
Wenn die Ketzergericht; mit ihrer Tortur und ihrer
Verurtheilung nicht ausreichten. so wurde der Krieg zu
Hilfe gerufen. Der Mord der Reformirten in der Bartho-
lomäusnacht zn Paris wurde in ihrem Auftrag und mit
ihrer Billigung verübt. Der furchtbare 30jährige Krieg,
„Nein — nein — nichts! Ich weiß von nichts!"
„Und die§, kennen Sie dies ?" fügte der Richter hinzu,
indem er einen Zettel aus seiner Tasche zog und las:
„Ich bestätige, daß Herr Anselm Cosserousse am 4. Okt.
1826 mir eine Summe von 330 Francs gezahlt hat, welch-
er mir schuldig war.
Villefort, den 7. Novbr. 1826.
Andreas Servaz."
Unfähig, eine Antwort hervorzubringen, schien d.r Bauer
in dem Blick des Beamten zu lesen, der mit jeder Frage
einen neuen Abarund unter seinen Füßen öffnete. Er sah
sich bedroht und entlarvt.
Es war für ihn augenscheinlich, daß Mattes etwas
gesagt hatte, aber was? Schrecken, Zweifel, Angst zagen
vor den Augen des Unglücklichen vorbei, wie die Visionen
der Unterwelt oder des Schaffots. Er fühlte seine Qualev
sich verhundertfachen, aber er fand kein Vertheidigungsmittel
inmitten all' dieser Gefahren.
Die beiden Beamten verlängerten diese stumme Scene,
welche mehr verrieth, als jedes Geständuiß.
Endlich brach Herr von Ribi-re das Schweigen:
„Da Sie die Gegenstände, welche ich Ihnen zeigte,
nicht kennen, so will ich Ihrem Gedächtniß zu Hilfe kommen.

der Deutschland verwüstet hat, ist das Werk der kirchlichen
Herrschaft.
Die Ereignisse, die wir heute wahrnehmen, zeigen un-
widerleglich , daß daS heutige Papstthum ebensowenig als
das frühere vor den äußersten Mitteln der Gewa'l zurück-
scheut, und daß es ebenso rücksichtslos Blut vergieß». Wer
weiß nicht, daß der Ultramon'aniSmns, daß Rom zu dem
Kriege gedrängt hat, der 1870 und 1871 Frankreich rui-
nirt und verstümmelt Hai? Wer weiß nicht, daß das
Papstthum und sein Klerus jeden Augenblick bereit find,
einen zweiten Völkerkrieg zu entzünden, von dem sie hoff-n,
daß er dem Papste zu neuer Herrschaft über Rom und
einigen Quadratmeilen um Rom verhelfen konnte.
Trotz alledem behauptet die Kirche, sie habe Abscheu
vor dem Blutvergießen. „Loolssin oll sinöist » samzuins.*
Diese Heuchelei ist wo möglich noch abscheulicher als ihre
Grausamkeit und ihre Gewallthat. wenn es gilt, ihre Herrsch-
sucht zu befestigen und ihre Gegner auSzurottrn.

Deutsches Reich.
— Die Funktionen einer technischen Beamten für die
Geschäfte, welche die staatliche Förderung der Pferdezucht
zuin Gegenstände haben, wurden dein Herrn Obersttieutenant
a. D. v. CheliuS in Karlsruhe übertragen.
— Letzten Freitag, Abends 8 Uhr, hielt der national-
liberale Verein in Baden im Saale des Gasthauses zur
„Fortuna" eine Hauptversammlung ab. Auf der Tages-
ordnung stand: „Die bevorstehenden Wahlen."
— Wie daS „B. W." schreibt, wurde ein gewisser
Bürgermeister von N., welcher in Schwarzach über unsere
Regierung und Ministerium schimpfte, durch den dortigen
Gendarmen verhaftet und vor das Bezirksamt Bühl geführt,
von welchem er nach Aufnahme eines Protokolls wieder ent-
lassen wurde.
Stuttgart, 2. Febr. Der König empfing gestern
den Chevalier del Mazo, welcher ein Schreiben des König-
Alfons übrreichte, worin derselbe seine Thronbesteigung anzeigt.

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Ausland.
Wien, 4. Febr. Dem Vernehmen nach ist Don
Karlos sp-ziell aus jenen hoyen Kreisen, welche bisher von
Ö sterreich auS ihn mit Geld und Kredit unterstützen, freund»
lichst aber sehr enischieden der Rach ertheilt worden, den
nachgerade hoffauugsloS sih gestaltenden Kampf nicht biS
zum Äeußsrsten forisetzen, sondern unter den möglichä gün-
stigen Bedingungen — und es scheint bereit« gewiß zu sein,
daß diese B dingungen sehr günstig sein werden —- seinen
Frieden mit dem neuen Kömglhum zu machen. Ein acson»
derer Vertrauensmann ist mit dieser Sendung abgegangen
und wird seine Reise eventuell bis Madrid fortsrhen haben.
Diese spanischen Goldstücke bildeten einen Theil einer beträcht-
lichen Summe, die auf dem Markt von Vigan bei Marianno
Bedares umgewechselt wurde. Dies geschah am 4. September
acht Uhr Morgens zwischen Bedares und Ihrem Knecht
Perondi, welcher für 500 Franc! ein Pferd gekauft hatte.
Einige Tage später bezahlten Sie Ihren Eigenthümer, Herrn
Elauset, welcher manchmal zu seinen Bekannten sagt«: »Ich
zweifle, daß ich jemals bezahlt werde. Eofferouffe hat keinen
Sou und kein Korn Getreide." Zur selben Zeit haben Sie
Reparaturen an dem Hause vornehmen lassen, welches zur
Ruine zu werden drohte. Die Woche darauf kamen Eie
eine! Morgens zum Notar Berard und zahlten ihm 330
Francs. Sie glaubten, dieser sei Ihr Gläubiger) als Sie
hörten, eS sei Andres Servaz, zitter en Sie. Man hat Sie
gesehen."
„Wer, zum Teufel? Herr Berard hat mir den Rücke
zugedrehi!"
„Ja. vielleicht der Teufel," sagte ernst der Richter,
„wenn eS wahr ist, wie man versichert, daß die Vorledung
ihn manchmal zum Werkzeug gebraucht. Verstehen Sie jetzt
Alles, Cosserousse? Anstatt Sie zu fragen, habe ich geant-
worlet und gesprochen. Hier find Beweise, auch ohne die
Raben. Es giebt nur einen Weg für Sie, wenn Sir Ihren
Kopf retten wollen — ein reumüthigeS Geständniß."
 
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